Rezension

Netter Roman dem es leider an Tiefe und Ernsthaftigkeit fehlt

Deutsches Haus - Annette Hess

Deutsches Haus
von Annette Hess

„Deutsches Haus“ von Anette Hess ist wieder einmal ein Buch, bei dem es mir schwer fällt, eine klare Meinung zu finden.
Die Protagonistin Eva ist Übersetzerin für Polnisch und wohnt noch bei ihren Eltern zu Hause. Sie hat eine große Schwester, Annegret und einen kleinen Bruder, Stefan, ihren Eltern gehört eine Gaststätte. Eva hat einen Freund namens Jürgen Schoormann, welcher als eine besitzergreifende Person dargestellt wird. Jede der hier aufgeführten Personen hat ihr eigenes „kleines (oder größeres) Päckchen“ zu tragen, auf die ich versuche, nicht zu sehr einzugehen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, es wird nicht langweilig und die Personen erscheinen gut gearbeitet, wirklich runde Charaktere findet man allerdings nur zwei.
Man merkt deutlich, dass die Autorin bisher nur Drehbücher und keine richtigen Romane geschrieben hat. Sie versucht sich an einfachsten stilistischen Mitteln, die allerdings, um tatsächlich zu wirken, noch zu offensichtlich angewandt sind. Stilistisch ist noch einiges zu bearbeiten, ihre Bemühungen werden aber deutlich, man versteht, was sie meint, bzw. betonen möchte.

Das Buch ist aus fünf/sechs verschiedenen Sichtweisen erzählt, allerdings handelt es sich immer um auktoriale er/sie Erzähler, was die Erzählung etwas objektiver und unnahbarer macht. Eigentlich schade, da sich Anette Hess sich hier ein sehr wichtiges Thema ausgesucht hat, das man ruhig an sich ranlassen sollte.
Die Aufarbeitung des Themas ist ein Punkt, der mich etwas gestört hat. Zuerst sind nach einfachster Recherche banale Daten vertauscht worden (Der Besuch der Delegation des Prozesses findet Anfang Dezember 1964 statt, im Buch ist Weihnachten schon länger vorüber), dann werden mit den verschiedenen Sichtweisen auch noch verschiedene Erzählstränge verbunden und teilweise Begebenheiten wirklich an den Haaren herangezogen.(Ich beziehe mich hierbei auf die Vergangenheit des Vaters und den kompletten Erzählstrang, der sich um Anette dreht.)

Die Erzählstränge wurden durchaus gut verknüpft, aber sie sind unnötig und dem Thema nicht angemessen. Wenn man sich für ein Thema wie die Auschwitz-Prozesse entscheidet sollte man sich vorher überlegen, es mit dem nötigen Respekt zu behandeln und nicht unnötige Erzählstränge darum zu spannen, die den Leser erstens ablenken und die Prozesse zweitens als unwichtig erscheinen lassen.
Ich würde „Deutsches Haus“ durchaus als ein gutes Buch weiterempfehlen, aber es ist nichts für Leute, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen wollen. Das Buch ist ein schöner Roman, dem leider die gewisse Tiefe fehlt, um als ernsthaft zu gelten.