Rezension

Über Musik und die Macht der Freundschaft

Find mich da, wo Liebe ist - Anstey Harris

Find mich da, wo Liebe ist
von Anstey Harris

Bewertet mit 4 Sternen

Grace lebt in Kent, repariert dort in einem kleinen Laden Instrumente und führt ein sehr beschauliches Leben. Nur ein Geheimnis hat sie: David. Seit acht Jahren führen sie eine Beziehung, pendeln zwischen Kent und Paris und können immer noch nicht Seite an Seite jeden Tag nebeneinander aufwachen. Denn David ist mit einer anderen Frau verheiratet. Als eines Tages alles um Grace droht zusammenzubrechen, wird sie aufgefangen von Nadja, ihrer siebzehnjährigen Aushilfe, und Mr. Williams. So verschieden die drei auch sind, so wachsen sie doch immer mehr zusammen. 

Zugegeben, dieses Buch hätte ich wahrscheinlich nicht gelesen, wenn eine Freundin nicht darauf bestanden hätte. Und es wäre wirklich unglaublich schade gewesen, denn die Geschichte um Grace ist so viel mehr als ich auf Grund des Klappentextes vor Beginn annahm. Denn Geschichten, in denen Partner betrogen werden, lese ich an sich grundsätzlich nicht. Dieser Aspekt war mir zu Beginn des Buches ein großer Dorn im Auge, doch je mehr ich las, desto milder gestimmt wurde ich, desto mehr verlor ich mich ganz in der Geschichte und genoss die ruhige, fast poetische Atmosphäre rund um das Leben von Grace.
Grace ist eine tolle Protagonistin gewesen, die sehr besonnen wirkte und durch ihren Beruf mir gänzlich neue Einblicke in die Musikwelt eröffnete. 
David konnte auch mich schnell für sich einnehmen, denn die Erzählperspektive aus Grace Sicht ließ ihn strahlen und ihre Liebe war förmlich spürbar. Doch je weiter die Geschichte fortschritt, desto mehr wuchs Abneigung ihm gegenüber in mir. 
Die Nebencharaktere – allen voran natürlich Nadja und Mr. Williams – konnten mich absolut begeistern. Das Dreiergespann aus diesen vollkommen verschiedenen Menschen, die dann wieder so gut miteinander harmonieren wie die unterschiedlichen Instrumente in einem Orchester, gefiel mir sehr gut. 
„Find mich da, wo Liebe ist“ ist für mich kein Buch über die Liebe per se. Viel mehr geht es um Selbstfindung, das Bekämpfen und Bezwingen von Ängsten, den Umgang mit Schicksalsschlägen und um die Macht von Freundschaft. Von daher gefallen mir Titel und Cover der deutschen Ausgabe eher weniger.
Der Schreibstil ist wirklich toll, so bildreich und poetisch. Auf Grund des Schreibstils werde ich die Autorin auf jeden Fall im Blick behalten. 
Vor allem in Erinnerung behalten werde ich die ganze Bezüge zur Musik, die vielen Erläuterungen zum Bau von Instrumenten und den Feinheiten der unterschiedlichen Musikinstrumente. 
Ich bin meiner Freundin sehr dankbar, dass sie mich quasi dazu gedrängt hat, diese Geschichte zu lesen, die eine Bereicherung für meinen Alltag darstellte und für mich wahrlich der Inbegriff für eine gelungene Sommerlektüre darstellt.