Rezension

wieder ein spannender, komplexer Thriller aus dem Shepherd-Universum.

Ich bin der Zorn
von Ethan Cross

Bewertet mit 4 Sternen

Ethan Cross – Ich bin der Zorn, 4

 

In einem Hochsicherheitsgefängnis in Arizona ereignet sich ein Amoklauf. Eigentlich unmöglich, denn das rundum technisch ausgestattete Gefängnis besitzt eine hochsensible Software die eine Gewaltbereitschaft sofort erkennt und eliminiert.

Als der Täter gestellt wird, schweigt dieser. Schnell erkennt Marcus Williams das mehr hinter dem Amoklauf stecken muss und bittet seine Vorgesetzten den inhaftierten Serienkiller Francis Ackerman Jr undercover in das Gefängnis einzuschleusen. Auf seine ganz spezielle Art ermittelt Ackerman und bringt nicht nur verschiedene Gruppierungen von Gefängnisinsassen und der Staatsgewalt gegen sich auf, sondern muss sich auch noch einem tödlichen Killer stellen, der ihm immer zwei Schritte voraus ist.

 

„Ich bin der Zorn“ aus der Feder von Ethan Cross ist der vierte Band der Shepherd-Reihe. Auch dieser Thriller lässt sich flüssig lesen und wird schnell zum Pageturner, konnte mich aber nicht ganz so fesseln wie der direkte Vorgänger.

Auch hier gibt es ein hohes Tempo, viel Spannung, Action und eine gute Portion Humor mit einigen schlagfertigen Dialogen. Wer bereits Thriller des Autoren gelesen hat, weiß, dass die Story im Großen und Ganzen ein wenig übertrieben und nicht gerade realitätsnah erscheint, dennoch hat auch dieses Buch mir ein paar tolle Lesestunden und eine kurzweilige Story gebracht.

 

Die Charaktere wirken wieder lebendig und gut ausgearbeitet. Auch wenn ich gerne mal mehr zu den Nebenfiguren wie Andrew oder Maggie erfahren möchte, wird der Fokus weiterhin auf die Entwicklung von Marcus und Ackerman gelegt.

Während Maggie mich in den letzten Bänden eher etwas gelangweilt hat und ich fast schon ein distanziertes Verhältnis zu ihr hatte, konnte sie mich in diesem Band wieder etwas näher an sich binden. Da ist sie ja wieder, die schlagfertige Frau, die mir im ersten Band ein wenig von sich zeigen konnte. Zusammen mit Ackerman muss sie die eine oder andere Gefahrensituation überstehen, lässt sich dabei aber nicht manipulieren und greift dazu noch tief in die Trickkiste.

Ackerman ist... Ackerman. Charismatisch, brutal und intelligent. Seine Ausbildung zum Serienkiller lässt ihn etwas übermenschlich erscheinen, er scheint alle bzw. fast alle Situationen gut im Griff zu haben, und mit seiner lässigen, provozierenden Art ist er schnell zum Serien“Liebling“ geworden. Ich finde es gleichzeitig erschreckend und faszinierend, wie er die Story für sich arbeiten lässt. Ein wenig schade finde ich, dass er immer wieder auf die Versprechen herumreitet, die er Marcus gegeben hat. Ein bisschen wirkt es so, als wenn er an die Kette gelegt wird. Ich hoffe doch sehr, dass im nächsten Band mehr Spielraum für ihn übrig ist.

Ich mag Marcus, aber ich habe das Gefühl, das er mit jedem Band distanzierter wird. Ja, er hat schwer daran zu knacken, was sein Vater mit ihm gemacht hat und dann gibt es ja auch noch seinen Sohn. Aber nehmen wir zum Beispiel die Beziehung zu Maggie, ich persönlich kann mir die beiden immer weniger mit einem Happy End vorstellen, und so wirklich zusammenpassen tut die Geschichte um die beiden nicht wirklich. Immer wieder stellt sich Marcus die Frage, ob er ebenfalls ein Monster ist. Ich bin auf eine Weiterentwicklung gespannt, im Moment habe ich eher das Gefühl, dass diese stagniert.

 

Das Setting finde ich großartig. Ackerman undercover in einem Hochsicherheitsgefängnis, dass er bereits kurz nach seiner Ankunft auf Herz und Nieren überprüft. Ich mag das der Autor sich immer wieder etwas neues einfallen lässt.

Ja, die Handlung ist gewalttätig und brutal, aber ich habe nichts anderes von diesem Thriller erwartet, wer also bereits Bücher von Ethan Cross gelesen hat, wird wissen worauf er sich einlässt. Wer noch keins gelesen hat, sollte erst mal „Ich bin die Nacht“ lesen, um sich nicht zu spoilern. Die Bücher sind zwar in sich abgeschlossen, aber die Grundgeschichte wird fortgeführt.

Mich konnte auch der vierte Band der Shepherd-Reihe überzeugen, von daher gibt es eine Leseempfehlung.

 

Das Cover passt zur Reihe, ist diesmal in braun gehalten.

 

Fazit: wieder ein spannender, komplexer Thriller aus dem Shepherd-Universum. 4 Sterne.