Rezension

ziemlich viele ernste Themen für eine Komödie

Wir treffen uns im nächsten Kapitel -

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
von Tessa Bickers

Bewertet mit 3 Sternen

„Erlösung bedeutet manchmal mehr als nur zu sagen, dass es einem leid tut: Es geht auch darum, die Fehler, die man begangen hat, wiedergutzumachen. Die beste Form der Entschuldigung besteht darin, ein besserer Mensch zu werden.“ (37%, 12. Kapitel)

Erin ging mir schon von Anfang an gehörig auf den Geist, und das liegt nicht an ihrer Kleidung, die sie zu Beginn der Geschichte trug. Sie hat depressive Tendenzen, jammert viel, hasst ihre Arbeit und tut nichts dagegen. Sie „vögelt“ mit ihrem Mitbewohner Callum und trinkt ziemlich viel Wein. Doch im Laufe der Geschichte wird klar, warum sie so ist. Sie hatte es als Jugendliche nicht leicht, hat Verlustängste und kann niemandem vertrauen. Und zu allem Überfluß ist ihre beste Freundin vor drei Jahren gestorben. Trotz ihrer Bücherliebe ist sie mir weiterhin unsympathisch.

 

James war mir da etwas sympathischer, weil er eher der stille Typ ist. Auch er ist unzufrieden mit seinem Leben, aber er kümmert sich um seine Mutter, wenn es ihr schlecht geht. Sie hat Borderline und er fühlt sich dafür verantwortlich. Seine Vorstellungen von einem guten Leben sind so festgefahren, daß er mehr in der Vergangenheit lebt, statt nach vorne zu schauen.

 

Und dann gibt es noch den Bücherschrank, der Eileen gewidmet ist. Erin kündigt ihren Job und mistet ihr Zimmer aus und bringt ungeliebte Bücher in diesen Schrank. Doch leider auch eines ihrer Lieblingsbücher, das voll mit Anmerkungen ist. Jeden Tag läuft sie zu Eileen, in der Hoffnung, ihr Buch wieder zu finden. Und tatsächlich, eines Tages ist es wieder da. Und jemand hat ihre Anmerkungen kommentiert. Es entwickelt sich ein interessanter Austausch zwischen Mystery Man und Kritzelqueen, zunächst über die Figuren und Geschichten, doch mit der Zeit wird es immer persönlicher.

 

Dieses Buch hat mich Höhen und Tiefen erleben lassen. Erin bleibt mir bis zum Schluß unsympathisch, obwohl sie sich gebessert hat. Doch der erste Eindruck von jemandem, der sein Leben nicht im Griff hat, ist geblieben. Obwohl sie so Literaturvernarrt ist und die beiden hauptsächlich Klassiker lesen (z.B. Große Erwartungen, Sturmhöhe), kommt mir Erin ziemlich vulgär vor. Auch die Spitznamen der beiden habe ich nicht so recht in Einklang mit dem Bild der Klassiker-Leser in Verbindung bringen können.

Doch am Ende wurde alles gut, die Geschichte hat mich bis zum Ende gefesselt und alle Themen, die aufgekommen sind, wurden mit viel Gefühl behandelt. Und es waren eine Menge, die gar nicht so gut in eine Komödie passen. Nichtsdestotrotz ist es ein wunderbares Buch, nicht nur für Buchliebhaber oder Klassiker-Leser.