Rezension

(zu ) viel bleibt offen

Der Fluss - Deine letzte Hoffnung - Josh Malerman

Der Fluss - Deine letzte Hoffnung
von Josh Malerman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Malorie ist schwanger als sich die Schreckensnachrichten über blutige Selbstmorde häufen. Alle Menschen verstecken sich in ihren Häusern, verhängen und vernageln Fenster und Türen, denn betroffen ist nur, wer etwas sieht. Und so kämpft sich Malorie lange Zeit nahezu blind durchs Leben.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt: Zum einen erfährt der Leser, wie es Malorie erging, als die Katastrophe anfing und wir sich ihr Leben in der Folge entwickelte. Gleichzeitig bekommt man einen Einblick, was sie nun, vier Jahre später, tut. Beide Erzählzeiten wechseln sich ab und oft ergänzen und erklären die Rückblicke aktuelle Gedanken und Ereignisse.

Dabei wird in der dritten Person erzählt. Obwohl es hin und wieder Einblicke in Malories Gedanken gibt, ist der Erzählstil eher distanziert und beobachtend, eher kühl als emotional – wie es auch Malorie sein muss, um die harten Zeiten zu überstehen.
Die Grundidee des Buches gefällt mir gut und auch die unnahbare Erzählart passt dazu, auch wenn sie es schwer macht, vorhandene Emotionen nachzuempfinden.

Aufgrund der zwei Zeitebenen geht etwas Spannung verloren, da man bei einigen Ereignissen bereits früh vorhersehen kann, wie sie ausgehen – wer überlebt, wer stirbt, denn Malories aktuelle Situation gibt Aufschluss darüber.
Viele Dinge werden sehr detailliert geschildert. Da Malorie sich oft ohne das Sehen zurechtfinden muss, werden ihre anderen Sinn geschärft und die Höreindrücke genau beschrieben.

Dabei machen die bildhaften Beschreibungen auch bei den vielen blutigen Szenen nicht halt, sodass das Buch auch einen gewissen Ekelfaktor besitzt.
Obwohl es viel Potential mitbringt – interessante Grundhandlung, mysteriöse Ereignisse, schwer einschätzbare Charaktere und den Ekelfaktor – konnte mich das Buch nicht richtig packen. Zum einen wäre mir eine chronologische Erzählweise lieber gewesen, bei der nicht schon einige Handlungsteile vorweggenommen wären, zum anderen ergeben sich im Verlauf der Handlung einfach Dutzende Fragen, die unbeantwortet bleiben. Der große Knall zum Ende bleibt aus, stattdessen wirft dieses eher noch mehr Fragen auf und lässt mich mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch relativ zügig gelesen, da ich immer neugierig war, wie es weitergeht und wohin das Ganze führen soll.

Interessante Handlung, die letztlich zu viele Fragen offen lässt. Der distanzierte Erzählstil verhindert, dass man sich richtig in die Geschichte einfinden kann und Malorie wirkt in vielen Situationen auch nur bedingt sympathisch. Spannend, aber nicht fesselnd.