Rezension

Beängstigend realistisch!

Breathe - Gefangen unter Glas - Sarah Crossan

Breathe - Gefangen unter Glas
von Sarah Crossan

Inhalt

In einer Welt, in der die Wälder gerodet und das Plankton abgestorben sind, ist der Sauerstoffgehalt so gering, dass die Menschheit gezwungen ist, unter Glaskuppeln zu leben. In diesen werden sie mit künstlichem Sauerstoff versorgt und auf einem existentiellem Niveau von dem Konzern BREATHE kontrolliert.

Charaktere

Bea ist eine sogenannte "Second". Ihr Bestreben liegt darin, einen Job bei BREATHE zu ergattern - eine der wenigen Möglichkeiten, jemals zum "Premium" aufzusteigen - um sich un ihrer Familie ein besseres Leben zu bieten.
Ihr bester Freund und heimliche große Liebe, Quinn, ist ein solcher Premium. Ihre Eltern hoffen auf eine Hochzeit - die andere Möglichkeit, ein Premium zu werden - doch Quinn sieht in ihr nie mehr als eine gute Freundin.
Quinn hat es in seinem Leben nie an irgendetwas gemangelt. Im Gegensatz zu anderen Premiums verachtet er die Seconds nicht, aber natürlich begreift er nicht, was es bedeutet, gerade genug Sauerstoff zum Leben zu haben. Allgemein ist er so realitätsfremd, dass er geradezu dümmlich naiv wirkt. Immerhin schafft er es, Bea die ein- oder andere Annehmlichkeit zu bieten, ohne ihr ein Gefühl von Bedürftigkeit zu geben. So hat er zum Beispiel einen Ausflug ins Ödland organisiert - kann ja keiner ahnen, dass Quinn sich ausgerechnet in eine Rebellin verguckt.
Alina ist als ganz normale Second aufgewachsen bis die Rebellen auf sie aufmerksam geworden sind. Seitdem ist ihr erklärtes Ziel, die Welt zu retten, indem sie dabei hilft, Bäume zu pflanzen. So romantisch das auch klingen mag, so gefährlich ist es in Wirklichkeit. Der Konzern BREATHE geht strikt gegen die Rebellen vor - immerhin ist deren Existenzgrundlage eine sauerstoffarme Welt. Je länger Alina dabei ist, desto skrupelloser wird sie. Wie praktisch doch so ein vernarrter Premium ist, wenn man dringend aus der Kuppel raus muss... 

Eigene Meinung

"Breathe - Gefangen unter Glas" von Sarah Crossan ist die wohl authentischste und erschreckendste Dystopie, die ich jemals gelesen habe.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Bea, Quinn und Alina erzählt. Der Schreibstil ist sehr leichtgängig, der Lesefluss wird selten gestört. Beschreibungen konzentrieren sich mehr auf die Umgebung als die Menschen.
Die Charaktere waren für mich ein richtiger Störfaktor. Mit keinem wurde ich so richtig warm, genauso wenig konnte ich mich in sie hinein versetzen. Bea war noch die angenehmste Persönlichkeit, dafür war Quinn ein richtiges Weichei. Alina war schlicht unsympathisch und Jazz war nicht nur nervig, sondern auch gruselig.
Die Geschichte besticht durch ihre Authentizität. Das Gesellschaftskonstrukt kann man sich gut vorstellen und es stimmt den Leser schon nachdenklich. Leider waren dafür manche Szenen umso berechenbarer und unglaubwürdig. Da mich die Charaktere nicht wirklich für sich gewinnen konnten, war mir ihr Schicksal leider auch ziemlich egal.
Die emotionale Ebene war unglaublich schwach. Meinetwegen muss eine Dystopie nicht auf einer Liebesgeschichte aufgebaut werden, dann sollte man das aber bitte ganz rauslassen. Immerhin verlief die Dreiecksgeschichte anders als gewohnt, aber es wäre doch wirklich schön, wenn mal ganz darauf verzichtet werden würde.
Die Einteilung in 5 Teile ist ja schön und gut, aber die Titel wecken leider völlig falsche Vorstellungen. Vor allem "Die Schlacht" war der reinste Witz.

Fazit

Sarah Crossans "Breathe - Gefangen unter Glas" war für mich eine ziemliche Enttäuschung. Vom Spannungsbogen her kann sie sich nicht mit anderen messen, dafür überzeugt Crossan mit der wohl glaubhaftesten dystopischen Gesellschaft. Dieses Buch lässt den Leser nachdenklich zurück und hätte dafür die Höchstpunktzahl verdient. Leider sind die Charaktere so unsympathisch, dass mich ihr Schicksal kalt ließ. Somit verbleibe ich mit 4/5 Büchern - es wäre einfach nicht fair, diese Idee nicht zu würdigen.