Rezension

Bedenke die Tragweite

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Jungen und ein renommiertes Internat in dem Freundschaft noch groß geschrieben wird. Die Schüler der Abschlussklassen bewohnen in ihrem letzten Schuljahr einen eigenen Trakt des Irving-Internats. Kurz bevor sie die Schule letztendlich verlassen, erfahren sie wer im darauffolgenden Jahr ihr Zimmer bewohnen wird. Ihrem Nachfolger hinterlassen sie einen geheimen "Schatz", der die Neuankömmlinge "begrüßen" soll.
Duncan, der das Zimmer von Tim erbt, findet dort neben einem dunklen, kleinen Raum lediglich einen Stapel CDs. Die Enttäuschung ist groß. Weder freut er sich über den Grundriss seines neuen Zimmers noch über die Musik CDs von Tim. Alles was er wollte war ein entspanntes letztes Schuljahr zu verbringen und die Dinge aus dem letzten Winter vergessen.
Den Tonträgern, die in erster Linie nichts mit Musik zu tun haben, aber liegt ein Brief bei . Tim hat für Duncan seine Erlebnisse des vergangenen Jahres aufgenommen. Der Junge möchte ihm von seiner Vorgeschichte erzählen, dem Erlebnisse wie er Vanessa kennengelernt hat und wie alles im Winter überhaupt so weit kommen konnte. Dadurch möchte er Duncan die Chance geben aus seinen Fehlern zu lernen. Sein Zimmernachfolger soll es besser machen als Tim selbst, denn für ihn ist es bereits zu spät.

LaBan lässt ihre Geschichte aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten Tim und Duncan erzählen. Die beiden wechseln sich kapitelweise ab sowohl die Geschehnisse aus der Vergangenheit bzw. der Gegenwart als auch ihre Gefühle zu schildern. Das bringt den Leser sehr nahe an die beiden Figuren. Sich mit ihnen zu freuen, zu lachen, Angst zu haben, traurig oder enttäuscht zu sein fiel mir daher nicht schwer. Anfangs, würde ich sagen, war ich mehr auf Tims Seite und seiner Gefühlswelt. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass Duncan auch ein sympathischer Charakter ist, auf den man zählen kann. Ein Jugendlicher mit Format eben.
Die beiden Jugendlichen haben, wenn man es sich genau bedenkt, einige Gemeinsamkeiten bzw. weißen ihre Geschichten Parallelen auf. Doch das würden die zwei vermutlich nie zugegen. So ist z.B. jeder, auf seine Art, bemüht nicht negativ aufzufallen, sich zunächst an die Vorschriften zu halten und relativ unbehelligt durch den Alltag zu kommen. Dafür stellen die Heranwachsenden ihre Gefühle und Bedürfnisse auch gerne einmal hinten an. Hinzu kommt, dass es mit dem Selbstvertrauen, vor allem natürlich bei Tim, leider nicht weit her ist. Sie haben kein Vertrauen in ihr eigenes Handeln und das obwohl sie so viel Charakterstärke besitzen.
Im weiteren Verlauf der Geschichte lässt die Autorin die Jungs dann aber eine enorme Entwicklung hinlegen. Beide wachsen sozusagen an ihren Herausforderungen und Duncan schafft es sogar aus Tims Fehlern zu lernen.
Natürlich gibt es auch hier die Gegenspieler zu den, wie ich sie bezeichnen würde, "Guten". Dabei denke ich vor allem an Tims Mitschüler Patrick, der, Verzeihung, wahrlich ein "Vollidiot" ist. Seine Unzulänglichkeiten schafft er hervorragend sowohl durch sein gutes Aussehen als auch durch seine Überheblichkeit zu überdecken. Die meisten fallen auf ihn herein und folgen ihm bedingungslos.
Aber nicht nur die Hauptakteure sowie deren Entwicklung finde ich sehr glaubhaft kreiert bzw. aufgebaut. Nein, auch die "Nebendarsteller" sind Elizabeth LaBan toll gelungen. Mein Lieblingscharakter in dieser Hinsicht ist Kyle. Zum Schluss ist es ihm egal was Patrick von ihm hält. Endlich macht er das, was er für richtig hält und steht Tim zur Seite."So wüst und schön sah ich noch keine Tag" ist Elizabeth LaBans erster Jugendroman der, wie ich finde, auch für Erwachsene einige Aspekte zum Nachdenken bietet.
Bereits jetzt kann ich schreiben, dass dieser Roman ein absolutes Highlight meines Lesejahres 2016 ist oder sagen wir sein wird.

Fazit:
Tolle Handlung, tolle Charaktere, toller Aufbau der Geschichte. Einfach ein MUST-READ!!!