Rezension

Poetisch, tragisch und unterhaltsam

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Kurzbeschreibung
Am Irving-Internat ist es Tradition seinem Zimmernachfolger einen „Schatz“ zu hinterlassen. Duncan findet mehrere besprochene CDs von seinem Vorgänger Tim, der ihm seine Geschichte erzählt.
Tim, der Außenseiter an der Schule, verliebt sich in Vanessa. Mit ihr kann er lange Gespräche führen, riskiert dafür Schulverweise und hat das Gefühl, endlich akzeptiert zu werden. Doch Tim traut sich nicht über seine Gefühle zu sprechen und gerät immer mehr in einen Strudel aus Angst und Lügen, bis etwas Schreckliches passiert.

Eindruck
Elizabeth Laban erzählt in diesem Jugendroman eine Geschichte über die drei Internatsschüler Tim, Vanessa und Duncan.
Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven in der Vergangenheit als Form eines Tagebuchs und in der Gegenwart erzählt.
Den Erzählstrang aus der Vergangenheit übernimmt Tim, der aufgrund seines Aussehens, als Außenseiter gilt.
Er leidet an einer Pigmentstörung (Albinismus), grenzt sich dadurch selbst oft aus und findet in der Freundschaft zu Vanessa endlich den Halt, den er lange gesucht und vermisst hat. Unglücklich verliebt sucht er stets ihre Nähe, obwohl er weiß, dass es über eine Freundschaft kaum hinausgehen kann.
Der zweite Erzählstrang wird von Duncan übernommen, der ebenfalls in diesem Internat lebt und Tim und Vanessa kennt. Als er in Tims ehemaliges Internatzimmer zieht, findet er die von Tim hinterlassenen CDs vor, auf denen er die Geschichte von ihm und Vanessa erzählt.
Der Fokus beider Erzählstränge richtet sich auf ein tragisches Ereignis, das erst zum Schluss der Geschichte ans Licht kommt.
Dadurch wird der Spannungsbogen zwar immer wieder aufgenommen, dennoch plätschert die Geschichte hauptsächlich in einem ruhigen, gleichmäßigen Ton vor sich hin.

Figuren
An sich fand ich die Personenbeschreibung sehr interessant. Sie wurde dem Alter der Protagonisten gerecht, jede Figur stach für sich heraus.
Vanessa und Tim wirkten zunächst glaubwürdig auf mich, dann jedoch nach einiger Zeit eher völlig überzogen in ihren Handlungen, manchmal auch ziemlich anstrengend.
Einzig allein mit Duncan konnte ich sympathisieren und gerade sein Part in dieser Geschichte gefiel mir am besten.

Sprecher
Beide Sprecher haben dieses Hörbuch perfekt vertont und schaffen es, den Zuhörer völlig an sich zu binden.
Andreas Fröhlich übernimmt mit seiner ruhigen, rauen und klangvollen Stimme den Part von Duncan.
Als dritte Person erzählt er Duncans Geschichte in der Gegenwart.
Nicolas Artajo passt mit seiner jungen und dynamischen Stimme ebenfalls sehr gut in die Perspektive von Tim hinein.

Spieldauer
Mit ca. 4 Stunden und 55 Minuten handelt es sich um eine gekürzte Fassung.
Für mich persönlich fielen die gekürzten Stellen nicht ins Gewicht.

Fazit
„So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ ist ein wunderschöner und poetischer Titel zu einer tragischen Geschichte, die ebenfalls interessant und unterhaltsam ist, mit einigen Botschaften wenn man zwischen den Zeilen liest beziehungsweise hört.
Das Ende an sich war gut gelöst, jedoch konnte es meine Erwartungen nicht ganz erfüllen, was wahrscheinlich an all den versteckten Anspielungen lag, die immer wieder in die Handlung hineingeworfen wurden.