Rezension

Tragisch schönes Jugendbuch

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Ein lesenswertes und liebevoll umgesetztes Jugendbuch.

***Inhalt***
Duncan geht auf die Irving School, ein Internat. Sein letztes Schuljahr fängt nun für ihn an und es ist Tradition, dass die Schüler des Abschlussjahrgangs ein Einzelzimmer beziehen dürfen. Die Vorbewohner hinterlassen als eine Art Willkommensgeschenk einen "Schatz", was alles Mögliche sein kann. Duncans Vorgänger war Tim, mit dem ihn ein tragisches Ereignis verbindet. Und Tim hat Duncan CDs hinterlassen, auf denen er erzählt hat, wie es zu diesem Ereignis gekommen ist.

***Meine ausführlichere Meinung***
Die Geschichte wechselt zwischen den CD-Aufnahmen von Tim (erzählt in Ich-Form für Duncan) und Duncan (als personaler Erzähler). Man weiß, etwas Tragisches ist passiert, aber was genau, erfährt man erst am Schluss. Außerdem spielt ein Englischaufsatz zum Thema Tragödie, den alle Schüler als eine Art Abschlussarbeit verfassen müssen, eine große Rolle.

Tim ist ein Außenseiter und Albino. Das fand ich sehr interessant, hatte ich doch bislang nie ein Buch mit einem Albino als Hauptcharakter gelesen. Man hat so einiges über die Tücken des Alltags erfahren und Tim habe ich unglaublich schnell lieb gewonnen. Tims Erzählungen drehen sich zum großen Teil um Vanessa, eine Mitschülerin, mit der er befreundet und in die er auch unheimlich verliebt war. Tim ist Duncan gegenüber sehr offen und ehrlich, zeigt eine ganze Bandbreite von Gefühlen, und geht doch auch immer wieder auf Duncan ein.

Schön fand ich auch, wie Duncan zunächst auf die CDs reagiert hat, dann total von ihnen gefangen genommen wurde, dann mal eine Pause einlegte. Die CDs bewegen ihn unter anderem dazu, dass er seinem Schwarm Daisy gegenüber aktiv wird. Daisy blieb für mich recht blass und auch Duncan spielt fast eine Nebenrolle - die Bühne gehört Tim.

Gelungen auch die Anspielungen bzw. Informationen über die Tragödie an und für sich - ich kann mir vorstellen, dass viele junge Leserinnen und Leser (ähnlich wie die Hauptfiguren) einiges daraus lernen und auf ihr eigenes Handeln und Tun anwenden können.

Der Sprachstil ist ebenfalls ganz angenehm gewesen. Viele Nebenfiguren blieben für mich dann doch ein wenig zu einfach gezeichnet, etwa der Englischlehrer Mr. Simon oder Vanessas Freund Patrick. Und auch der Schluss - die Aufdeckung des tragischen Ereignisses - war durch zahlreiche Anspielungen keine Überraschung gewesen. Vieles blieb offen, was mir ganz gut gefiel. Aber doch endete es mir dann irgendwie zu abrupt.

***Fazit***
Vier verdiente Sterne. Ein wirklich gut zu lesendes und handwerklich gut gemachtes Jugendbuch. Doch irgendwie fehlte ihm dann vor allem gegen Ende doch das Besondere und es verlor sich irgendwie.