Rezension

Wundervoller Jugendroman über das Leben als Außenseiter und die erste Liebe

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wundervoller Jugendroman über das Leben als Außenseiter und die erste Liebe, welcher mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat

Allgemeines
288 Seiten
32 Kapitel, abwechselnd erzählt in der dritten Person aus Duncans Sicht sowie in der Ich-Form aus Tims Sicht
Zusatzmaterial: Tipps von Mr. Simon, Ein Gespräch mit Elisabeth LaBan

Erster Satz
Als Duncan unter dem steinernen Torbogen hindurchging, der zu den Zimmern der ältesten Schüler führte, beschäftigten ihn zwei Dinge: welcher »Schatz« wohl für ihn hinterlegt worden war und sein Aufsatz zum Thema Tragödie.

Meine Meinung
Was für ein wundervolles Jugendbuch! Hier hat für mich einfach alles gestimmt. Tim und Duncan sind zwei sympathische Protagonisten, die man direkt ins Herz schließt. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der beiden geschildert. Dabei berichtet Tim von Ereignissen in der Vergangenheit, während gleichzeitig die Handlung in der Gegenwart durch Duncan vorangetrieben wird. Gerade durch die Erzählung in der Ich-Form aus Tims Sicht kann man mit ihm in allen Situationen mitfiebern, mitleiden, sich mitfreuen… Seine Erzählungen haben mein Herz gewärmt, mich zum Schmunzeln gebracht, aber auch zum Weinen. Man taucht immer tiefer und tiefer in seine Geschichte und „lauscht“ völlig gefesselt seinen Erzählungen. Duncans Geschichte gerät dabei ab und zu etwas in den Hintergrund, da Tim als Albino und durch die Erzählung in der Ich-Perspektive einfach viel mehr im Vordergrund steht und auch im Gedächtnis bleibt. Trotzdem ist auch Duncans Geschichte fesselnd.

Von Anfang an ist klar, dass die Erzählung auf eine finale Tragödie hinausläuft, die von Tim und Duncan langsam und Stück für Stück enthüllt wird. Elizabeth LaBan gelingt es hier hervorragend, die Neugier des Lesers zu wecken und ihn auf dieses eine, alles entscheidende Ereignis hin fiebern zu lassen. Dabei ist es keine große, laute Geschichte, sondern eine kleine, leise und gefühlvolle Erzählung über die erste Liebe, ergriffene und verpasste Chancen, das Leben als Außenseiter und…die Tragödie an sich. Die gesamte Handlung nimmt immer wieder Bezug auf das literarische Thema der Tragödie, da dies auch das traditionelle Thema der Abschlussarbeit aller Schüler am Irving College ist (daher auch der passende englische Titel „The tragedy paper“). Der deutsche Titel ist daher auch als Zitat einer bekannten Tragödie entnommen – Shakespeares MacBeth. Und ausnahmsweise gefällt mir der deutsche Titel dieses Mal sogar besser als der englische, er passt einfach perfekt zu diesem Buch. Auf Grund des Themas der Tragödie eignet sich dieses Buch sicherlich auch sehr gut als Schullektüre als Ergänzung zu den bekannten, klassischen Tragödien wie z.B. von Shakespeare.

Ein weitere Pluspunkt des Buches: die Geschichte spielt an einem Internat - und wer liebt denn nicht seit dem ersten Hanni-und-Nanni-Buch Internatsgeschichten? Das Irving-College wächst einem zusammen mit seinen Bewohner direkt ans Herz und am liebsten möchte man sofort auf dieses College wechseln – egal ob man 15, 35 oder 55 Jahre alt ist! Man merkt, dass die Autorin ihre Schulzeit im Internat sehr genossen hat.

Mit dem Ende des Buches wird vielleicht nicht jeder Leser zufrieden gestellt, aber ich finde es passt einfach perfekt. Mehr möchte ich hier auch gar nicht verraten. Lest es einfach selbst – ich kann es nur wärmstens empfehlen und freue mich, dass ich wieder mal dank Vorablesen ein tolles Buch lesen durfte, was ich sonst vielleicht übersehen hätte.

Fazit
Ein wundervoller Jugendroman über das Leben als Außenseiter und die erste Liebe, welcher mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat