Rezension

Trotz interessanter Idee und flüssigem Schreibstil nur blasse Charaktere

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Idee des Aufbaus erinnert mich an „Tote Mädchen lügen nicht“, auch wenn der Hintergrund doch ein anderer ist, zumal Tim und Duncan sich eher flüchtig kennen.
Dennoch gibt es zwei Erzählebenen: Einerseits Duncan, der sich die CDs anhört und nebenbei noch sein Leben lebt, andererseits die Erzählungen von Tim. Letztere nehmen ein wenig mehr Platz ein. Anfangs wusste ich nicht immer ganz, wer gerade erzählt, aber da kam ich im Laufe der Geschichte rein.

Allerdings gibt es in Duncans Leben oft Zeitraffungen, meist wird bemüht, möglichst schnell wieder zu dem Anhören der CDs zu gelangen, alles andere spielt sich eher flüchtig ab. Somit bleiben dann auch die Entwicklungen auf der Strecke, die bei Tims Erzählen vorhanden sind, was ich schade fand.
Duncan blieb für mich auch blass und nicht wirklich greifbar, da er eben eher kurze Passagen übernimmt. Die Liebesgeschichte wird eher hingeknallt, hier konnte ich nicht wirklich mitfühlen und der weiblichen Part ist auch nicht mehr als ein Schemen in meinem Kopf, über den ich außer dem Namen wirklich gar nichts weiß.
Da die Idee war, dass Tims Erzählungen Ducans Leben beeinflusst, hätte ich mir gewünscht, dass dieser Aspekt auch mehr ausgearbeitet würde.

Tim war ich da schon näher. Den Aspekt des Albinismus sowie die damit verbundenen Probleme mit anderen Menschen fand ich interessant.
Doch obwohl man als Leser einiges mehr von Tim erfährt, bleibt auch er eher blass. Zwar macht er Fehler, hat eine eigene Einstellung, eigene Gedanken und Gefühle und lässt den Leser auch an diesen teilhaben, dennoch dreht sich sein Leben irgendwie nur um Vanessa. Immerhin ist er greifbarer als Duncan.
In seinem Leben gibt es eine Art Liebesdreieck, da Vanessa schon einen Freund hat. Es war insofern nicht ganz so stereotypisch, da man es als Leser mal aus der Sicht eines der beteiligten Jungen erlebt. Vanessas Freund Patrick war der stereotypische arrogante Beliebte und Vanessa selbst blieb auch eher blass.

Obwohl das Buch hauptsächlich von Tims Erzählung handelt, wird schon am Anfang Spannung aufgeworfen, da das tragische Ereignis erwähnt wird, aber bis zum Ende nicht klar ist, was passiert war, sodass die Frage nach der Auflösung den Leser durchs Buch treibt.
Auch wurde ich anfangs genau wie Duncan in den Bann von Tims Geschichte gezogen. Dank des flüssigen Schreibstils ließ sich das Buch schnell durchlesen.

Fazit: Interessante Idee mit leichter Spannung und flüssigem Schreibstil, leider aber auch nur blassen Charakteren