Rezension

Eine emotionale Tragödie?

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Bewertet mit 5 Sternen

Duncan ist Schüler des Abschlussjahrgangs der Irving School. Auf dieser Schule ist es Tradition, dass jeder Schüler des Abschlussjahrgangs einen kleinen Schatz durch seinen Zimmervorgänger erhält. Duncans Zimmer wurde im letzten Schuljahr von einem Albino namens Tim bewohnt, der ihm einen ganz besonderen Schatz da lässt. Es handelt sich um CD’s die Tim selbst besprochen hat, mit seiner eigenen Geschichte im letzten Jahr auf dieser Schule. Zunächst findet Duncan dieses Geschenk doof, zumal er sehr schlechte Erinnerungen an das letzte Schuljahr hat, doch mit der Zeit wird er in den Bann von Tims Geschichte gezogen.

Inhalt:

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist, dass in der Geschichte eine Geschichte erzählt wird. In der Gegenwart bewohnt Duncan das kleine Eckzimmer der Irving School, doch die meiste Zeit geht es um die Zeit, in der Tim dieses Zimmer noch bewohnt hat. Die beiden Handlungsstränge werden parallel erzählt, obwohl ein ganzes Schuljahr zwischen ihnen liegt. Irgendwann beginnen sich die beiden Handlungsstränge zu vermischen und ab diesem Zeitpunkt wird es besonders interessant.

Schreibstil:

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Buch liest sich sehr gut und flüssig und ich hatte es innerhalb weniger Stunden zu Ende gelesen, da mich die Geschichte von Tim gefesselt hat. Die Autorin schafft es mit geschickten Unterbrechungen von Tims Erzählungen die Spannung immer weiter zu steigern, denn die Auflösung erfolgt erst ganz am Ende des Buches. Auch die Erzählung von Tim aus der Ich-Perspektive und von Duncan aus der sich des Allwissenden-Erzählers hat mir gut gefallen. Durch die Erzählperspektive ist so zu jedem Zeitpunkt klar, welcher der beiden Jungen gerade erzählt.

Aufbau:

Das Buch unterteilt sich in viele, sehr unterschiedlich lange Kapitel. Die Kapitel sind jeweils mit dem Namen der Person überschrieben, um die es in dem jeweiligen Kapitel geht. Außerdem steht unter dem Namen der Person jeweils das aussagekräftige Zitat aus diesem Abschnitt. Diese Idee finde ich sehr originell und ansprechend.

Charaktere:

Die beiden Charaktere Tim und Duncan sind mir ab der ersten Seite sympathisch gewesen. Besonders Tim, der Albino, der sich vor allen versteckt, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Ich finde sie beide sehr realistisch, weil jeder der beiden ein Päckchen mit sich herum trägt, das er zum Teil selbst verursacht hat. Tim beispielsweise fühlt sich von allen beobachtet und beginnt sich zu verstecken. Ich vermute, dass genau dieses Verhalten ihn für andere noch interessanter macht. Da ich diese Reaktion aber sehr gut nachvollziehbar finde, finde ich das Buch insgesamt sehr realistisch. Auch alle anderen Personen scheinen aus dem normalen Leben gegriffen zu sein.

Cover und Klappentext:

Das Cover des Buches ist eins der schönsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Ich finde das blaue eigentlich recht schlichte Cover mit der leicht krakeligen Schrift, irgendwie geheimnisvoll und zugleich auch besonders. Ich finde, bei diesem Buch ist auf den ersten Blick deutlich zu erkennen, dass es ein Buch ist, das nachdenklich macht. Der Klappentext in Form eines kurzen Briefes passt zu diesem doch außergewöhnlichen Buch sehr gut. Er macht zwar sehr wenige Andeutungen darüber, worum es in diesem Buch wirklich geht. Doch gerade weil er so geheimnisvoll ist, hat er mich sehr neugierig gemacht.

Fazit:

Dieses Buch erzählt eine ganz besondere Geschichte von zwei Jungen, die sich nur flüchtig kennengelernt haben, aber doch irgendwie tief verbunden sind. Die Geschichte hat mich nachdenklich gemacht und ich finde sie sehr emotional.