Rezension

Capelli und Zhou ermitteln wieder!

Lotusblut - Judith Winter

Lotusblut
von Judith Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Judith Winter konnte mich auch mit ihrem zweiten Buch um die Ermittlerinnen Emilia Capelli und Mai Zhou überzeugen.
Während die beiden Ermittlerinnen Capelli und Zhou an einem Seminar mit dem klangvollen Namen "Mikromimik" teilnehmen müssen, wird im Nobelhotel Rothschild ein älteres Ehepaar förmlich hingerichtet. Capelli und Zhou werden zum Tatort gerufen, sehr zur Erleichterung Capellis. Als sie im Hotel Rothschild ankommen, gibt die Dame an der Rezeption an, dass das Paar unter einem anderen Namen und mit ihrer Enkelin, die asiatische Züge hätte, eingecheckt habe. Nach Überprüfung der Angaben wird festgestellt, dass das Ehepaar Klatt keine Kinder und somit auch keine Enkel hat, in der Hotelsuite hingegen gibt es keinerlei Spuren die Aufschluss über den Aufenthalt eines Mädchens geben würde. Erst bei der Überprüfung der Hotelkameras sieht Capelli das Mädchen auf dem Hotelflur und nicht nur die Kleine ist zu sehen, sie wird auch von einem Mann mit einer Waffe verfolgt. Capelli und Zhou gelingt es, die Kleine vorerst in Sicherheit zu bringen, doch bis jetzt stehen sie vor einem riesen Berg voller Fragen. Wer ist die Kleine? Wer war der Mann, der sie verfolgte? Warum waren die Klatts unter falschem Namen im Hotel und haben sie das Mädchen entführt? Wenn ja warum? Als dann noch das BKA auftaucht, wird der Fall noch mysteriöser und Capelli und Zhou müssen wieder in Höchstleistung ermitteln.

Judith Winter hat einen wunderbaren, mitreißenden Schreibstil. Mit prägnanten Sätzen und flüssger Sprache zieht sie den Leser förmlich in ihr Buch. Ihr gelingt es, die Spannung durchweg aufrecht zu erhalten und sogar immer wieder zu steigern, so dass man teilweise mit angehaltenem Atem da sitzt und einfach nur weiter blättern möche. Man kann sich alles so gut vorstellen, als würde man vor einem Bildschirm sitzen und sich einen Film ansehen.

Die Charaktere sind präzise und glaubwürdig in ihrer Darstellung. Mit ihren Eigenarten sind mir die beiden ermittelnden Damen sehr sympathisch. Während Capelli die aufbrausende ist, die gerne mal aneckt und ihre eigenen Wege geht, scheint Zhou diejenige zu sein, die alles etwas besonnener angeht. Man lernt beide Ermittlerinnen auch ein Stück weit mehr kennen. So erfährt man z. B. davon, wie Capelli ihre erste Leiche fand und wie sehr sie das alles heute noch zum Grübeln bringt.

Durch viele, teils schnelle Perspektivenwechsel und auch ein paar kleineren Zeitsprüngen bleibt das Tempo der Geschichte hoch und spannend. Es wird sowohl aus der Sicht Capellis, als auch Zhous geschrieben und es folgen auch immer wieder Szenen, die aus der Sicht der kleinen Asiatin geschrieben sind. So fühlt man sich sehr mit der Kleinen verbunden und zumindest ich, fand ihre Handlungen mehr als bewundernswert.

Dieser Thriller kommt mit wenigen blutigen Szenen daher, doch beinhaltet er alles, was ein spannendes Buch braucht. Clever aufeinander aufbauende, wechselnde Perspektiven, die langsam immer mehr aufeinander zuführen. Sympathische Protagoninstinnen und glaubwürdige Nebendarsteller, die man immer wieder gerne trifft. Man wird auch als Leser vor einigen Rätseln gestellt und man baut Theorien auf, was denn wirklich geschehen ist.

Noch kurz zum Cover des Buches: das Cover ist derzeit gängig für Thriller, sowohl die Aufmachung als auch die Farbgebung habe ich in den letzten Monaten häufig gesehen (z. B. Broken Dolls, Hotline), somit nichts besonderes, allerdings weiß man als Thrillerleser schon von weitem, um was es sich für ein Buch handeln könnte. Abe trotz einfallslosem Cover hätte ich zum Buch gegriffen, da mir bereits Teil 1 sehr gut gefallen hat.

Von mir gibt es ein unbedingt lesen und fünf Sterne für ein Buch, das spannende Untethaltung bringt!