Rezension

Chick-Lit meets Krimi / 4,5 Sterne

Wie ich Brad Pitt entführte - Michaela Grünig

Wie ich Brad Pitt entführte
von Michaela Grünig

Zum Inhalt:

Victoria Katherina Alberta Frederike Leenders – von den meisten bloß Vicky genannt – wuchs mit dem sprichtwörtlichen Goldenen Löffel im Mund auf. Und an dieser Lebenssituation hat sich bis heute auch nichts geändert. So muss sie nicht arbeiten, wohnt in dem luxirösen Loft ihrer Mutter, die in der Weltgeschichte rumtingelt und kann sich voll und ganz ihrer größten Leidenschaft hingeben: Tom Schneider – Hauptdarsteller der Kölner TV-Soap Südstadt.

In ihrer Naivität kann Vicky, die bis über beide Ohren in Tom verliebt ist, Realität und Fiktion nicht mehr voneinander trennen und beschließt, Tom bei seinem, in den Medien immer wieder thematisierten, Alkoholproblem zu helfen. Aus diesem Grund entführt Vicky den deutschen Brad Pitt und will ihm in ihrer Wohnung beim Entzug helfen.

Die Entführung bleibt natürlich nicht lange geheim. Schon bald schnüffelt ein Reporter rum und auch die Polizei bekommt Wind von der Sache. Doch Vicky hat noch ein anderes Problem: Sie wird den Entführten nicht mehr los…

Meine Meinung:

Was auf den ersten Blick vielleicht wie die bekannte – und manchmal auch seichte – Chick-Lit-Unterhaltung klingt, hat in Wahrheit doch einiges mehr zu bieten. Ja sicher, Chick-Lit ist dieses Buch auch. Aber halt nicht nur.

“Klick! Gebannt schaue ich auf das Polaroid. Da! Man sieht schon was. Wow, Tom und ich. Unser erstes gemeinsames Foto! Es stört auch kein bisschen, dass er die Augen zu hat. Und selbst die silbernen Handschellen, die ihn am Bettpfosten festhalten, bemerkt man erst auf den zweiten Blick.” (Pos. 144-46)

Die Autorin hat eine ziemlich komplexe Geschichte niedergeschrieben, die aus insgesamt drei Handlungssträngen besteht. Zu Beginn scheinen diese nicht wirklich viel miteinander zu tun zu haben. Doch mit der Zeit nähern sich die Geschehnisse Schritt für Schritt an und die Verzeigungen werden immer mehr deutlich. So plätschert die Geschichte nicht vor sich hin und es kommt selten Langeweile auf. Dennoch hätte es sicherlich nicht geschadet, wenn die Autorin hier und da ein bißchen weniger auf die Tube gedrückt hätte. Stellenweise wirkte das Gelesene ein wenig überladen.

Mit den angedachten Chrakatereigenschaften ist Vicky Leenders eigentlich eine Person, die mir normalerweise von Grund auf unsympathisch wäre – halt typisch Tochter aus reichem Hause, die an nichts anderes denkt als sich selbst. Und doch hat Michaela Grünig es geschafft, dass ich ihre Protagonistin vom ersten Moment an mochte. Denn sie ist weit mehr als das verwöhnte und reiche Mädchen. Mit ihrer Naivität und ihren Verrücktheiten und ihrem Geplappere mochte ich sie richtig gern. Und auch die anderen Charaktere, von dem jeder ein wenig speziell ist, haben mir gut gefallen.

Michaela Grünig hat die Geschichte von Vicky mit einer guten Portion Humor ausgestattet, der auch in den Krimi-Anteil passte, den das Buch auch zu bieten hat. Meine Mundwinkel zeigten während des Lesens öfters mal nach oben und ich habe mich eigentlich die ganze Zeit über gut unterhalten gefühlt. Dazu trug auch der gut zu lesende und flüssige Stil der Autorin bei – vorallem bei den tollen Dialogen in diesem Buch.

“Also, wie war das noch mal? Ach ja: Mit der aktiven kreisförmigen Streicheltechnik bearbeite ich seinen Brustkorb im Uhrzeigersinn und murmele das Beruhigungsmantra »Alles wird immer besser und besser!« sanft in sein Ohr. Aber bekanntlich ist ja die Theorie immer leichter als die Praxis. Er windet sich wie eine Schlange unter meinen Händen.” (Pos. 667-70)

Michaela Grünigs Roman bietet tolle und kurzweilige Unterhaltung mit sympathisch-schrulligen Charakteren. “Wie ich Brad Pitt entführte” ist eine gut gemachte Kombination aus hauptsächlich Chick-Lit und ein wenig Krimi. Dadurch ist das Buch meiner Meinung auch für Leserinnen geeignet, die dem Genre Chick-Lit im Normalfall nicht allzu viel abgewinnen können.

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