Rezension

Eine Entführung mit Folgen

Wie ich Brad Pitt entführte - Michaela Grünig

Wie ich Brad Pitt entführte
von Michaela Grünig

Bewertet mit 5 Sternen

Die 30-jährige Victoria Katharina Alberta Frederike Leenders, kurz Vicki genannt, ist eine verwöhnte Tochter aus gutem Hause. Vicki führt ein sorgenfreies Leben als "Studentin", wobei sie sich schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Uni hat blicken lassen, aber egal, Daddy kommt ja für den Lebensstil auf und von daher muss sie alles, nur nicht arbeiten. Eine ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen ist "Südstadt". Hierbei handelt es sich um eine wöchentliche Serie um einen "einsamen Reiter, der für das Gute kämpft". Die Serie spielt in Köln, die Stadt, in der auch Vicki Zuhause ist

 

Doch was sie in letzter Zeit über Thomas "Tom" Schneider, dem Hauptdarsteller der Serie in einschlägigen Magazinen gelesen hat, gefällt ihr gar nicht. Wie es aussieht, scheint Tom ein ernsthaftes Alkoholproblem zu haben, eine Tatsache, die Vicki einfach nicht weiter ignorieren kann. Eines steht fest: Sie muss Tom einfach helfen. Doch Vicki wäre nicht Vicki, wenn sie einfach mit ihm in Kontakt treten und ihre Hilfe anbieten würden, nein, sie entführt Tom kurzerhand, um ihn in ihrer Wohnung zu "entgiften" und "clean" zu bekommen.

 

Nachdem Tom in Vickis Wohnung zu sich kommt, hält er die ganze Aktion anfänglich für einen Scherz, doch dass dem nicht so ist, bekommt er ziemlich schnell mit. Als dann auch noch die Polizei in Gestalt des entzückenden Max Benninger vor der Tür steht, beschließt Tom jedoch, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Er hält sich bei Vicki versteckt, um mit Hilfe von Hans-Jörg "Blitzi" Borutta, einem ortsansässigen Lokalreporter, eine große Story aus seiner Entführung zu machen und seiner Karriere endlich etwas mehr Schwung zu geben. Brenzlig wird es jedoch, als sich Max Benninger augenscheinlich in Vicki verliebt und dementsprechend öfter ihre Nähe sucht und ganz nebenbei, auch noch den entführten Tom ...

 

 

Eine Entführung mit Folgen! Der Plot wurde ausgesprochen erfrischend-frech erarbeitet. Vicki könnte eine ruhiges Leben mit täglichen Shopping-Orgien führen, wenn sie sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, ausgerechnet Tom zu helfen - was bei mir als Leserin zu herzhaften Lachanfällen geführt hat. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet und ganz ehrlich, ich mochte sie alle, ohne Ausnahme alle und so ein netter Polizist dürfte auch ruhig bei mir mal vorbei kommen, jedoch bin ich nicht so chaotisch, wie Vicki. Jede Figur wurde so individuell erarbeitet, dass sie alle, ob Haupt- oder Nebencharakter einen sehr hohen Wiedererkennungswert hat. Den Schreibstil empfand ich als locker-leicht-frech, sodass es ein wahrer Genuss war, das Buch zu lesen. Davon hätte ich gerne mehr.