Rezension

Wie werde ich den Entführten wieder los?

Wie ich Brad Pitt entführte - Michaela Grünig

Wie ich Brad Pitt entführte
von Michaela Grünig

Vicky, von Beruf Tochter reicher Eltern, geht schon seit Jahren zum Psychologen. Mit der Zeit hat sie ein Helfersyndrom entwickelt, das sie nunmehr ausleben will. Ihr Objekt der Begierde ist der gut aussehende smarte Seriendarsteller Tom Schneider, der laut Regenbogenpresse ein Alkohol- und Drogenproblem hat. Da muss man helfen, ganz klar.
Kurzerhand kidnappt Vicky diesen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, wo sie ihn von Alkohol und Drogen abbringen will.
Logisch, dass diesem das so gar nicht gefällt, aber das ändert sich. Denn es kommt der Tag, da wird Vicky ihn nicht mehr los ...

Ersten kommt es anders und zweitens als man denkt. Dieser Spruch passt so richtig gut zu dem Buch.
Nichts ist am Anfang hervorsehbar. Gerade wenn man denkt, wie es weitergehen könnte, macht die Geschichte einen Schwenker und läuft in genau die andere Richtung.
Wer kann denn auch ahnen, dass dem entführten Tom Schneider die Situation auch noch zum Vorteil gereichen kann? Dass es seinen Marktwert steigern kann?
Die Geschichte verläuft in verschiedenen Strängen, die anfangs offensichtlich so gar nichts miteinander zu tun haben.
Locker leicht führt die Autorin den Leser durch all das Chaos, das Vicky verursacht hat.
Die einzelnen Stränge, die jeweils aus der Sicht der Protagonisten geschrieben wurde, finden zum Ende zusammen und machen die Geschichte rund.

Vicky, die Protagonistin des Buches, ist zwar sympathisch, aber so in ihrem Wesen unorganisiert und chaotisch, dass ich ihre Handlungsweisen nicht immer nachvollziehen konnte. So wurde ich leider auch nicht richtig warm mit ihr und konnte mich schlecht mit ihr identifizieren.

Die Geschichte plätschert leicht so vor sich hin, ohne langweilig zu werden. Kann sie ja auch nicht, es ist ja immer etwas los. Es ergibt sich immer etwas neues, dass das Geschehen am laufen hält.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und mit witzigen Dialogen gespickt. Ich habe mehr als einmal vor mich hin gegrinst, aber ab und an auch den Kopf geschüttelt. Immer hatte ich die Frage im Hinterkopf, wie einer Autorin das alles einfallen kann.
Es ist ein unterhaltsamer Roman, der für ein paar Stunden auf humorvolle Art den Alltag vergessen lässt, indem man in das Leben der chaotischen Vicky und ihren Ideen eintauchen kann.