Rezension

Der Schock

Der Schock - Marc Raabe

Der Schock
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Sache, die Marc Raabe in meinen Augen auf jeden Fall sehr gut gelingt, in seinem ersten Roman "Schnitt", wie auch in diesem, ist es, den Leser zu fesseln und ihn dazu zu bringen das Buch relativ schnell zu lesen, da man auf jeden Fall neugierig wird, wie es weiter geht. Auch schafft er es einfach, dass der Roman spannend ist und man einfach in der Geschichte ist, obwohl ich selbst zugeben muss, dass ich die Bezeichnung »Psychothriller« auf dem Roman in meinen Augen nur wenig zutreffend ist.

Denn obwohl eine gewisse Spannung vorherrscht und man einfach mitfiebert, weiß man für meinen Geschmack schon viel zu viel vom Täter, als dass es einen noch psychisch irgendwie stark berührt, sondern eher, wie ein einfach als Thriller zu bezeichnender Roman wirkt, denn wirklich diese psychischen Spiele, die ein richtiger Psychothriller auch mit dem Leser spielt, fehlen mir in diesem Roman einfach, auch wenn er einen manchmal mit diversen Wendungen und Ereignissen durchaus überrascht, aber nicht auf dieser psychischen Ebene.

Es war zwar nicht so, dass mir diese psychischen Aspekte gefehlt hätten, da das Buch auch ohne sie sehr interessant war, nur kann einen die Aufschrift auf dem Cover doch schon ein wenig in die Irre führen, wenn man denn nun wirklich einen Psychothriller erwartet und etwas anderes erhält. Was mir zwar im Hinblick auf den Täter nur mäßig gefallen hat, nämlich, dass man ihn zu oft zu Wort kommen lässt und ihn als Leser einfach zu gut anfängt zu kennen, fand ich jedoch im Allgemeinen sehr gut, da es einfach spannend war, von Kapitel zu Kapitel den Erzähler zwischen Jan, Laura und dem Täter zu wechseln, auch wenn mir persönlich wohl Laura und Jan ausgereicht hätten, da ich es irgendwie immer spannender finde, wenn ich zwar etwas vom Täter weiß, aber das eher durch die subjektive Wahrnehmung eines anderen Charakters und nicht so direkt durch ihn selbst.

Wobei ich sagen muss, dass ich die Charaktere in diesem Buch auf jeden Fall sehr gut und sehr interessant dargestellt fand, wobei ich es auch sehr mochte, dass es nicht zu überladen war und sich der Autor auf einige wichtige Charaktere sehr beschränkt hat und Randfiguren auch solche blieben. Als einziges wirkliches Manko am Roman an sich, wenn man ihn unabhängig von persönlichen Vorlieben und Genrezuordnungen betrachtet, war für mich nur das Ende.

Irgendwie war es zwar in sich schlüssig konstruiert, aber dennoch muss ich zugeben, kam es mir so weit hergeholt und einfach extrem unglaubwürdig vor, dass ich es einfach nicht richtig stimmig fand, auch wenn irgendwie am Ende alles logisch aufgelöst wurde. Wobei das nicht die Gründe und Handlungen des Täters betrifft, sondern viel mehr die Verstrickungen, die noch um alles herumexistieren und eher einen riesigen Hintergrund zu seinen Taten bilden. Denn genau dieser Aspekt war für mich einfach zu abgehoben, auch wenn er, wie gesagt, irgendwie logisch im Roman erklärt wird und auch irgendwie insgesamt logisch bleibt.

Ein spannender, unterhaltsamer und interessanter Thriller, der zwar in meinen Augen wenig mit der Psyche spielt, aber beim Lesen auf jeden Fall Spaß macht und den ich auf jeden Fall empfehlen kann, auch wenn mir das Ende ein bisschen dick aufgetragen war.