Rezension

Guter Thriller mit Krimi Aspekten

Der Schock - Marc Raabe

Der Schock
von Marc Raabe

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Schock ist ein Thriller mit vielen Krimi Aspekten. Hauptcharakter Jan hat einen interessanten Hintergrund und mir hat gefallen, wie er als eine Art Hobby-Detektiv auf der Suche nach Spuren der verschwundenen Laura ist. Seine Art – eine Mischung aus Unsicherheit und Willensstärke – war durchweg sympathisch und sein psychologisches Wissen war interessant. Davon hätte es auch gerne mehr sein dürfen. Auch Laura hat eine gute Figur gemacht. Sie war härter und hat mehr mitgemacht als Jan, was sich in Ihrem Charakter niedergeschlagen hat. Dass hier eine starke Frau die Opferrolle übernimmt hat gut gepasst. Mir hat gefallen, dass das Klischee des klassischen schwachen weiblichen Opfers, das vom starken und toughen Mann gerettet werden muss hier fehlt.

Ich finde es meist etwas blöd, wenn unschuldiges Personal in Romanen sinnlos vor der Polizei flüchtet, nur um die Spannung hoch zu halten. Hier fand ich es allerdings gut, dass die Polizei fast komplett außen vor gelassen wurde. Die sehr unbürokratische Eigeninitiative von eigentlich allen Beteiligten hat für mehr Schwung gesorgt.

Das Buch liest sich flüssig und schnell, wie es sich für einen Thriller gehört. Es gibt keine Längen, dafür interessante Passagen aus der Sicht des Täters und viel Stoff zum miträtseln. Die Story ist gut durchdacht und schlüssig. Mit dem Ende hätte ich definitiv nicht gerechnet und ich bin froh, dass alles Sinn macht, ohne gewollt oder konstruiert zu wirken. Mein einziger Wermutstropfen war, dass mir am Ende einige Informationen über Laura gefehlt haben. Ich weiß nicht ob sich Raabe das für einen weiteren Teil aufgespart hat, ob es Taktik war gewisse Dinge nicht zu verraten oder ob er selbst keine befriedigende Lösung parat hatte. Was mich noch gestört hat, waren die chronologischen Datums- und Zeitangaben an den Kapitelanfängen. Das hätte es einfach nicht gebraucht und war teilweise sogar vollkommen unpassend, wenn die Kapitel nämlich mit Passagen aus der Vergangenheit anfingen.

Der Schock ist insgesamt ein gutes Buch für Fans spannender Literatur, das schnell durchgelesen ist. In Sachen Ekel oder Brutalität hält sich Raabe zurück, es herrscht also keine Albtraumgefahr. Dafür lässt es sich umso besser mitraten.