Rezension

"Schock"ierend

Der Schock - Marc Raabe

Der Schock
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

*** Klappentext ***
Bei einem Unwetter an der Cote d’Azur begegnet Laura Bjely ihrem schlimmsten Alptraum. Ihr Freund Jan findet später nur noch ihr Smartphone - mit einem verstörenden Film im Speicher.
Kurz darauf wird in Berlin die Leiche von Jans Nachbarin entdeckt. Auf ihrer Stirn steht eine blutige Nachricht.
Allen Warnungen zum Trotz sucht Jan weiter nach Laura. Dabei stößt er auf einen Abgrund aus Wahnsinn und Bösartigkeit.

*** Meine Meinung ***
Raabes Debüt „Schnitt“ hatte mich ja total in seinen Bann gezogen und so war ich umso glücklicher, als ich auch „Der Schock“ gewann.
Ich denke, es ist für einen Autor schwierig, etwas Neues zu schreiben und trotzdem so fesselnd zu bleiben, wie beim Vorgänger. Ich nehme es mal vorweg -> das zweite Buch Raabes steht dem ersten an nichts nach. Ich finde sogar, es ist noch besser geworden.
Aber mal der Reihe nach.
Das ganze Buch ist wie ein Puzzle - nach und nach gibt es ein weiteres Puzzlestück und trotzdem hat man bis kurz vor Schluss keinen blassen Schimmer, wie denn nun das Gesamtbild aussieht. Auch die unterschiedlichen Handlungsstränge, durch die der Leser mehr Wissen besitzt als die Figuren, werden von Raabe so geschickt miteinander verwoben, dass sie erst nach und nach ineinandergreifen und der Leser bis zu einem grandiosen Finale trotzdem im Dunklen tappt.
Das macht das Buch auch zum Pageturner - ich hab die letzte Nacht bis halb eins gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie das Buch nun endet - ich konnte es nicht aus der Hand legen.
Ich hatte Ahnungen und stellte auch Vermutungen an, aber ich traf das Gesamtbild nur minimal. Überraschende Wendungen sind wirklich ein Markenzeichen Raabes.
Die Charaktere werden sehr authentisch und lebendig präsentiert und auch über sie erfährt man erst peu à peu mehr und vor allem ihre Hinter- und Beweggründe. Sie wurden häufig durch ihre Handlungen beschrieben, mit einem „Nebensatz“, der alles noch ein wenig klarer und verständlicher darstellte. Man kann auch Entwicklungen erkennen und die Ecken und Kanten der Figuren machten sie umso lebendiger.
Überhaupt ist der Schreibstil des Autors sehr gut und flüssig zu lesen - es gab keine langatmigen Passagen. Der Wechsel zwischen erklärenden, längeren Sätzen, die für das Gesamtverständnis nötig waren, und kurz-knackigen Formulierungen macht auch einen Teil der Fahrt aus, die das Buch spätestens ab der Mitte so richtig aufnimmt.
Also dürfte klar sein, dass ich von dem Buch begeistert bin und somit auch volle Punktzahl vergebe.