Rezension

Macht Lust auf mehr und ungeduldig auf den nächsten Band

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Nach einem Kapitel hatte Maggie Stiefvater mich schon im Sack. Nach der Leseprobe wollte ich das Buch unbedingt lesen. Und nach dem Buch frage ich mich jetzt, wie es und vor allen Dingen wann es weitergeht.

Die Beschreibung klingt doch sehr nach einer Liebesgeschichte, doch das Buch hat mich in der Hinsicht überrascht. Es ist nicht die scheinbar obligatorische Liebe auf den ersten Blick, es ist ein schleichender Prozess, mit Streit, Gesprächen und vor allen Dingen auch Antipathie gespickt. Dadurch wirkt die Liebesgeschichte viel natürlich und steht vor allen Dingen nicht total im Vordergrund. Das wäre angesichts der eigentlichen Geschichte auch wirklich schade gewesen.
Die beinhaltet neben Wahrsagerei und viel Mystik auch Magie und Magieglauben. Ich wüsste gar nicht, wo ich da anfange sollte, denn mich hat so viele fasziniert: Von den Ley-Linien über die Geschichte von König Glendower bis hin zu Noahs Geschichte, die Wahrsagerei in Blues Familie und Ronans kleinen Raben. Der Rabe, also das Bild, welches der Titel heraufbeschwört, ist in vielerlei Hinsicht vertreten und es scheint alles zu ihm zu führen. Ein Detail, das mir sehr gefällt, denn ich mag Raben wirklich sehr. Sehr passend war es, dass unsere zwei hauseigenen Raben im Hintergrund immer mal wieder gekrächzt haben - sorgt für die passende Stimmung.
Die Stimmung ist nicht locker-leicht und fröhlich, da gibt es nur vereinzelte Momente, in denen die vier Raven Boys und Blue so unbeschwert und heiter sind, wie man es von Schülern doch zwischendurch erwarten würde. Alle Charaktere haben an einem kleinen oder großen Päckchen zu tragen - manchmal eher offensichtlich, sehr offensichtlich und manchmal kommt dann doch auch die große Überraschung und tatsächlich auch ein kleiner Schock.
Die Protagonisten sind allesamt sehr einzigartig gestaltet worden: Ob das nun Gansey ist, der reich ist, klug ist und manchmal aus einer anderen Zeit zu stammen scheint - zumindest von der Sprache her, oder der genauso kluge Adam mit Stipendium, der arrogante, laute, rüpelhafte Ronan mit einem weichen Herz, der geheimnisvolle, stille, unscheinbare Noah oder eben Blue. Bei ihr fängt es mit dem Namen an und hört bei der Familie auf. Alle sind eigen, sind Persönlichkeiten, die sich einprägen und die einem ans Herz wachsen.
Genauso wie Blues Familie. Wobei gerade bei Blues Familie für mich persönlich auch ein Haken des Buchs liegt. Die Frauen des Hauses sind total durchgedreht und dabei auch sehr liebenswert, zumindest die, die eigentlich dort wohnen. Doch dann gibt es da noch Neeve, diese ist gekommen, um etwas zu suchen. Sie gibt sich sehr geheimnisvoll, sehr leise. Nur... ich fand die Stellen mit ihr am Schlechtesten. Nicht schlecht, aber sie haben sich gezogen, sie hatten eine Länge, die andere Buchszenen nicht hatten. Und ehrlich gesagt... weiß ich auch nach dem Schluss des Buches nicht, was dieser Charakter bezwecken sollte. Ja, das ist persönliches Empfinden, aber Neeve... ist nicht meins.

Fazit

Ein wirklich tolles Buch, das Lust auf mehr hat und mich mit dem Schreibstil gleich in den Bann gezogen hat. Die Hintergrundgeschichte ist einfach nur faszinierend und die Charaktere habe ich auch ins Herz geschlossen. Dennoch gibt es Längen in dem Buch und einen Geschichtsteil, dessen Sinn sich mir nicht ganz geöffnet hat.