Rezension

Pilgerreise zu sich selbst

Die Canterbury Schwestern - Kim Wright

Die Canterbury Schwestern
von Kim Wright

Bewertet mit 5 Sternen

~~Als Che de Milans Mutter, mit welcher sie in den letzten Jahren nicht viel Kontakt hatte, stirbt, und sich gleichzeitig ihr Freund, ein Rechtsanwalt, per Brief von ihr trennt, erfüllt Che in einer Art Panikreaktion einen letzten Wunsch ihrer Mutter, dieser hatte sie am Sterbebett versprochen, mit ihr nach Canterbury zu pilgern, wenn es ihr wieder besser geht, und nun will sie die Asche ihrer Mutter dorthin bringen.
Ches Mutter gehörte zu den überzeugten Hippies, und Che selber sieht sich als das genaue Gegenteil ihrer Mutter, und so ist sie sehr festgefahren in ihren Vorstellungen und Ansichten.

Ursprünglich möchte sie alleine mit einer Professorin als Begleitung pilgern, doch diese erkrankt so daß sich Che einer Frauengruppe anschliessen muss.
Zu Beginn beäugt sie die Frauen sehr distanziert und mistrauisch und ist mit einem Urteil über jede der Frauen schnell bei der Hand, doch um Laufe der Pilgerreise erzählen die Frauen Geschichten ganz im Stile der Pilgergeschichten der Canterbury Tales, und mit jedem Tag und mit jeder Geschichte ändern sich die Ansichten von Che sowohl über ihre Mitpilgerinnen als auch über sich selber.
Dem Leser wird schneller als Che selber deutlich, daß die Pilgerreise für Che viel wichtiger als für ihre Mutter ist.

Mit der Figur von Che hat die Autorin eine Hauptperson geschaffen, welche erst ein wenig sperrig daherkommt und erst im Laufe der Handlung sympathisch wird. Die anderen Charaktere sind treffend beschrieben und tragen zu einem gelungenen Lesevergnügen bei.
Sprachlich ist der Roman angenehm zu lesen, und die Gliederung in einzelne Tage und zusätzlich noch den Erzählungen der Mitpilgerinnen ist eine sehr angenehme Unterteilung.

Das Buch mit dem zu den Innenseiten korrespondierendem Cover ist sehr schön aufgemacht, die Farben blau und grün lassen die Landschaft, durch welche gepilgert wird, förmlich auferstehen.

Gut gefällt mir das kurze Interview mit der Autorin auf den letzten Seiten, welches dem Buch etwas persönliches verleiht sowie die Erklärungen zu Canterbury und den Canterbury Tales, welche mir bislang nichts gesagt haben.

Für mich ein gelungener Roman über das Sichselbtfinden verpackt in eine Pilgerreise.