Rezension

Spannender Kampf gegen die Gesellschaft

Cassia & Ky 02. Die Flucht - Ally Condie

Cassia & Ky 02. Die Flucht
von Ally Condie

Bewertet mit 4 Sternen

Was würdest du riskieren und aufgeben, um deine Liebe wiederzufinden? - Diese Frage muss sich auch Cassia stellen, nachdem sie durch die Gesellschaft von Ky getrennt wurde. Doch sie stellt sich ihrer Aufgabe und folgt ihm in die Äußeren Provinzen, wo er als Krieger stationiert wurde. Doch als es Cassia endlich gelingt in die Äußeren Provinzen zu gelangen ist Ky weg. Er ist auf der Flucht, die ihn in die Canyons getrieben hat und nun ist es an ihr, Cassia, den Weg zu ihrer, von der Gesellschaft, verbotenen Liebe zu finden...

Es sind einige Monate her, seitdem Ky in die Äußeren Provinzen verlegt wurde und Cassia auf der Suche nach ihm ist und hier startet das Buch. Es hat ein bisschen gedauert wieder in die Geschichte zu finden, aber nachdem ich noch einmal das letzte Kapitel von Die Auswahl gelesen hatte was das kein Problem mehr. Das ganze Buch über wird die Geschichte aus der Perspektive von Ky und der Perspektive von Cassia erzählt. Das ermöglicht dem Leser sich besser in das Geschehen einzutauchen und hat mir persönlich sehr gut gefallen. Zum einen erfährt man hierdurch auch endlich mehr über Kys Vergangenheit. Zum anderen merkt man erst durch Kys Sicht auf die Dinge, dass die Gesellschaft wirklich mitten im Krieg steckt und welches Ausmaß an Zerstörung diese ganze Situation geschaffen hat.

>>Jetzt liege ich im Dreck und Feuer fällt aus der Luft. Wie immer sage ich mir: Es ist ein Lied. Der Bass des schweren Geschützfeuers, der Sopran der Schreie, der Tenor meiner eigenen Furcht. Alles Teil der Musik.<<

Die Charakter sind auch dieses Mal wieder, jeder auf seine Weise, einzigartig Stark. Cassia ist tapfer mutig und verliert nie den Blick nach vorne, die Gewissheit, dass es weiter geht, egal wie. Sie ist überzeugt davon, dass die Gesellschaft sich ändern wird, wenn nur mehr Menschen verstehen würden, was alles schief geht. Auch Ky ist ein sehr starker Charakter, aber auf eine ganz andere Art als Cassia. Er ist ruhiger, überlegt viel und handelt sehr klug und überdacht. Das sichert ihm und seinen Begleitern das Überleben in den Canyons, denn nur die wenigsten verlassen die Canyons lebendig.
Auch Xander ist wieder mit von der Partie und obwohl er nicht oft im Vordergrund steht, merkt man doch, dass er sich seit diesen Monaten sehr verändert hat. Er ist verschlossener und ruhiger geworden, doch manchmal kommt noch der alte Xander an die Oberfläche.
Außerdem lernt der Leser auch noch andere Charakter kennen. Das sind zum einen Vick, ein Junge, der schon viel erlebt hat und eine lange Zeit im Lager hinter sich hat und daran härter und stärker geworden ist. Obwohl Vick manchmal etwas schroff und kalt sein kann, hat er mich unglaublich fasziniert und war mir auf Anhieb sympathisch, denn hinter dieser Fassade steckt eigentlich auch nur ein Junge, der seine Familie und Heimat vermisst. Er und Eli, ein Junge, der zwar noch sehr Jung ist, aber sehr schlau und reif ist, begleiten Ky auf seiner Flucht.

>>[Diskusion zwischen Vick und Ky, ob sie Eli mit auf die Flucht nehmen] ..."Das könnte tödlich für dich enden. Könnte sein, dass du sie nie wieder siehst." "Wenn ich mich nicht um ihn kümmern würde", entgegne ich Vick, "wäre ich nicht der Mann, den sie wiedersehen wollte."<<

Doch auch Cassia hat Unterstützung, denn Indie, ein Mädchen, dass Cassia ihre Freundin nennt, tritt mit ihr eine Reise ins Ungewisse an. Indie kannte ich am Anfang gar nicht einordnen. Ist sie mir sympathisch oder unsympathisch? Ich glaube selbst jetzt weiß ich es noch nicht so genau, aber ich tendiere eher zu unsympathisch. Sie ist ein taffes Mädchen, dass ihre ganz eigenen Geheimnisse von Cassia hat aber trotzdem zu ihr hält.
Die Liebe zwischen Cassia und Ky ist auch in diesem Teil wieder unglaublich stark zum Ausdruck gebracht worden. Und obwohl die beiden sich immer wieder die Liebe zum anderen bewusst machen, wirkt es nicht kitschig oder ungläubig.

>>Wenn man jemanden liebt, wenn man von jemandem geliebt wurde, wenn man schreiben gelernt hat und einen Mund zum Sprechen hat, wie kann man dann schweigen und stillhalten?<<

Im Laufe der Geschichte bekommt man ein immer klareres Bild von den grausamen Taten der Gesellschaft. Man kann immer besser die Wut und Rebellion der Menschen verstehen.
Die Kulisse, vor der die ganze Geschichte spielt, ist wirklich sehr, sehr genau beschrieben, was mich zu meinem einzigen, aber doch wichtigen negativen Punkt bringt: Wenn Allie Condy die Landschaft beschreibt, hatte ich immer das Gefühl, dass sie von der Geschichte abschweift und sich in ihrer [wunderschönen] Fantasie verliert.
Auch dieses Buch hat mich wieder sehr berührt und mir spannende Lesestunden beschert. Wenn man ein paar Zeilen der Landschaftsbeschreibung überspringt, hat man viel Spaß mit dem Buch.