Leserunde

Leserunde zu "Die Markierung" (Frida Isberg)

Die Markierung -

Die Markierung
von Frida Isberg

Bewerbungsphase: Bis zum 15.09.

Beginn der Leserunde: 22.09. (Ende: 13.10.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Hoffmann & Campe Verlags – 20 Freiexemplare von "Die Markierung" (Frida Isberg) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Was passiert, wenn Ideen zu Ideologien gerinnen? Poetisch, scharfsichtig und eindringlich erzählt Fríđa Ísberg von einer Gesellschaft, die per Gesetz Klarheit über Gut und Böse schaffen will.

Island in naher Zukunft. Um die öffentliche Sicherheit zu erhöhen, sind bestimmte Wohngebiete nur noch für sogenannte markierte Menschen zugänglich, deren moralische Vertrauenswürdigkeit durch einen Empathie-Test nachgewiesen wurde. Bei den anstehenden Wahlen wird sich entscheiden, ob die allgemeine Markierungspflicht gesetzlich verankert wird.

Ob die skeptische Lehrerin Vetur, der einflussreiche Psychologe Óli, die Geschäftsfrau Eyja oder der Schulabbrecher Tristan: Egal welchen Hintergrund sie mitbringen und egal, ob sie die gesellschaftlichen Veränderungen befürworten, hinnehmen oder aktiv gegen sie angehen – sie alle geraten in den Strudel der Verwerfungen einer Gesellschaft, deren neue Spielregeln explosive Folgen haben.

ÜBER DIE AUTORIN:

Fríða Ísberg, geboren 1992, ist eine isländische Lyrikerin und Prosaautorin. Ihre Lyrikbände und die Kurzgeschichtensammlung "Kláði" waren für alle wichtigen isländischen Literaturpreise nominiert, "Kláði" u.a. für den Literaturpreis des Nordischen Rates 2020. Ihr erster Roman "Die Markierung" wurde mit dem Literaturpreis des isländischen Buchhandels ausgezeichnet..
Tina Flecken, geboren 1968, lebt in Köln und übersetzt Literatur aus dem Isländischen, darunter Bjarni Bjarnason, Yrsa Sigurðardóttir, Sjón und Eiríkur Örn Norðdahl.

15.10.2022

Thema: Alle

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Emswashed kommentierte am 10. Oktober 2022 um 09:00

Die Wahl ist gewonnen, die Markierungspflicht wird eingeführt. Aller Widerstand war zwecklos, Solveig zweifelt sogar an ihrer Stimme.

Was man jetzt sieht, ist, dass manche ihre Konsequenzen daraus ziehen. Solveig will sich auf jeden Fall von ihrem Mann trennen, Tristan macht den Test und will auch mit seiner Mutter in einer markierten Wohnung leben.

Die Umbrüche werden also schnell vonstatten gehen.

Isberg beschreibt wenig die technischen Voraussetzungen für eine Markierung, was ich aber nicht schlimm fand, denn hier geht es ja hauptsächlich darum, was es mit den Menschen macht.

Den Briefwechsel zwischen Laila und Tea habe ich als wohltuenden Schritt zurück aus der Nahpersektive der handvoll Menschen, die hier hauptsächlich die Handlung bestimmten, gesehen. Zwar hat Island gerade mal soviel Einwohner wie eine deutsche Großstadt (366 000), aber deswegen müssen ja nicht gleich alle wichtigen Leute im selben Haus wohnen.... obwohl hier hat es ja mit Vetur und Breki wunderbar gepasst.

Das offene Ende bietet eine wunderbare Plattform für eine Fortsetzung, wenn die Gesellschaft erkennt, dass sie mit ihrem Empathietest vielleicht ganz andere Probleme heraufbeschwören. Schließlich hat Vetur ja schon völlig überzogen reagiert und konnte sich nicht vorstellen, dass Daniel den Test besteht. Stellt euch vor, ihr dürft euch total sicher fühlen und dann passiert doch was, da ist die Paranoia doch vorprogrammiert.

Habt ihr es eigentlich auch so verstanden, dass Eyja mit den aufgesammelten Scherben irgendwie Thorir zugearbeitet hat? Wie gesagt, ich hätte nichts gegen eine Fortsetzung. Auch die Äpfel hätten es verdient: An apple every day, keep the Empathietest positiv?! ;-)

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Sunjo kommentierte am 10. Oktober 2022 um 23:26

"Habt ihr es eigentlich auch so verstanden, dass Eyja mit den aufgesammelten Scherben irgendwie Thorir zugearbeitet hat?"

Wie meinst du das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Eyja die Scherben aufgesammelt hat und Thorir in die Ärmel geschoben hat, mit der Absicht anschließend ihn des Einbruchs bei ihr zu bezichtigen. Blöd nur, dass eine Kamera ihr Kommen und Gehen festgehalten hat. Oder glaubst du, sie wollte ihm einen letzten Beweis liefern, damit er sie mit gutem Grund entlassen kann?

 

Das mit den Äpfeln ist echt merkwürdig. Entweder ist da seitens der Autorin etwas begonnen und nicht zu Ende geführt worden, oder es wurde im Nachhinein ein Handlungsstrang oder eine Wendung mit dem Apfelthema entfernt, aber ein paar Teile davon im Buch "vergessen".

 

Ich persönlich würde mich über eine Fortsetzung ärgern. Ich hab nichts gegen Serien, wenn man im Vorfeld weiß, dass es eine ist. Aber ein vermeintlich in sich abgeschlossenes Buch zu lesen, und dann kommen davon Fortsetzungen, die eigentlich auch in das ursprüngliche Buch mit hinein gepasst hätten (war ja nun auch nicht gerade ein fetter Wälzer) bzw. deren Fehlen das erste Buch irgendwie unvollständig lässt, find ich dem Leser gegenüber respektlos.

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Emswashed kommentierte am 11. Oktober 2022 um 13:29

Deine "Apfelerklärung" klingt gut.

Ich dachte nicht an Thorirs Ärmel, aber jetzt bin ich verunsichert. Ich dachte die ganze Zeit daran, dass sie Thorir zuarbeitet und er sie letztendlich fallen ließ.

Vielleicht will ja eine Fortsetzung erst geschrieben werden, wenn man weiß, wie die Idee ankam. Manche offenen Enden inspirieren ja auch.

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
wandagreen kommentierte am 11. Oktober 2022 um 16:29

Die Äpfel sind einfach eine Modeerscheinung.Ich sach ja immer noch, das Buch ist irgendwie auch unfertig.

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Emswashed kommentierte am 10. Oktober 2022 um 09:42

Und wo ist die Verbindung zum Titelbild?

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Fever kommentierte am 10. Oktober 2022 um 15:26

Das ist eine sehr gute Frage! Auf Anhieb konnte ich damit erst mal wenig anfangen und hätte auf Basis vom Cover sicher auch nicht nach dem Roman gegriffen. Irgendwie finde ich es auch geradezu konträr zum Inhalt, weil meine Assoziation ist, dass etwas/der Mensch versteckt/bedeckt wird, aber mit der Markierung wird ja, ganz im Gegenteil, mehr preisgegeben. Ich bin also etwas ratlos. Hat jemand anders Ideen dazu?

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Steve Kaminski kommentierte am 14. Oktober 2022 um 21:43

Und wo ist die Verbindung zum Titelbild?

 

Der Mensch - nur noch eine Hülle?

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 106
Glanzleistung kommentierte am 10. Oktober 2022 um 10:51

Mir ist es auch etwas schwer gefallen in die Handlung zu kommen. Der Schreibstil ist schon etwas unorthodox wie ich finde. Am besten kann ich mich irgendwie in die Figur Vetur hineinversetzen, auch wenn ich ihre Ängste für etwas übertrieben halte.

Ansonsten sind die Markierungen alle sehr interessant.

Thema: Deine Meinung zum Buch
Fever kommentierte am 10. Oktober 2022 um 15:17

Hier gibt es jetzt auch meine Rezension zu lesen:

https://wasliestdu.de/rezension/ein-nachdenklich-stimmendes-dys-utopisches-gesellschaftsportraet

Ich teile sie noch auf einigen weiteren Seiten. Vielen Dank, dass ich hier mitlesen durfte! Das Buch war sehr interessant, und die Diskussionen habe ich als echte Bereicherung beim Leseprozess empfunden!

Thema: Deine Meinung zum Buch
Emswashed kommentierte am 11. Oktober 2022 um 18:04

Ein Buch, das mich neugierig gemacht hat und auch neugierig zurücklässt. Es lässt Fragen offen, ja, aber das sind Fragen, die wir alle noch nicht beantworten können und die Zukunft uns zeigen wird. Von daher war es sehr interessant und wichtig, dieses Thema in einem "exotischen" Sujet serviert zu bekommen.

Ich danke allen Mitlesenden für ihre herhellenden Kommentare, Erklärungen der isländischen Sprache und kontroversen Meinungen.

Danke dem Wld-Team, dass ich mitlesen durfte.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 106
Noelas_books kommentierte am 13. Oktober 2022 um 11:11

Ein sehr interessantes Buch. Der Erzählstil ist zwar distanziert, sodass man mit einzelnen Figuren nicht warm wird, aber ich finde, dass das sehr gut passt. Hilfreich ist, dass aus mehreren Blickwinkeln erzählt wird. So erhält man dann doch ein besseres Verständnis und ein klareres Bild. 

Dystopien sind eigentlich gar nicht meins. Insofern ist es für mich positiv zu werten, dass dieser Roman nicht ganz so dystopisch daher kommt, sondern leider recht real in manchen Belangen ist. 

Den Briefwechsel zwischen Tea und Laila kriege ich noch nicht so ganz einsortiert und frage mich, wie er zu dem anderen Geschehen passt

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 107 bis 210
Noelas_books kommentierte am 13. Oktober 2022 um 11:43

Ich hätte nicht gedacht, dass das Buch so viel Tiefe besitzt. Der Empathietest und dessen Widersprüche werden sehr gut herausgestellt. Ich fühle ein großes Unbehagen, wenn ich nur davon lese. Wie muss man sich dann erst fühlen, wenn man ihn machen muss? Die Angst kann ich sehr gut verstehen. Für meinen Geschmack könnte es ein wenig mehr Handlung geben. Im Moment spielt sich alles im Innenleben der Protagonisten ab und man hat das Gefühl, dass alle ein wenig auf der Stelle stehen

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Noelas_books kommentierte am 13. Oktober 2022 um 11:53

Was für ein Buch und was für eine Geschichte. Ich muss das jetzt erst mal ein wenig sacken lassen. Viele Punkte klären sich zu einer Art von Happy End auf. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sich die verschiedenen Handlungsstränge ein wenig früher und nicht erst so spät geklärt hätten. In meiner Wahrnehmung wäre der Roman dann spannender gewesen. Meine Rezi schreibe ich noch heute

Thema: Deine Meinung zum Buch
Noelas_books kommentierte am 13. Oktober 2022 um 12:13

Vielen Dank, dass ich mitlesen durfte. Hier ist nun auch meine Rezi 

https://wasliestdu.de/rezension/erschreckende-zukunftsvision-7

 

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 211 bis Ende
Steve Kaminski kommentierte am 14. Oktober 2022 um 21:56

Noch*n Zitat, S. 250: Oli hofft auf ein Gesellschaftsbild, in dem Menschen wie Autos. Si müssen einmal im Jahr zur Inspektion, damit man sie wieder gefahrlos in den Verkehr lassen kann. Wenn etwas kapugeht, muss es repariert werden. So einfach ist das.

Isses halt eben nicht.

 

S. 270 Solveigs Kritik an Oli, u.a. seine Abneigung gegen das Brüchige im Menschen ... Die Markierungspflicht ist sein Weg, seine Abneigung anzugehn.

Die Abneigung gegen das Brüchige - das scheint mir das Problem von Test und Markierungspflicht sehr gut auf den Punkt zu bringen. Mit der allgemeinen Anpassung, die mit Test und Markierungspflicht verbunden ist, geht grundlegend Menschliches verloren.

 

S. 272 dann Olis Vision einer echten Wohlstandsgesellschaft, in der alle Hilfe bekommen (aber ob alle diese so wollen?), Gewalt wird im Keim erstickt. (Ob das der Weg ist? Wohl nicht)

Thema: Lieblingsstellen
Pitty318 kommentierte am 19. Oktober 2022 um 19:48

Falscher Ort. Das Zitat gehörte zu einem anderen Buch. Gerade noch gemerkt. :-))

Thema: Wie gefällt dir das Cover?
Tine kommentierte am 05. November 2022 um 00:57

Ich finde die optische Illustion richtig gut! Ich hab lange draufgestarrt und mich gefragt, ob die Decke und Schuhe einfach nur geschickt platziert wurden oder da tatsächlich jemand auf dem Cover sitzt. Großartig!

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