Rezension

Eine gefühlvolle Geschichte mit Suchtpotenzial.

Wir treffen uns im nächsten Kapitel -

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
von Tessa Bickers

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch über das Erkennen und Vergeben, ein Buch über Liebe und Freundschaft, ein Buch über eigene Wünsche, ein Buch, das ans Herz geht.

Erin räumt in ihrem Leben gehörig auf. Sie schmeißt ihren Job hin, in dem sie seit Jahren unglücklich ist, sie mistet ihr Zimmer aus und bringt Bücher, die sie seit Jahren nicht gelesen hat, in einen öffentlichen Bücherschrank. Die logische Konsequenz wäre wohl jetzt, dass sie neu anfängt und die Vergangenheit hinter sich lässt. Aber es kommt alles ganz anders… und beginnt damit, dass sie bemerkt, dass sie eines ihrer Lieblingsbücher in den Bücherschrank gestellt hat. 

Von Anfang an gefiel mir die Idee, dass sich zwei Menschen über Randnotizen in Büchern austauschen, sich ihre Gedanken mitteilen und die fiktiven Geschichten der Bücher mit eigenen Erfahrungen verbinden. Dabei werden Erin und James immer persönlicher, erzählen immer mehr über sich selbst und lösen damit beim Gegenüber mehr als nur Interesse aus. 

Vielleicht gefällt mir diese Geschichte deshalb so gut, weil auch ich oft in Büchern etwas über mich herauszufinden versuche. In diesem Buch fällt es mir besonders leicht. Die Autorin greift viele Themen auf, die einem im wahren Leben tatsächlich begegnen können. Dazu gehören Konflikte mit den Eltern, Familie und wichtigen Menschen, Tod, Freundschaft, Liebe und noch so einiges mehr. Für mich ist das ein Grund, weshalb ich mich in diesem Buch von Anfang an wirklich wohl gefühlt habe und mit den Charakteren mitfühlen konnte. 

Erin und James sind zwei Charaktere, die mir ausgesprochen authentisch erscheinen und sofort ans Herz gewachsen sind.. Beide haben ein nicht gerade einfaches Leben. Während James sich einer bipolaren Mutter gegenübersieht und sich von dieser und auch seinem Bruder stets verlassen fühlt, muss Erin mit der Trauer über den Tod ihrer besten Freundin Bonnie klarkommen. Die Autorin schreibt kapitelweise aus Erins und aus James’ Sicht und bedient sich hier der ich-Form. Diese Art zu erzählen gefällt mir besonders gut, weil es sich anfühlt, als würde der Charakter selbst einem seine Geschichte erzählen, so als würde man einem Freund zuhören. Ich hatte stets das Gefühl, durch Erins und James’ Augen zu sehen und ihre Geschichten zu erleben. 

Die Auswahl der Bücher, die die Autorin wählt, um ihre Protagonisten sie lesen zu lassen, gefällt mir ausgesprochen gut. Nicht zuletzt deshalb, weil sie auch den Inhalt, auf den sie abhebt, einfließen lässt. Selbst wenn man die Klassiker nicht kennt, wird dem Leser klar, warum dieses Buch so perfekt passt. Es wird ersichtlich, dass Bücher einen großen Einfluss auf die eigene Gedanken- und Gefühlswelt haben können, gerade wenn man sie mit einem anderen Menschen teilt. 

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht zu lesen. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und auch wenn es hier viel um Liebe und Gefühle geht, ist die Geschichte keinesfalls kitschig. Sie ist vielmehr berührend und stimmt an mancher Stelle nachdenklich, wirft die Frage auf: Wie würde ich an dieser Stelle reagieren? Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass einer nicht bereit ist, dem anderen zuzuhören und somit passt das Buch perfekt in die heutige Zeit, die viel zu schnell geworden ist, um noch wirklich zuzuhören. 

Fazit:

Mit ihrem Debütroman legt die Autorin sich ihre Messlatte sehr hoch, denke ich. Er hat alles, was eine guter (Liebes-)Roman braucht. Gefühle, Konflikte, Situationen, mit denen sich viele Menschen identifizieren können und das alles, ohne zu sehr zu übertreiben. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen.