Rezension

Augen im Wald

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
von Megan Miranda

Bewertet mit 3 Sternen

Nicolette hat vor zehn Jahren ihre Heimat verlassen und war nur noch selten in ihrer Stadt, um sich um ihren Vater zu kümmern, der dement ist. Sie kehrte Cooley Ridge den Rücken, als ihre beste Freundin spurlos verschwand und sie alle - ihre Freunde, ihr Bruder, ihr Vater - gefangen waren in einem Netz aus Intrigen und Gerüchten. Doch jetzt muss sie wieder nach Hause, denn ihr Vater muss unterschreiben, dass das Haus verkauft wird - sie haben kein Geld mehr, um ansonsten sein Heim zu bezahlen. Plötzlich verschwindet ein weiteres Mädchen, und es ist wie damals: Keiner weiß etwas, aber alle haben eine Ahnung. Es kann kein gutes Ende geben, und die Zeit läuft rückwärts.

Natürlich läuft die Zeit nicht wirklich rückwärts, sie wird nur so erzählt. Zwei Wochen nach Nics Ankunft beginnt der eigentliche Teil der Geschichte, die immer weiter zurückgeführt wird, bis sich am Tag 1 das ganze Puzzle löst. Eigentlich eine coole Idee, aber sie kränkelt ein bisschen an dem, was allen diesen Frauenthrillern zu eigen ist: der mangelnden Spannung. Bei einem Buch mit über 400 Seiten, in der sich zwei Drittel lediglich mit Allerweltsleben und wenig Rückblicken beschäftigt wird, kommt irgendwann Langeweile auf. Die Spannung soll ja gerade durch die rückläufige Erzählweise gesteigert werden, aber dieser Ansatz funktioniert erst ab Tag 3. Bis dahin darf man sich durch 12 zähe Tage arbeiten, und da hilft es auch nicht, dass man ganz selten Einblicke in die Vergangenheit erhält. Von daher ist das Rückwärtserzählen eine nette Idee, aber sie zündete nicht wie erwartet, sodass man sie hinterher als sinnlos, nicht originell empfindet. Trotzdem ist das Buch gut geschrieben und hätte mit entsprechenden Kürzungen durchaus Spannung enthalten können.

Kommentare

lex kommentierte am 24. Januar 2018 um 15:41

Hey, dann war es ja wenigstens kein totaler Reinfall für dich. :-) Freut mich...

E-möbe kommentierte am 24. Januar 2018 um 17:33

Kein Megathriller, aber solider als Ruth Ware oder die Gone-Girl-Frau.

lex kommentierte am 24. Januar 2018 um 19:09

Gillian Flynn magst du nicht? Die find' ich ja super. Dark Places hat mich niedergeschmettert, Gone Girl gut unterhalten und Broken House nett ausgetrickst... Cry Baby fehlt noch.

E-möbe kommentierte am 24. Januar 2018 um 19:27

Das war ihr Name. Ja. Die langweilt mich zu Tode. Bei Gone Girl habe ich gebetet, dass mal was passiert. Dagegen fand ich Ticktacktacktick fingernägelzerkauend nervenzerfetzend. Die anderen habe ich mir gar nicht vorgenommen, weil mich Gone Girl so abgeschreckt hat. Hier haben wir also eine Autorin, bei der wir inkompatibel sind. ;)

katzenminze kommentierte am 24. Januar 2018 um 19:47

Gone Girl ist aber schon anders als Flynns restliche Bücher. Tatsächlich langsamer und - sagen wir - psychologischer. Ich kann lex Kommentar nur voll und ganz zustimmen. ^.^ Bis auf dass ich Broken House noch nicht las, dafür aber Cry Baby. ;)

lex kommentierte am 24. Januar 2018 um 21:42

Lohnt sich "Cry Baby", katzenminze? Ich hab das Buch die ganze Zeit im Hinterkopf, schieb's aber immer wieder auf.

E-möbe kommentierte am 24. Januar 2018 um 22:59

Psychologischer? Ich habe wegen der Dummheit aller beteiligten Protagonisten ständig mit den Augen gerollt. Dabei habe ich extra auf Englisch gelesen, damit mir die Feinheiten der angeblich so guten Autorin nicht entgehen. Da ich aber ständig einschlief beim Lesen, entging mir vielleicht doch was. :D

lex kommentierte am 24. Januar 2018 um 21:44

Ich merk's mir und biete dir keine GF-Tauschbücher an, archer/emöbe, auch keine kaffeefleckigen... ;-)

E-möbe kommentierte am 24. Januar 2018 um 22:58

Damit hattest du mich echt gefangen. ;)