Rezension

Das andere Zwillingsmädchen

Düstergrab
von Romy Fölck

Bewertet mit 4 Sternen

Das Mädchen rennt so schnell es kann, der Mann hinter ihr will ihr nichts Gutes, wie es scheint. Schon der Prolog ist so dramatisch wie rätselhaft und bald sind wir mit Frida auf der Beerdigung ihres viel zu früh verstorbenen Schulfreundes. Kaum ist sie wieder daheim, kommt Enno Dahlsen, der Friedhofswärter, und bittet sie, mitzukommen. Die Kränze auf dem frischen Grab liegen anders als am Tag zuvor: „Es könnte sein, dass jemand die Leiche stehlen wollte.“ Nachdem das Grab und der Sarg darin wieder geöffnet sind haben sie Gewissheit – jemand hat zu dem Toten die Leiche eines Mädchens gelegt, gekleidet mit einer Art Tracht, in Händen hält sie einen Strauß des Tausendgüldenkrautes. Frida meint, dieses Mädchen schon einmal gesehen zu haben – aber wo?

Auch eine ganz andere Sache macht Frida schwer zu schaffen, wurde doch auf Leo, ihrem Partner, direkt vor dem Polizeigebäude geschossen – oder galt dieser Schuss ihr? Leo liegt im Krankenhaus und so wird Frida wieder Bjarne Haverkorn zur Seite gestellt. Haben diese beiden Vorkommnisse miteinander zu tun?

Es sind so einige Erzählstränge, über jedem schweben große Fragezeichen. Noch ist alles nebulös, ja mysteriös. Bald wissen sie, dass es sich bei dem Mädchen um Lilly handelt, die mit ihrer Zwillingsschwester Sophie bei Pflegeeltern gelebt hat, beide Mädchen sind seit vier Jahren spurlos verschwunden. Nun gilt es, die hoffentlich noch lebende Sophie zu finden. Und nicht genug damit, auch Leo verhält sich rätselhaft. Es scheint, dass er wesentlich mehr weiß, als er preisgibt. 

Natürlich kommen auch die privaten Momente nicht zu kurz. Es sind Nebenschauplätze wie etwa stellvertretend für alle anderen Figuren die Beziehung zwischen Frida und Torben. Eine Entscheidung steht an, im nächsten Band werde ich vielleicht schon mehr erfahren. Die Charaktere sind nahbar, es ist, wie alte Bekannte wieder treffen. Sie entwickeln sich von Buch zu Buch weiter, jedoch ist auch „Düstergrab“, wie jeder Vorgängerband, in sich abgeschlossen, man kann also ohne Vorkenntnisse jederzeit in die Reihe einsteigen.   

Zu guter Letzt kommt es geballt, wie im Schnelldurchgang. Alles muss aufgeklärt, viele lose Fäden zusammengeführt  werden. Und ja, die einzelnen Versatzstücke fügen sich ineinander, nichts bleibt offen. Manches fühlt sich dabei schlussendlich ein wenig zu konstruiert an, jedoch bleibt  auch dieser sechste Elbmarsch-Krimi durchgängig so spannend wie rätselhaft und undurchschaubar bis zum verblüffenden Schluss. Romy Fölck hat mich wieder gut unterhalten und auf so manch falsche Fährte gelockt. Ein solider Krimi mit einem Schuss Lokalkolorit, den ich gerne weiterempfehle.