Rezension

Der Jäger und seine Beute

Murder Park - Jonas Winner

Murder Park
von Jonas Winner

Bewertet mit 5 Sternen

Nach fast vierzig Jahren schlossen sich die Tore des beliebten Vergnügungsparks Zodiac Island inmitten des Atlantischen Ozeans. Er hat drei Frauen das Leben gekostet: Nancy C., Patricia T. und Sarah G. Die Taten wurden Jeff Bohner zugeschrieben, einem Serienmörder, der besonderes Augenmerk auf den Zeitpunkt des Todes und dessen Zeugen legte. Als Clyde Oberman wurde er schließlich gehängt. Verbrechen dieser Art haben Paul Greenblatt lange Zeit ungemein fasziniert. Eine morbide Obsession. Und auch heute noch, geht er ihnen als Reporter mit persönlichem Interesse nach. Nicht zuletzt deswegen gehört er zu den Auserwählten, die eine Einladung von Rupert Levin erhalten, einem besonderen Presse-Event beizuwohnen. Zwei Jahrzehnte nach Zodiac Island setzt der Unternehmer alles auf Anfang und eröffnet den Murder Park. Der Name ist Programm und soll den Besuchern das Fürchten lehren. Die Idee: Die Welt der Serientäter mitsamt ihren Sehnsüchten und Leidenschaften als Kulisse einer Kontaktbörse. Noch vor der offiziellen Eröffnung reisen insgesamt zwölf Journalisten, Berater und Experten auf die berüchtigte Insel, um den Spuren Jeff Bohners, Jack the Rippers, Charles Mansons und Konsorten zu folgen. Bei Sturm und Regen setzt die Fähre stilgerecht über. Gut gerüstet mit Pressemappe und allerlei Vorträgen, kann das Killer-Wochenende beginnen! Unterhaltung und Nervenkitzel, für Kinder ungeeignet. Doch plötzlich wird aus Fallstricken und Tricks bittere Realität. Die Insel des Todes fordert weitere Opfer …

Thriller lese ich vor allem um der Spannung willen. Ein bibliophiles Abenteuer mit Nervenkitzel und Rätselspaß. Genau darum geht es auch beim Erlebniswochenende im MURDER PARK. Zugegeben, das Setting, ein vermeintlicher Originaltatort mit nachgestellten Szenen, echten Ausstellungsobjekten verschiedener Straftäter und insgesamt großer Detailtreue, ist schon etwas fragwürdig, wenn nicht gar makaber. Für erprobte Leser dieses Genres hingegen ist diese Grundlage perfekt und Spekulationsmöglichkeiten sind garantiert. JONAS WINNER macht sich den düsteren Nervenkitzel zunutze, seine Leserschaft in insgesamt zwölf Video-Aufzeichnungen, abwechselnd mit dreiundvierzig Kapiteln aus Sicht der Hauptfigur, bis zum Ende an der Nase herumzuführen. Die Ereignisse werden aus der Perspektive Paul Greenblatts in dritter Person Singular wiedergegeben. Seinen Gedanken und Handlungen lässt sich gut folgen. Die Video-Interviews werden von dem Psychiater Dr. Sheldon Lazarus geführt. Die Kandidaten erzählen über sich, ihre Erlebnisse in der Vergangenheit und ihren Bezug zu Zodiac Island. Denn tatsächlich verknüpfen alle zwölf Personen persönliche Erfahrungen rund um die alte Touristenattraktion. Dies führt dazu, die Teilnehmer neben Greenblatt besser kennenzulernen. Trotz manchem Hinweis und psychologischer Finesse, lassen sie sich dennoch nicht zweifelsfrei einschätzen. Übrigens ebenso wenig wie der Reporter selbst. Man ahnt, dass der Schauplatz selbstredend ein Konzept verfolgt und über die Murderabilia-Ausstellung hinaus entsprechend ausstaffiert ist. Durch Reaktionen und Überlegungen von Paul Greenblatt, wirken Geräusche, Schatten und dergleichen dennoch mysteriös. Seine Emotionen sind größtenteils nachvollziehbar. Als die ersten Opfer zu beklagen sind, geht der Rätselspaß für die Leserschaft richtig los. Eingangs könnte im Grunde jeder dahinterstecken. An Alternativen mangelt es wahrlich nicht. Nach und nach scheiden Möglichkeiten aus. Bis kurz vor Schluss hielt ich selbst an zwei Kandidaten fest, von denen es einer dann auch war. Mir wäre der andere als Bösewicht lieber gewesen, aber das ist Geschmackssache. An Aufbau der Geschichte, Schreibstil, Schauplatz und Figuren habe ich grundsätzlich nichts auszusetzen. Mein erster, aber sicherlich nicht letzter Titel von JONAS WINNER!

MURDER PARK erscheint als Paperback im Heyne Verlag. Das Cover zeigt passend zum Romaninhalt die klassische Silhouette eines Erlebnisparks mit Fahrgeschäften wie Achterbahn und Riesenrad. Schwarz-weiß in Negativoptik wirkt die Kulisse in gewisser Weise bedrohlich. Im Kontrast hierzu sind Autorenname und Buchtitel in gelbem Spotlack gehalten. Die Softtouch-Oberfläche macht das Buch obendrein zum haptischen Erlebnis. Im Anhang informiert eine Liste über die zwölf Inselbewohner.

Fazit:

JONAS WINNER versteht sein Handwerk: MURDER PARK ist ein durch und durch spannendes Buch mit sehr viel Spekulationspotenzial. Abwechslungsreich, düster und gefährlich – ein ereignisreiches Abenteuer, das es in sich hat!