Rezension

Das Grauen kommt zurück und immer näher

Murder Park - Jonas Winner

Murder Park
von Jonas Winner

Bewertet mit 4 Sternen

Nach „Der Architekt“ und „Die Zelle“ war dies mein drittes Buch von Jonas Winner und noch bin ich hin- und hergerissen.
Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten hatte ich Schwierigkeiten den Einstieg zu finden, obwohl mir die Geschichte von Anfang an Lust auf das Buch gemacht hatte.

Paul ist ein junger Journalist, der ausgewählt wurde, gemeinsam mit 11 anderen Personen eine kurz vor der Eröffnung stehende Vergnügungsstätte auf einer Insel vor der amerikanischen Ostküste zu besuchen. Zodiac Island war einst ein berühmter Freizeitpark mit diversen Attraktionen und verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten. Vor 20 Jahren nun hat auf dieser Insel ein Serienmörder drei junge Frauen getötet und grausam zugerichtet. Die ersten beiden Taten wurden vor der Öffentlichkeit vertuscht, erst nach dem dritten Mord werden die Taten publik und der Park geschlossen. Das dritte der damaligen Opfer war Pauls Mutter, der damals vier Jahre alte Paul hat viele Stunden neben seiner toten Mutter ausgeharrt, der Mörder war kein Fremder für ihn. Jeff Bohner wurde gefasst, überführt, zum Tode verurteilt und starb auf dem elektrischen Stuhl.

Paul hat also ganz persönliche Motive, dieser Einladung Folge zu leisten. Die „Spielregeln“ für das Wochenende sind allen Beteiligten klar, sie sind für drei Tage auf der Insel auf sich allein gestellt und  ihnen soll das Konzept des neuen Zodiac Island präsentiert werden. Murder Park soll die Anlage künftig heißen und sie wird mit den Ängsten der Besucher ziemlich skrupellos spielen. Kontakte zu Dritten gibt es während des Wochenendes nicht und da die Fähre auch erst am Montag wieder fahren wird, gibt es auch keine Möglichkeit, die Insel vorzeitig zu verlassen.

Schon kurz nach dem Eintreffen der Gruppe und dem gegenseitigen Kennenlernen gibt es die erste Leiche. Keine fremde Person sondern eine dieser Zwölf ist das Opfer und es soll nicht bei diesem einen Vorfall bleiben. Und an dieser Stelle beginnt langsam ein Sog, der den Leser unweigerlich in die Geschichte hineinzieht. Mit Spannung und Entsetzen gleichzeitig verfolgt man die Gruppendynamik der noch Lebenden. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass diese Vorabpräsentation und vor allem die Zusammensetzung der Gäste mit den Ereignissen von vor 20 Jahren in Verbindung stehen. Was bedeutet es, dass in dieser Gruppe jedes der zwölf Tierkreiszeichen exakt einmal vorkommt? Hat es überhaupt eine Bedeutung oder ist hier einfach nur ein Wahnsinniger am Werk? Wem kann Paul trauen und von wem sollte er sich lieber fernhalten? So wie dieser Protagonist ständig wieder in neue Zweifel hinsichtlich seiner Mitreisenden gerät, so geht es einem auch als Leser. Gerade glaubt man, jetzt doch die Lösung zu erahnen, überrollen einen die Ereignisse erneut und alle Theorie stürzt wieder wie ein Kartenhaus zusammen. Das Ende ist mindestens so überraschend wie spannend und lässt einen aufatmen.

Anfangs wechselt sich die Handlung mit den Auswahlprotokollen der zwölf Besucher recht regelmäßig ab, wobei im Verlauf des Buches die Handlungskapitel länger werden und die eingestreuten Protokolle nicht mehr so dominieren. Ich glaube, dass dieser Aufbau mir den Einstieg erschwert hat, trotzdem gibt es eine absolute Leseempfehlung – allerdings nur für hartgesottene Krimifans.