Rezension

Die Alchemie der Bücher - bezaubernd

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu -

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
von Nina George

Bewertet mit 4 Sternen

Die letzten 4 Sätze aus dem Lavendelzimmer sind die ersten Sätze in diesem wunderbaren Roman über die heilsame Kraft der Bücher, Seelenverwandschaft, Freundschaft, Liebe und kleine Wunder. Trotz der glücklichen Jahre mit Catherine in der Drôme hat Jean Perdu etwas vermisst, auch wenn er es nicht gleich selbst gemerkt hat und zugeben möchte. Seine Literarische Apotheke, sein Job als literarischer Pharmazeut, der für jede Seelen-Maladie eine wirksame Lektüre parat hat. Und so tritt das Bücherschiff die Rückreise von Aigues-Mortes in den Heimathafen nach Paris an.

Es ist für Perdu eine Zwischenzeit. Zwischen einem Ende und einem Anfang am Ende der Reise. Die Geschichte lebt von den Menschen, die das Bücherschiff an den Anlegestellen besuchen. Im Verlauf der Reise wird es sogar zu einer Art Arche für Menschen - Groß und Klein, Tiere und natürlich Bücher.

Zwischen den einzelnen Kapiteln befinden sich Jeans Notizen zu seiner Großen Enzyklopädie der Kleinen Gefühle, die mal mehr und mal weniger ausführlich beschrieben werden. Die aber immer einen Bezug zum jeweiligen Kapitel bzw. zu den Personen darin haben.

Mich hat das lavendelfarbene Cover in gezeichneter Form sehr angesprochen und da ich bereits das Lavendelzimmer gelesen habe, wollte ich jetzt auch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Den Anfang fand ich tatsächlich etwas schleppend, doch sobald die Idee aufkam, die Rückreise anzutreten, bin ich tief in die gewohnte flüssige Schreibweise eingetaucht und habe mich von den Geschehnissen wohlig einwickeln und tragen lassen. Mit viel Einfühlungsvermögen hat die Autorin die Charaktere herausgehoben, hat geführte Dialoge voller Gefühl, tiefsinnig und humoristisch gestaltet und den Menschen eine authentische individuelle Persönlichkeit gegeben.

Für mich war es wieder ein Lesegenuss, den ich absolut weiterempfehlen kann.