Rezension

Eine Liebeserklärung an Bücher und das Leben

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu -

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
von Nina George

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch wie eine warme Umarmung. Eine Liebeserklärung an Bücher und das Leben. 

„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist die Fortführung des Romans „Das Lavendelzimmer“ von Nina George. 
Der Buchhändler Jean Perdu hat sein Bücherschiff und Paris hinter sich gelassen und lebt mit seiner Liebe Catherine in einem Häuschen in der Provence. Als ihn dort ein Päckchen mit einem unveröffentlichten Manuskript des längst verstorbenen Autor und Literaturnobelpreisträger José Saramago erreicht, stellt dies sein gesamtes Leben auf den Kopf und in Frage. 

Poetisch, lyrisch, einfühlsam, mit viel Witz, Charme und Fingerspitzengefühl erzählt Nina George nicht nur über Monsieur Perdu, sein Bücherschiff und seine Tätigkeit als literarischer Apotheker. Sie fasst die Liebe zu Büchern in Worte, die jeder Bücherwurm nachempfinden kann; spricht über die Beziehung zwischen Lesenden und dem Buch, lässt Autor*innen zu Wort kommen und nimmt die Literaturszene aufs Korn. Sie schreibt außerdem über die Liebe und all ihre Facetten sowie die unbändige Liebe zum Leben - und das alles ohne kitschig zu werden oder Klischees zu bedienen. Sie erklärt die Auswirkungen von Rassismus, Klassismus und Sexismus auf behutsame Art, nutzt Gendern als Stilmittel und klärt uns über das Innenleben von Kindern und die Weisheit von Tieren auf. Sie redet offen und ungeschönt über Tod, Trauer, das Sterben und Älterwerden. Über Verantwortung und Lebensziele, übers Vaterwerden und Elternsein. Über Freundschaft und Zusammenhalt. 

Die „Enzyklopädie der großen Gefühle“, an der Perdu selbst schreibt, würde ich sofort lesen und ins Regal stellen!

Im Buch folgen Ereignisse nicht Knall auf Fall, es ist ein langsames Buch, das genüsslich gelesen werden will und die Handlung ist größtenteils vorhersehbar. Die Autorin schafft es aber, dass einem die Charaktere so sehr ans Herz wachsen, dass ich doch das eine oder andere Mal Herzklopfen hatte, wenn sich ein Unglücksfall anbahnte! Selbst bei Pauline und ihrem ständigen „sheesh“ ;)

Und das alles vor der Kulisse südfranzösischen Savoir-vivres, einer Reise über die Flüsse und Kanäle Frankreichs samt malerischer Städtchen und dem Zauber von Paris. 

Knapp zusammengefasst: GROẞARTIG! Und mein neues Lieblingsbuch!

Das Buch kann unabhängig von „Das Lavendelzimmer“ gelesen werden, ich persönlich würde aber empfehlen, die Reihenfolge einzuhalten, da man sonst leicht mit den Figuren durcheinanderkommt. 
Außerdem werden häufig französische Wörter genutzt und ein französischer Schreibstil wird imitiert. Ich lieb‘s, aber Leser*innen ohne Sprachkenntnisse könnte das evtl. irritieren. 
Winzig kleiner Minuspunkt: die Begegnung mit dem Präsidenten fand ich etwas unauthentisch.