Ein ernstes und nachdenkliches Jugendbuch
Manchmal fängt man damit an, ein Leben zu leben, das man niemals erwartet hätte zu leben. Und manchmal macht man da weiter, wo ein Leben aufgehört hat. Letztendlich geht es nicht darum, woher man kommt, sondern wohin man geht. – Seite 295
Cecilia Price ist eine junge, ambitionierte Schülerin, die kurz davor steht, an einem angesehenen College ein Medizinstudium zu beginnen, für das sie sogar ein Stipendium bekommen hat. Ihr Bruder Cyrus hingegen ist seit einer Knieverletzung abhängig von einem starken Opiat und versinkt völlig im Sumpf der Drogen. Die Situation der Familie ist emotional und finanziell am Ende. Doch als Cyrus an einer Überdosis stirbt, bekommt das Grauen für Cecilia noch einmal ein völlig neues Gesicht.
Zunächst einmal sei da der Schreibstil der Autorin Kelly Fiore zu loben, die es schafft, schonungslos ehrlich und gleichzeitig poetisch zu schreiben. Das Buch liest sich innerhalb kürzester Zeit und das trotz des schweren Themas, der hoffnungslosen und verzweifelten Stimmung. Hin und wieder sind Auszüge aus Cecilias Tagebuch eingestreut, die sich als abgewandelte Märchen darstellen und wertvolle Einblicke in ihre Gedankenwelt geben.
Die Geschichte wird nach und nach in verschiedenen Abschnitten aus jeweils unterschiedlichen Zeiträumen geschildert. Grob lassen sich diese in „vor Cyrus‘ Tod“ und in das „danach“ unterteilen. So wird nach und nach aufgedeckt, was wirklich zu seinem Tod geführt hat, welchen Beitrag Cecilia dazu geleistet hat und warum sie sich nun so schuldig fühlt. So zieht sich die Frage nach der Schuld wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, denn so ist Cecilia davon überzeugt, Cyrus getötet zu haben und wir als Leser müssen nun jeder für uns selbst herausfinden, ob sie das wirklich getan hat.
Diese Geschichte ist ernst und sie macht nachdenklich, sie zieht einen hinab und wir fallen gemeinsam mit Cecilia Price. Wir geben uns der Frage hin, wie und warum sich ein Mensch schuldig machen kann und wie man einen Menschen verurteilen kann, der sich nur indirekt schuldig macht. Wer sich also intensiv mit dem Thema Drogensucht, Drogenhandel oder auch der hier omnipräsenten Schuldfrage näher auseinandersetzen möchte, sei gerne eingeladen, gemeinsam mit Cecilia Price ganz tief zu fallen.