Rezension

Schuldfragen

Der tiefe Fall der Cecelia Price - Kelly Fiore

Der tiefe Fall der Cecelia Price
von Kelly Fiore

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin ein Cover-Käufer, mich hat als erstes der Einband des Buches und danach erst der Klappentext gelockt. Das Cover drückt für mich sehr gut durch die rote Trennlinie eine Grenze aus, die überschritten wird oder nicht. 
Inhalt: 
Die amerikanische Teenagerin Cecelia Price meldet sich beim Notruf mit der Nachricht vom Tod ihres drogensüchtigen Bruders und gibt an, dass sie daran schuld wäre. Daraufhin kommt sie in zunächst in Untersuchungshaft, danach in eine Verhaltenstherapie im Strafvollzug, bei der sie der Leser bis zu ihrer gerichtlichen Anhörung begleitet. Das Buch enthält ständig Rückblenden, bei denen man erfährt, wie der Bruder ein Junkie wurde und warum Cecelia sich für schuldig an seinem Tod hält. Cecelia lebte bis dahin in einer eher ärmlichen amerikanischen Familie, ihre Mutter ist gestorben und ihr Vater versucht die Familie mit einer Farm mehr schlecht als recht über Wasser zu halten. Ihr Bruder Cyrus ist als guter Sportler der Hoffnungsträger der Eltern für eine bessere Zukunft, doch eine Verletzung zerstört diesen Traum. Cecelia, die eine gute Schülerin ist und große Ziele hat, gerät in der Strudel von Drogen und stürzt ab. 
Charaktere: 
Hauptfigur ist Cecelia, deren Charakter sich dem Leser erst allmählich erschließt. Sie ist eine strebsame amerikanische Teenagerin mit berechtigter Hoffnung auf eine College-Laufbahn. Aufgrund der ärmlichen Familienverhältnisse und der Drogenabhängigkeit des Bruders muss sie für ihr Ziel hart kämpfen. Sie trifft falsche Entscheidungen u d Gerät auf die schiefe Bahn. Das Bild von Cecelia Price erschließt sich erst allmählich im Verlauf der Geschichte. Man lernt sie während der Verhaltenstherapie kennen und sie ist so verschlossen dargestellt, wie sie sich gibt. Erst durch die ständigen Rückblenden, die im übrigen ein tolles stilistisches Mittel sind, erfährt man mehr von ihr. Die Nebencharaktere sind streng verteilt auf die beiden Zeitstränge der Gegenwart und der Rückblenden. Nur der Vater kommt in beiden Strängen vor, alle anderen handelnden Personen sind entweder in der Vergangenheit oder in der Gegenwart angesiedelt, was den Einschnitt in Cecelias Leben noch deutlicher macht. 
Schreibstil: 
Das Buch liest sich extrem flüssig. Der Schreibstil besteht aus kurzen, prägnanten Sätzen und erscheint stellenweise ziemlich hart und kantig. Dadurch erscheint die Geschichte sehr schnörkellos, was ich ziemlich passend finde. Dennoch werden Gefühle von CeCe beschrieben, aber als Leser hat man es mit ihr nicht leicht (ebenso wie ihre Therapeuten und ihre Pflichtverteidigerin), weil auch ihre Gefühle nicht wortreich und ausschweifend beschrieben werden. 
Meine Meinung : 
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Besonders gut fand ich die Sprödigkeit, die bei der Sprache und bei der Zeichnung des Charakters von CeCe immer wieder durchkommt und hervorragend zur Geschichte selbst passt. Ich habe mich von Beginn an sehr gut zurechtgefunden, auch oder vielleicht gerade wegen der zwei Zeitebenen, die einen Teil der Handlung rückwärts aufspulen. Die Geschichte selbst nahm mich gefangen, nur das Ende passt für mich nicht so gut dazu, im letzten Kapitel war ich etwas enttäuscht über den Ausgang - den ich hier aber nicht verraten möchte. 
Fazit: 
Ein interessantes und sehr gut geschriebenes Buch, dessen Ende ich mich ein wenig kantiger Gewünscht hätte. Dennoch - Klare Leseempfehlung.