Rezension

Das Auseinanderfallen einer Familie

Der tiefe Fall der Cecelia Price - Kelly Fiore

Der tiefe Fall der Cecelia Price
von Kelly Fiore

Bewertet mit 3 Sternen

In „Der tiefe Fall der Cecelia Price“ von Kelly Fiore geht es in der Hauptsache um das Auseinanderbrechen der Familie von Cecelia Price. Aus ihrer Perspektive erfahren wir auch, was sich in den vergangenen Monaten in ihrem Leben zugetragen hat und was dazu geführt hat, dass Cecelia die Polizei rufen musste, um zu melden, dass ihr Bruder tot ist. Zudem bezeichnet sich Cecelia selbst als verantwortlich für den Tod ihres Bruders, woraufhin sie zuerst einmal in Untersuchungshaft genommen und dann in ein Verhaltenstherapiezentrum verlegt wird. Die Geschichte, die Cecelia erzählt, spielt in zwei Zeitsträngen: Zum einen in der Zeit „vor“ dem Tod ihres Bruders und die „Gegenwart“, die Cecelia in Erwartung ihrer Gerichtsverhandlung in der Verhaltenstherapie verbringt.

Kelly Fiore schafft es, CeCe eine eigene Stimme zu geben, die den Leser in der Ich-Perspektive durch die Ereignisse führt. Dabei war mir Cecelia nicht immer sympathisch. Natürlich hat man mit ihr mitgelitten, während ihr Bruder nach dem Tod der Mutter und einer Sportverletzung immer weiter in die Drogensucht abglitt. Allerdings hat auch Cecelia Fehler gemacht und war keinesfalls perfekt. Das macht sie aber umso menschlicher und glaubhafter. Zu Beginn der Geschichte liegt CeCes tatsächliche Beteiligung am Tod ihres Bruders noch komplett im Dunkeln. Man könnte sogar vermuten, dass sie ihn tatsächlich umgebracht hat. Stück für Stück, im Wechsel aus Rückblicken und Cecelias Gedanken in der Gegenwart, entblättert sich das wahre Ausmaß des Dramas, das sich in ihrer Familie abgespielt hat.

Und obwohl sich der Blickwinkel der Erzählung auf Cecelias Umgang mit der Drogensucht von Cyrus, ihrem Bruder, befasst, erfährt man als Leser doch, wenn auch nicht „aus erster Hand“, wie der Rest der Familie damit umgeht oder bzw. nicht umgeht, indem einfach geleugnet wird, das etwas schief läuft.

Im Gesamteindruck kann ich sagen, dass ich den Schreibstil von Kelly Fiore wirklich mag. Die Geschichte liest sich flüssig und man nimmt der Erzählerin ab, was sie erfahren hat. Allerdings blieben für mich doch viele Figuren sehr eindimensional, gerade, was Cyrus anging und den Vaterm der für Cecelia doch die einzige verbliebene Bezugsperson aus dem Familienkreis darstellt. Ein schwieriges Thema, nämlich der Umgang mit einem Süchtigen in einer Familie, hat Kelly Fiore sich da ausgesucht und das eigentlich auch ganz gut umgesetzt. Ich hätte jedoch gerne mehr über die Familie vor dem Tod der Mutter und über die Familienmitglieder außer Cecelia erfahren, um ehrlich zu sein. Im Gesamtvotum komme ich dann auch drei von fünf Sternen.