Rezension

Ein großer Wurf!

Fünf Winter -

Fünf Winter
von James Kestrel

Bewertet mit 5 Sternen

Honolulu, Thanksgiving Wochenende 1941. Joe McGrady, Ex-Militär und nun Detective beim HPD wird zu einem Tatort gerufen. Zwei Leichen. Eine männlich und weiß und, wie sich herausstellen wird, der Neffe des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte. Die zweite Tote seine Freundin, eine junge Japanerin. Beide brutal abgeschlachtet und entsetzlich zugerichtet. Und es kommt noch eine dritte Leiche dazu, denn als McGrady zum Tatort zurückkehrt, wird er von einem Unbekannten, er vermutet in ihm dem Mörder, in eine Schießerei verwickelt, die dieser mit dem Leben bezahlt. Fall gelöst? Mitnichten, denn ein weiterer Verdächtiger taucht auf, der allerdings Honolulu bereits in Richtung Hongkong verlassen hat. Mc Grady heftet sich auf seine Spur und kommt am 6. Dezember, einen Tag vor dem Angriff auf Pearl Harbour, dort an. Er gerät, weil amerikanischer Staatsbürger, unter fadenscheinigen Vorwänden in japanische Kriegsgefangenschaft, wird entführt, im Haus einer Japanerin festgesetzt, nicht ahnend, dass ihn dies lange Zeit von seiner Heimat fernhalten wird.

Fünf Jahre, „Fünf Winter“ vergehen, bis er nach Hawaii zurückkehren kann. An der Aufklärung der Mordfälle hat mittlerweile niemand mehr Interesse und McGradys Interesse, ja fast schon Besessenheit an diesem Fall, stößt bei seinen Vorgesetzten auf so wenig Gegenliebe, dass es ihn schlussendlich seinen Job kostet. Aber davon lässt er sich nicht abhalten, ermittelt auf eigene Faust weiter, angetrieben von dem Wunsch, den Opfern, deren Zahl weiter höher als angenommen ist, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

2022 mit dem Edgar Award Best Novel ausgezeichnet. Verdientermaßen, denn James Kestrel aka Jonathan Moore ist damit ein wirklich großer Wurf gelungen. Ein fesselnder Noir, ein eindringlicher Kriegsroman, eine verhaltene Liebesgeschichte, alle Facetten stimmig und ohne Ruckler verbunden. Sprachlich top, kein Wort zuviel, eindringlich und immer treffend. Charaktere, ebenso angelegt, die sich allesamt jedem Klischee verweigern. Großes Kino und die passende Vorlage für die Leinwand. Lesen. Unbedingt!