Rezension

Emotional, berührend und aufwühlend. Ein Roman, der nicht kalt lässt.

Bad At Love - Morgane Moncomble

Bad At Love
von Morgane Moncomble

Bewertet mit 4 Sternen

Bad at Love ist nicht mein erstes Buch der Autorin und umso mehr freue ich mich, dass Morgane Moncomble es erneut geschafft hat, mich auf eine fantastische Reise mitzunehmen.

Vorab: Die Triggerwarnung steht definitiv nicht zum Spaß im Buch. Ich bin selbst psychisch krank, aber relativ abgehärtet was Trigger angeht, aber an einigen Stellen musste selbst ich ganz schön schlucken. Also bitte: Nehmt sie ernst.

Nun aber zur Geschichte: Der Klappentext klingt unfassbar klischeehaft und 08/15. Frau hat schlechte Vergangenheit, gar keine Lust auf ihren Heimatort, trifft dort aber auf die heiße Schnitte von Nachbar. Und hätte ich nicht bereits "Never too close" von Moncomble gelesen, hätte ich niemals zu diesem Buch gegriffen, weil es so abgedroschen klingt. Diesen Plot findet man in gefühlt in jedem zweiten Liebesroman.

Allerdings schafft Moncomble eine sehr eigene Geschichte, denn Azalées Vergangenheit ist alles andere als ein Zuckerschlecken und tatsächlich ziemlich aufwühlend. Genauso bringt Eden eine interessante Geschichte mit.

Aber nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die aktuellen Komponenten von "Bad at Love" konnten mich von sich überzeugen. Moncomble schafft mit Aze (Azalées Spitzname) eine feministische Protagonistin, die in Null Komma Nichts zu einem meiner Lieblinge geworden ist - zumindest, was ihre feministische Seite betrifft. Sie führt einen Podcast und nutzt ihre anonyme Stimme um Frauen zu erreichen und klar zu machen, dass sie mehr sind als das, was viele Menschen sie glauben machen möchte. Oft findet man am Anfang der Abschnitte aus ihrer Sicht einen Ausschnitt ihres Podcasts und ich habe mich unheimlich darüber gefreut, dass auch solche Denkweisen endlich mal eine Stimme in diesem Genre finden. Moncomble baut viele Denkanstöße ein und ich liebe es, wie Feminismus in diesem Buch dargestellt wurde.
Des Weiteren gefällt mir die Diversität. Wir haben unterschiedliche Figuren und sie werden nicht auf ein Podest gestellt, weil sie anders sind, weil sie krank sind, weil sie nicht amerikanisch oder weiß sind und das hat mir so so so so gut gefallen. Wirklich. Weil Diversität in Romanen viel zu häufig etwas ist, was als besonders dargestellt wird. Was man unbedingt hervorheben müsste. Deswegen freue ich mich gerade besonders auffällig darüber, wie unauffällig divers die Figuren sind.

Die Themen sind definitiv kein leichter Stoff und Namen wie Hannah Smith, Rehtaeh Parsons oder Amanda Todd finden dort nicht zu Unrecht eine Erwähnung, um die Qualen von Aze's Vergangenheit zu untermauern und verdeutlichen. Das Buch halt mich wahnsinnig aufgewühlt. Ich war sauer, traurig, bestürzt, entsetzt, angewidert und frustriert. Und das finde ich gut, denn das Buch hat mich bewegt und mich wieder Mal daran erinnert, wie weit entfernt von Gleichberechtigung wir selbst 2020 sind, denn das, was Aze erlebt ist kein Phänomen der 2018er Jahre. Das sind Probleme, die Menschen auch heute noch durchleben müssen.

Jedoch habe ich auch einen kleinen Kritikpunkt: Einige Figuren verhalten sich ziemlich fragwürdig, in Anbetracht der Tatsache, dass sie Aze nahestehen. Das hat mich gestört. Und die Beteuerung, dass gewisse Leute keine Schuld trifft. In meinen Augen gab es Momente, in denen ich mir gewünscht hätte, dass Azalée für sich einsteht und klar auf den Tisch haut und sagt "Ja! Deine Worte haben mich gekränkt!" Stattdessen wird geschwurbelt was das Zeug hält und das frustriert mich, weil es einfach Blödsinn ist. Dieses Rumgeeiere, wenn es auf der Hand liegt, dass die Person Mist gemacht hat, konnte ich nicht nachvollziehen und das kostet "Bad at Love" letztendlich einen Stern, denn ich kann nicht verstehen, wie man Aze als starke, feministische und kämpferische Protagonistin darstellen möchte und ihr gleichzeitig in den Momenten, in denen es darauf ankommt, dass sie für sich einsteht, ihre Stimme klaut. Zusätzlich gab es zwischendurch zu viel unnötiges Blabla (auch in Verbindung mit dem "Du bist nicht Schuld" Unsinn.), welches das Buch nur in die Länge zog.

All zu viel zum genauen Inhalt der Geschichte erzähle ich in meinen Rezensionen eigentlich nie, weil mir das "Wie wirkt es?" wichtiger ist als zu schildern, was der Leser am Ende ohnehin selbst entdecken sollte.

Wer mit einer geballten Ladung Feminismus kein Problem hat - heutzutage soll es doch tatsächlich Menschen geben, die Gleichberechtigung verwerflich finden - ist bei "Bad at Love" absolut gut aufgehoben.