Rezension

Gefühlvoller erster Band der Mulberry Mansion mit Tiefgang

No Longer Yours - Mulberry Mansion -

No Longer Yours - Mulberry Mansion
von Merit Niemeitz

Bewertet mit 5 Sternen

Avery möchte Abstand zu ihrer Familie gewinnen und bewirbt sich um ein Zimmer in der Mulberry Mansion, dem Wohnprojekt der Universiät, an der sie studieren wird. Tatsächlich ergattert sie einen der begehrten Plätze und findet ihre Mitbewohner, mit denen sie die alte Villa im Laufe des Semesters renovieren soll, auf Anhieb sympathisch. Bis sie feststellt, dass der letzte in der Runde ausgerechnet ihr Ex-Freund Eden ist, der urplötzlich vor zwei Jahren am Abend des Abschlussballs mit ihr Schluss gemacht hatte. Sein mittlerweile verschlossenes Wesen ist auch den Mitbewohnern bereits aufgefallen. Notgedrungen muss sich Avery, die nicht nur diesen Geist der Vergangenheit mit sich herumträgt, mit der Situation arrangieren und merkt bald, dass ihre Gefühle für Eden nicht so erkaltet sind, wie sie dachte. Und sie ahnt, dass mehr hinter seiner Abwehrhaltung steckt, als er zugeben möchte.

Ich muss zugeben, dass das wunderschöne Cover auch einen großen Anteil daran hatte, dass sich das Buch gekauft habe. Es wirkt so zart und steht damit teilweise im Gegensatz zu den ernsten Themen, die die Vergangenheit von Avery und Eden und damit auch ihre Gegenwart bestimmen. Zudem fand ich die Idee einer bunten Mischung aus Studenten, die zusammengewürfelt in einer alten Villa leben und diese auf Vordermann bringen sollen irgendwie reizvoll, da sich daraus unzählige Konstellationen ergeben können. Einige davon wurde in diesem Band, in dem es vorwiegend um Avery und Eden geht, schon angedeutet. Der Schreibstil ist sehr angenehm und berührend und schildert die Gefühlswelt der Protagonist*innen gefühlvoll, indem sie sich langsam den Problemen annähert, was dazu führt, dass man als Leser*in gespannt das Geschehen verfolgt und sich gut in die Personen hineinversetzen kann.

Wie so oft in YA-Romanen behindert die fehlende Fähigkeit über Probleme zu sprechen und ein paar unüberbrückbar scheinende Differenzen den Heilungsprozess der Beziehung zwischen Eden und Avery, was hier aber nicht übertrieben, sondern glaubwürdig wirkt. Ebenso der Einfluss und die Einmischungen der Mitbewohner. Man hofft und bangt einfach mit, dass es noch eine zweite Chance für die beiden gibt, auch wenn dem einiges entgegensteht, was teilweise wirklich schockierend ist für jemanden, der behütet aufgewachsen ist. Ein paar witzige Nebenschauplätze bieten die Besuche bei den konkurrierenden Wohnprojekten und ein Huhn, das einem sofort ans Herz wächst. Für Dramatik sorgen Situationen, in denen die Traumata von Avery jäh wieder aufbrechen und ihre bisherige Heilung bedrohen. Insgesamt ist das Buch eine gelungene Second-Chance-Romance mit viel Tiefgang, die mich berührt und gefesselt hat. 5 Sterne