Rezension

Gut zu lesen, schwer zu bewerten.

Untreue
von Paulo Coelho

Bewertet mit 3 Sternen

Mir fällt es sehr schwer, dieses Buch angemessen zu bewerten.
Einerseits lässt es sich sehr locker und leicht wegelesen, die Seiten fliegen nur so daher, der Schreibstil ist wirklich gut. Es wird aus der Ich – Perspektive der 31jährigen Linda erzählt. Sie spricht sehr offen über ihre Gedanken und Gefühle, ist unverblümt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Leider aber nicht in Realität des Buches. Dort lügt sie die ihr nahstehenden Menschen an, teilweise auch sich selbst, leider aber ohne das zu bemerken. Sie ist unzufrieden. Obwohl sie alles hat. Sie weiß, dass sie ihren Mann und ihre beiden Söhne abgöttisch liebt, sie hat ein ganz tolles Haus und einen Job, mit dem sie mehr als zufrieden ist. Und doch stellt sie sich immer wieder die gleiche Frage: „War das alles?“ Als sie beruflich bedingt ihre alte Jugendliebe (eigentlich eher Jugendschwarm) Jacob König wiedertrifft, wirft sie das völlig aus dem Konzept. Linda bricht aus ihren Verhaltensmustern aus und begeht einige Dinge, die für mich nicht ansatzweise nachvollziehbar waren. Wenn man sich vor Augen hält, dass sie gerade psychische Probleme hat und eine sehr schwere Phase durchmacht, dann bekommt man vielleicht eine Art Verständnis dafür. Ich jedenfalls hatte Mitleid mit ihr.
Wirklich weiterempfehlen würde ich das Buch jedoch nicht. Das Thema (Depression, Untreue) ist kein Leichtes, wird aber auch nicht wirklich behandelt, sondern nur als Symptom dargestellt.
Mir haben die diversen „Lehren“, die ich von Coelho erwartet und auch gefunden (mal versteckt, mal offen) habe, sehr gut gefallen, aber ein Meisterwerk hat er hier nicht vorhergebracht.