Rezension

Kalt und keine Emphatie

Untreue
von Paulo Coelho

Bewertet mit 2.5 Sternen

In seinem neuen Roman Untreue schreibt Paulo Coelho über eine junge Frau die eigentlich alles im Leben hat, was man sich wünschen kann. Verheiratet mit einem liebenswert Mann, der zudem noch über viel Geld verfügt, zwei Söhne und einen Job als Redakteurin. Doch dieses Leben füllt Linda nicht aus. Als sie einen Jugendfreund, der inzwischen ein bekannter Politiker in der Schweiz ist, interviewt, beginnt sie eine Affäre mit ihm. 

Bisher habe ich die Bücher von Coelho gern gelesen. Doch dieses Buch hat mich maßlos enttäuscht. 
Die Protagonistin leidet wohl unter Depressionen oder besser gesagt Langeweile. Sie hat Alles, braucht sich auch keine Gedanken um banale Dinge des Lebens zu machen, wie: was essen wir heute, reicht das Geld noch bis zum Ende des Monats, wer putzt die Fenster, bügelt die Wäsche, wo bleiben die Kinder wenn wir etwas vorhaben. Für dies ist ausreichend gesorgt, genügend Geld ist vorhanden, den Haushalt schmeisst die Haushaltshilfe und die Kinder nehmen die Großeltern. Doch gegen ihre Langeweile hat Linda kein Patentrezept. 

Ausser bei dem Ehemann konnte ich bei den anderen Protagonisten keinerlei Emphatie erkennen. Alle wirken irgendwie kalt und sehr auf sich selbst bezogen. Unter Leidenschaft verstehe ich etwas anderes. Bis auf Linda, den Jugendfreund Jacob und dessen Ehefrau Marianne, wird nicht ein einziger Name genannt. Die Kinder scheinen nebenher mit zu laufen, während des Lesens habe ich oft vergessen dass Linda Kinder hat. Lediglich der namenlose Ehemann wendet sich Linda liebevoll zu. Für Jacob scheint sie nicht mehr als ein Seitensprung von vielen zu sein.
Man erfährt einiges in dem Buch über die Schweiz und die Schweizer und über die Stadt Genf. Dies ist einer der wenigen positiven Aspekte in diesem Buch. Es gibt auch Nachhilfe im Fach Geschichte in einigen Bereichen.
Oft werden mit (von mir so empfunden) erhobenem Zeigefinger die wichtigsten Grundlagen des Zusammenlebens erklärt. Immer wieder wird die Liebe beschworen, doch anscheinend ist nur einer der Protagonisten dazu fähig.
Provokativ erscheint der Roman in keiner Weise, dazu läßt die Kälte der Personen einen zu sehr einfrieren. Das einzige Gefühl dass bei mir beim Lesen aufkam war, dass Coelho hier seine sexuellen Phantasien auslebt.
Fazit:
Von Coelho bin ich gute Bücher gewohnt. Doch dieses Buch muss man nicht lesen.