Rezension

Lichterhaven ist immer für eine Überraschung gut

Kuschelglück und Gummistiefel -

Kuschelglück und Gummistiefel
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Maik seufzte innerlich. Zu ihrer Begrüßung zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite. Der Himmel war von hell- bis dunkelgrauen Wolken verhangen...“

 

Der Anwalt Maik Zengler hat nach einem Burnout seinen Lebensmittelpunkt von Berlin nach Lichterhaven verlegt. In dem kleinen Küstenort hat er sich ein Haus zugelegt. Seit kurzem hat er außerdem das Sorgerecht für seinen 8jährigen Neffen Jacob und seine 14jährige Nichte Michelle übernommen, deren Mutter, Maiks Halbschwester, an einer Überdosis Tabletten verstorben ist.

Die Autorin hat einen berührenden Gegenwartsroman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er lässt viel Platz für die Emotionen der Protagonisten.

Michelle ist voll in der Pubertät. Auf das dörfliche Leben reagiert sie angefressen. Allerdings zeigt sich, dass sie auch sehr belesen ist. Ihrem kleinen Bruder Jacob erklärt sie, was es mit Ebbe und Flut auf sich hat.

 

„...Die Gezeiten, also Ebbe und Flut, wechseln grob gerechnet alle sechs Stunden, weil durch die Gravitationskräfte des Mondes das Wasser angezogen wird...“

 

Schnell zeigt sich, dass Maik zwar verstandesmäßig für die Kinder sorgt, dass seine gefühlsmäßige Bindung aber noch unterentwickelt ist. Woher auch sollte er diese haben? Er hat die Kinder vorher nie gesehen. Außerdem hat es Maik mit Gefühlen auch sonst nicht so.

Beim Einkaufen stößt er mit der lebenslustigen Hannah zusammen. Die beiden hatten schon im vorhergehenden Band eine eher unangenehme Begegnung. Als Hannah einen Blick in Maiks Korb voller Fertignahrung wirft, hält sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Trotzdem beschäftigt sich Hannah in Gedanken mit ihm.

 

„...Sie war nicht auf der Suche nach Problemen. Dieser Mann versprach jedoch eine Menge davon. Nicht nur wegen seiner kantigen Art, sondern auch, weil er aus einer völlig anderen Welt stammte...“

 

Währenddessen bemüht sich Maik, sich ins örtliche Leben einzufügen. Sein Freund Henning ist ihm dabei eine große Hilfe. Auch Jacob findet erste Kontakte. Michelle dagegen lässt ihre Abneigung und Distanz spüren. Nicht alle lassen sich davon abschrecken.

Nicht vergessen werden sollte Finchen, die Hündin von Maik. Sie ist eine Energiebündel und bedarf dringend einer guten Erziehung. In ihren Gedanken sieht sie das anders.

 

„...Warum ihr Menschen bloß immer so langsam sein müsst. Zweibeiner! Nicht zu gebrauchen, wenn es darum geht, mal so richtig aufzudrehen...“

 

Die Geschichte wird abwechslungsreich und mit einem feinen Humor erzählt. Neue Beziehungen bauen sich langsam auf. Dabei ist das alltägliche Leben im Ort mit seinen Wetterkapriolen durchaus hilfreich. Auch Maik wächst mehr und mehr in seine Verantwortung hinein.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.