Rezension

Mordsgefühle

Erlöse mich - Michael Robotham

Erlöse mich
von Michael Robotham

Bewertet mit 4 Sternen

Wer ist diese Marnie, die der Psychologe Joe O'Loughlin behandelt? Ist sie die sympathische Frau, deren Mann vor über einem Jahr verschwunden ist, und die sich seitdem rührend allein um ihre beiden Kinder kümmert? Oder ist sie eine Psychopathin, wie es fast alle ihre Bekannten behaupten? Immerhin haben alle, die Marnie in irgendeiner Form Unrecht angetan haben, etwas Entsetzliches hinterher erlebt, manchmal wurde sogar ihr Leben ruiniert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn gerade in letzter Zeit häufen sich die Leichen rechts und links ihres Weges.

Marnie hat es nicht einfach. Daniel - so der Name ihres Mannes - verschwand vor einem Jahr spurlos. Da jedoch die Behörden erst nach sieben Jahren davon ausgehen, dass ihr Ehemann tot ist, bekommt sie nicht nur nicht seine Versicherung ausgezahlt, sondern muss im Gegenteil sogar noch sämtliche laufenden Kosten für ihn zahlen. Seine Versicherungen, seine Krankenkasse, seinen Fitnessclub. Ihreaf Ersparnisse sind aufgebraucht und als wäre das nicht schon genug, erfährt sie von einem Mafiosi, dass Daniel spielsüchtig war und sich sehr viel Geld von ihm geborgt hat. Er verlangt von ihr, dass sie für ihn arbeitet und das Geld zurückzahlt, oder er würde ihren Kindern etwas antun. Er ist nicht der Einzige, der es bereut, Marnie zu nahe gekommen zu sein.

Tote scheinen sich plötzlich zu häufen, wenn Marnie ins Spiel kommt, und die Polizei fängt an, Fragen zu stellen. Joe und Vincent versuchen, die Wahrheit herauszubekommen, doch alle Spuren führen nur zu noch mehr Fragen und weiteren Opfern.

Die große Stärke Robothams sind seine Dialoge. Man wird in dem ganzen Buch kaum ein 08/15-Gespräch finden, nein, seine Protagonisten artikulieren sich geschliffen und fesselnd. Es schadet auch nicht, dass der Autor hervorragend schreiben kann, ebenso wie seine Dialoge ist sein Schreibstil stark und hebt sich damit wohltuend von vielen seiner Kollegen ab.

Warum dann also "nur" 4 Punkte? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er sich zu sehr darin verliert, dass er ebenso wie ein ballverliebter Tennisspieler zu sehr auf die Schönheit dessen, was er tut, bedacht ist und dabei ein wenig das Tempo und Voranbringen des Plots aus den Augen verliert. Er zelebriert geradezu manche der oft kurzen Kapitel und so passiert es eben, dass auf den ersten 100 Seiten eben ... genau. Nichts passiert. Zumindest nicht viel. Ehe die ganze Geschichte mal so richtig in Gang kommt, vergeht mir persönlich zu viel Zeit mit für mich irrelevanten Dingen. Dazu kommt, dass ich mich oft gefragt habe, wie manche Dinge überhaupt bewerkstelligt sein konnten - ohne hier zu spoilern, kann ich jedoch nicht darauf eingehen. 

Fazit: Bestechend guter Schreibstil und interessanter Plot, der sich manchmal in sich selbst verliert und den Spannungsbogen nicht durchweg halten kann.