Leserunde

Leserunde zu "Zitronen" (Valerie Fritsch)

Zitronen -

Zitronen
von Valerie Fritsch

Bewerbungsphase: Bis zum 29.02.

Beginn der Leserunde: 07.03. (Ende: 28.03.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Suhrkamp Verlags – 20 Freiexemplare von "Zitronen" (Valerie Fritsch) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

// Bei diesem Beitrag handelt es sich um bezahlte Werbung, da der Suhrkamp Verlag uns für die Leserunde Freiexemplare zur Verfügung gestellt hat. Diese Werbung wird allen Mitgliedern von "Was liest Du?" angezeigt. //

ÜBER DAS BUCH:

August Drach wächst in einem Haus am Dorfrand auf, das Hölle und Paradies zugleich ist. Der Vater, von sich und dem Leben enttäuscht, misshandelt seinen Sohn, Zärtlichkeit hat er nur für die Hunde übrig. Trost findet August bei seiner Mutter, die ihnliebevoll umsorgt. Doch als der Vater die Familie verlässt, verwandelt sich die Zuwendung der Mutter: Sie mischt August heimlich Medikamente ins Essen, schwächt das Kind, macht es krank; von seiner Pflege verspricht sie sich Aufmerksamkeit und Bewunderung. Erst Jahre später gelingt es August, sich aus den Fängen der Mutter zu befreien, ein unabhängiges Leben zu führen, erste Liebe zu erfahren. Doch wie lernt ein erwachsener Mensch, das Rätsel einer Kindheit zu lösen, in der Grausamkeit und Liebe untrennbar zusammengehören? Wie durchbricht er den Kreislauf von Lügen und Betrügen? Und was passiert, wenn sich dieser Mensch, Jahre später, an den Ursprung des Schmerzes zurückwagt? Sprachgewaltig, in packenden Bildern und Episoden erzählt Valerie Fritsch in ihrem neuen Roman von der Ungeheuerlichkeit einer Liebe, die hilflos und schwach macht, die den anderen in mentaler und körperlicher Abhängigkeit hält. Ein Entkommen ist nicht vorgesehen, es sei denn um den Preis, selbst schuldig zu werden.

Rezension

»Fritsch entwickelt in ihrem neuen Roman Zitronen ... eine Geschichte, die in ihrer Radikalität bemerkenswert ist.« Carsten Otte Der Tagesspiegel 20240209

ÜBER DIE AUTORIN:

Valerie Fritsch, geboren 1989, arbeitet als freie Autorin und bereist die Welt. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2015 wurde sie mit dem Kelag-Preis und dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2020 erhielt sie den Brüder-Grimm-Preis für Literatur. Sie lebt in Graz und Wien.

28.03.2024

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 11. März 2024 um 19:37

Ich bin noch nicht ganz durch, aber ich wollte schonmal sagen, dass ich den Urlaubsteil richtig schön fand! Sie macht nicht viele Worte aber es kommt so viel rüber. Sei es der Urlaubsflair, sei es die Annäherung Augusts an den Arzt oder der düstere Zwiespalt der Mutter. Dafür hat mich das Ende des ersten Teils (Seite 86/87) wieder total getroffen! Wie unendlich traurig!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 12. März 2024 um 00:56

Ja, das ist schlimm. Wobei ich mich frage, warum sie denn unbedingt rezeptpflichtige Medikamente nimmt. Wenn man ein Kind vergiften will, tun es doch sicher auch schnöde Putzmittel. Na gut, vielleicht sollte man sich nicht fragen, warum Verrückte tun, was sie tun. 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 12. März 2024 um 07:39

Die Mutter möchte (eigentlich!!I) ihrem Kind nicht schaden. Sie will es nicht vergiften/töten, sonden in Abhängigkeit halten, damit es ihre  Hilfe braucht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 07:39

In dem Zusammenhang fand ich es schon errstaunlich, wie viel Mühe sie sich im Haus im Süden gegeben hat, Alternativen zu finden, um Vergiftungs-/Krankheitserscheinungen bei August hervorzurufen, was ja zum Glück nicht wirklich gut geklappt hat. Das Ganze hätte ja auch ganz leicht richtig schief gehen können. Denn auch ich glaube, dass sie ihn ja nicht töten wollte, sondern nur in Abhängigkeit von ihrer Sorge und Fürsorglichkeit bringen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 12. März 2024 um 09:54

Naja, vielleicht einfach weil sie eh gerade einen Arzt "bei der Hand" hat und es Anfangs so gut klappte mit den alten Tabletten? Oder damit sie sich besser einreden kann, dass sie ihn "verarztet" und nicht vergiftet? Ich finde immerhin, dass Tabletten gut zu ihr passen (das soll jetzt nicht zynisch klingen).

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:14

Ja, das kann ich gut nachvollziehen: dass sie ihn "verarzten"will. Aber sie hat ja auch anderes ausprobiert. Vielleicht greift sie ich vermehrt auf die Tabletten zurück, weil sie da die Wirkung gut genug kennt, um Augusts Zustand genau auszubalancieren.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Rosmarin kommentierte am 18. März 2024 um 08:57

Ich denke auch, sie wollte ihn ganz sicher nicht vergiften und aus ihrer Tätigkeit als Krankenschwester hatte sie sicher das Wissen, wie die verabreichten Tabletten wirken. Das macht es aber nicht besser, im Gegenteil, und es könnten dabei ja bleibende Schäden entstehen...

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 07:26

Der Sommer und die Freiheit/die Genesung waren wirklich schön zu lesen, aber ich hatte immer schon ein mulmiges Gefühl dabei, dass das nicht alles gewesen sein konnte und war so traurig für August, wie schnell die Mutter wieder in alte Muster gefallen ist, sobald sie zu Hause waren.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Dajobama kommentierte am 15. März 2024 um 10:12

"dass das nicht alles gewesen sein konnte und war so traurig für August, wie schnell die Mutter wieder in alte Muster gefallen ist, sobald sie zu Hause waren."

Ja, von der Mutter hatte ich nichts anderes erwartet. Sie ist selbst psychisch krank und kommt nicht aus ihrer Haut. Aber was für eine Tragödie, dass Otto Bescheid weiß und sie deckt - und das über Jahre hinweg!!!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
christiane Fi kommentierte am 19. März 2024 um 03:16

Der gefiel mir auch besonders gut.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 12. März 2024 um 22:02

Ich war auf eine schlimme Kindheit eingestellt. Dass wir August tatsächlich noch älter erleben, hätte ich nicht gedacht. Immerhin, dass er noch lebt, ist eine Leistung.

Er arbeitet als Putzkraft im Leichenhaus der Gerichtsmedizin. Das kommt mir bei aller Poesie reichlich gewollt makaber vor.  

Dann jobt er zu Selbstfindungszwecken in einer Bar. Das lädt ein zu allerlei tiefsinnigen Beobachtungen.  Ich langweile mich. Beschreibungen wie die der Garagenkapelle sind natürlich kunstvoll und originell, im Gesamtzusammenhang aber unerheblich. Eigentlich nur Deko.

Und dann erfahren wir doch noch, wie er da hin kam und ziehen der Hut vor Otto. Nur der Blitzschlag ist wieder eins drüber.

Das Buch verliert mich gerade.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 07:30

Naja, ehrlich gesagt ziehe ich nicht unbedingt den Hut vor Otto - ich bin total zwiegespalten bei diesem Mann. Schließlich hat er schon Jahre davor das Geheimnis von Lilly entdeckt und geschwiegen!!! Dass er dann doch noch dem Ganzen ein Ende setzt, ist richtig und längst überfällig. Im Endeffekt trägt er aber eine gewaltige Mitschuld an der Länge des Martyriums, die August durchleben musste und noch dazu als Arzt wäre es seine Pflicht gewesen, einzugreifen!!!

Die Schilderungen in der Gerichtsmedizin haben mich ehrlich gesagt auch irritiert und mir der Sinn nicht wirklich erschlossen.

Das Leben und Chaos in der Stadt war für mich wieder einmal die Betonung des Gegensatzes zur Stille und Verschwiegenheit des Dorfes, was auf S. 108 nochmal richtig betont wird. Die Nachbarschaft von damals kommt irgendwie immer total trostlos rüber - passend dazu, was geschehen ist.

Der Blitzschlag war für mich auch unerwartet und leicht unglaubwürdig, aber wie hätte er sonst aus diesem "Gefängnis" entkommen können?

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 13. März 2024 um 08:31

Das Leben und Chaos in der Stadt war für mich wieder einmal die Betonung des Gegensatzes zur Stille und Verschwiegenheit des Dorfes, was auf S. 108 nochmal richtig betont wird. Die Nachbarschaft von damals kommt irgendwie immer total trostlos rüber - passend dazu, was geschehen ist.

Dabei fällt mir auf:  Die Autorin schwelgt im Ambiente und deutet die Figuren oft nur an. Mit manchen Sätzen trifft sie genau die Gefühlwelt der Person, das ist dann sehr beeindruckend. Trotzdem wirken sie distanziert. 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 09:13

Da gebe ich dir recht. Einen richtigen Bezug zu den Personen findet man nicht, aber es ist vielleicht auch gar nicht beabsichtigt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Rosmarin kommentierte am 18. März 2024 um 08:59

Bestimmt hast Du recht, ich fühle mich auch eher als Beobachter, meist mit großem Schrecken im Gesicht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 13. März 2024 um 09:39

Ich wollte gerade sagen: Ein Blitz?? Im Ernst?! Pff.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Dajobama kommentierte am 15. März 2024 um 10:18

Das meiste habe ich hier so empfunden wie du. 

Das Leichenhaus, der Blitzschlag, naja. 

Generell haben mich die Beschreibungen in der Stadt nicht so sehr berührt. Wo ich im ersten Abschnitt dachte, das Leben auf dem Dorf wird sehr negativ dargestellt - der Stadt ergeht es nicht besser.

Otto hat endlich die Reißleine gezogen, aber ich nehme ihm übel, dass er das nicht bereits vor Jahren getan hat.

Irgendwie kam ich mit diesem zeitlichen Sprung nicht so gut zurecht. August ist ein junger Mann und in einer neuen Umgebung - irgendwie hat mich das nicht erreicht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:38

Den Sprung habe ich auch nicht verstanden. Der war mir persönlich zu groß.
Otto ist mir unfassbar unsympathisch... Für sein eigenes Ego das Leben eines Kindes aufs Spiel setzen - als ARZT wohlgemerkt! Er hat einen Eid geschworen! - finde ich unter aller Kanone.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:35

Das ging mir ganz genauso. Das Kind mit dem jungen Mann in Deckung zu bringen, ist mir nicht so richtig geglückt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
schatzye kommentierte am 22. März 2024 um 22:26

Du hast meine Gedanken schön zusammengefasst. Vor allem den Teil mit der "Deko". Als wäre der Autorin nicht genug für die Hauptstory eingefallen, verliert sie sich in Erzählungen, die nicht nur unerheblich, sondern auch uninteressant sind.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:23

Ein sehr passender Ausdruck: "Das Buch verliert mich gerade."

Mir geht es ganz ähnlich. Ich kreide auch der Autorin gerade ein bisschen an, dass sie mir das Gefühl gibt, ihre wunderschönen Sätze zum Selbstzweck einzusetzen. Aber noch bin ich nicht bereit, mich abschütteln zu lassen. Ich habe regelrecht Sehnsucht nach diesem Gefühl, das ich im ersten Leseabschnitt hatte: Dass ich hier ganz hochkarätige Literatur lesen darf, bei der alles stimmt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:23

Ein sehr passender Ausdruck: "Das Buch verliert mich gerade."

Mir geht es ganz ähnlich. Ich kreide auch der Autorin gerade ein bisschen an, dass sie mir das Gefühl gibt, ihre wunderschönen Sätze zum Selbstzweck einzusetzen. Aber noch bin ich nicht bereit, mich abschütteln zu lassen. Ich habe regelrecht Sehnsucht nach diesem Gefühl, das ich im ersten Leseabschnitt hatte: Dass ich hier ganz hochkarätige Literatur lesen darf, bei der alles stimmt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:23

Ein sehr passender Ausdruck: "Das Buch verliert mich gerade."

Mir geht es ganz ähnlich. Ich kreide auch der Autorin gerade ein bisschen an, dass sie mir das Gefühl gibt, ihre wunderschönen Sätze zum Selbstzweck einzusetzen. Aber noch bin ich nicht bereit, mich abschütteln zu lassen. Ich habe regelrecht Sehnsucht nach diesem Gefühl, das ich im ersten Leseabschnitt hatte: Dass ich hier ganz hochkarätige Literatur lesen darf, bei der alles stimmt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 07:34

Weiterhin fällt es mir schwer, die Geschichte von August zu lesen. Man verfolgt den leichten frohen gesunden Jungen im Sommer im Süden - mit Zitronenbäumen (da ist der Bezug zum Cover), der Annäherung zum Arzt Otto, der dem Jungen endlich entgegen den Sorgen der Mutter viele Freiheiten ermöglicht und der sich am Ende doch nicht gegen die Mutter und die entdeckten Rezepte stellt, um selber seine Liebe nicht zu verlieren.

Otto lernen wir auch näher kennen und daher erkennt man seine Beweggründe, die ich jedoch nicht gutheißen kann. Er hätte es beenden können und hat es nicht getan, zumindest erst viel später!

August als junger Mann muss sich nun finden, verstrickt sich in Lügen und Betrügereien. Dass er die Welt und das richtige Leben nach der jahrelangen Entbehrung nun erstmal wieder neu kennenlernen muss, ist klar und gut dargestellt.

Jedoch kann ich für mich immer noch nicht entscheiden, wie mir der Schreibstil nun tatsächlich gefällt. Es gab wieder viele tolle Sätze und Formulierungen, aber gleichzeitig fallen mir einige Satzkonstallationen sehr schwer zu lesen und damit zu verfolgen. Ich bin nun gespannt, welche Richtung Augusts Leben nimmt und ob er die Chance erhält seine Vergangenheit aufzuarbeiten.
 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 13. März 2024 um 08:35

Es gab wieder viele tolle Sätze und Formulierungen, aber gleichzeitig fallen mir einige Satzkonstallationen sehr schwer zu lesen und damit zu verfolgen. 

Das geht mir auch so. Manch einen Satz lese ich zwei-drei Mal und dann fällt mir auf, dass er eigentlich sehr schön formuliert ist. Aber ist das dann gut? :-D

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 09:12

Gute Frage. Ich glaube, ich kann erst am Ende des Buches für mich einschätzen, wie ich es letztendlich wirklich empfinde und wie es dann auch nachklingt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 13. März 2024 um 09:43

Das geht mir auch so. Allerdings muss ich sagen, dass dieses Buch trotz dem Bruch Kindheit/Stadt viel fokussierter ist, als Fritschs letztes Buch (Herzklappen von Johnson und Johnson). Da war die Sprache auch so schön aber es war thematisch noch viel ausgefranster und viel weniger konkret, was das lesen nochmal schwerer machte.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 13:17

Otto lernen wir auch näher kennen und daher erkennt man seine Beweggründe, die ich jedoch nicht gutheißen kann. Er hätte es beenden können und hat es nicht getan, zumindest erst viel später!

Aber ja, natürlich, Er wird zum Mittäter. Was er zum Glück bereut. Aber es macht nichts ungeschehen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 09:17

Also - ich langweile mich kein bisschen.
Der Sommerurlaub ist toll, wunderbare Bilder, August kommt wieder zu Kräften. Die Mutter will ihr Spielzeug nicht so leicht  hergeben, es geht um Macht! S. 77 zeigt ihren Charakter: "der uralte Wunsch als etwas und jemand erkannt zu werden, der man auch beim besten Willen nicht war." Die Mutter gehört zu den Menschen, die sich nicht mit sich selbst versöhnt haben. Sie will etwas Besonderes sein - leidet aber natürlich auch an entgangener Liebe (Ehemann; von ihren Eltern wissen wir nichts; aber so eine Krankheit entsteht selten im luftleeren Raum). Durch das Zitat werde ich an den Typen erinnert, der gefühlte 100 Mal sich bei Bohlen zum Deutschen Superstar beworben hat; er wollte sich mit seiner Durchschnittlichkeit nicht abfinden. Und manchmal verhilft einem Dreistigkeit, etwas Glück und Hartnäckigkeit tatsächlich, um an sein Ziel zu gelangen, so dumm die Zielsetzung auch sein mag.

Dann der Hammer: der Arzt kommt Lilly auf die Schliche und unternimmt NICHTS.

Dann hat August Glück: es trifft ihn der Blitz und der Arzt kommt zur Besinnung und schafft August aus der Einflusssphäre von Lilly. Auch das ist wunderbar beschrieben.

Leider ist aus August kein Sympathieträger geworden. Konnte man auch nicht direkt erwarten. Aber er war einmal ein unbedarftes, lebhaftes, zugewandtes Kind. Elternhaus ist so wichtig! Es kann die Kinder fördern oder verderben.

Die Leichenhaustätigkeit ist zuviel für August. Das spricht doch für ihn. Er leidet noch jahrelang unter Albträumen. In der schummrigen Baratmosphäre wird er zum Zuhörer, zum Unbeteiligten und zum Lügner.
Was wird noch alles über ihn hereinbrechen? Aus der reinen Opferrolle ist er schon mal raus; und gehört schon ein bisschen zu den Tätern. Ist eigentlich eine normale Verbrecherkarriere würde ich sagen- ich bin gespannt, wohin uns dieses kurze Romanchen noch führen wird.

Der Stil ist super, wahnsinnig. Obwohl auch manchmal krude Metaphern dabei sind, z.B. die Hände lagen den Frauen im Schoß wie Brot. Was soll das bedeuten? Aber im Gesamten verlieren sich die krummen Metaphern; die großartigen überwiegen.

Die vielen vorgeschobene Attributen vor den Substantiven (Einschübe, woraus man üblicherweise Relativsätze macht) machen das Büchlein etwas schwergängig; aber auch eigenartig.

 

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 13. März 2024 um 09:46

die Hände lagen den Frauen im Schoß wie Brot

Den Vergleich fand ich super! :) Der ist direkt hängen geblieben.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 13:12

Kannst du ihn mir erklären?

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 13. März 2024 um 17:06

Ich hab das Bild vor Augen sie liegen da rund, warm, unbeweglich, schwer.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 19:11

Ah, ja, that s it. Rund, warm, schwer. Ok, kann man so schreiben. Obwohl ich das Bild immer noch schräg finde. Hände und Brot kann ich nicht zusammenbringen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:45

Ich bin auch drüber gestolpert. Habe es sacken lassen und fand es dann super. Bekam ein Bild in den Kopf. Und ja, ganz genau: rund, schwer. Warm. Passiv.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Dajobama kommentierte am 15. März 2024 um 10:24

"Leider ist aus August kein Sympathieträger geworden. Konnte man auch nicht direkt erwarten."

Ja leider. Ich mag den jungen Mann nicht, zu dem er sich entwickelt hat. Aber es ist halt auch kein Wunder. Er hatte ja keinerlei Chance sich vernünftig zu entwickeln. Nun ist er allein in der großen Stadt, ohne Schulabschluss, und weiß noch nicht einmal, warum er anders als die anderen ist. Er ist überfordert und reizüberflutet. Alles Lillys Schuld - und Ottos.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 15. März 2024 um 12:07

Richtig. Das ist deprimierend - aber so gut gemacht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:41

Hier ist wirklich niemand sympathisch.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 13. März 2024 um 09:59

So, tja. Die erste Hälfte dieses Leseabschnitts fand ich ganz großartig! Hatte ich ja oben schon geschrieben. Die zweite Hälfte konnte da für mich nicht ganz mithalten. Ich fand den Bruch etwas hart und war ja in erster Linie neugierig wie er der Mutter entkommen ist, ob er etwas gemerkt hat von der Vergifterei oder nicht. Und dann geistert er Seitenlang durch die Stadt und durch krude Träume a la Hieronymus Bosch und ich habe ein bisschen das Interesse verloren. Und dann kommt Fritsch mit einem Blitzschlag als Erlösung? Also ich weiß nicht.

Von der Stimmung her ist es allerdings echt gut gemacht. Alles in der Stadt ist irgendwie düster und unnahbar. Ganz im Gegensatz zum früheren Genesungsurlaub oder den Spielen im Apfelgarten.

Was ich mir angestrichen habe:

"Er sah wieder vor sich, wie die alte Nachbarin den ganzen Tag saß, im Hof, vor dem Ofen, auf der Bank, an eine Wand gelehnt, die Beine lang ausgestreckt, die Hände wie Brot im Schoß." 107

"Ohne es zu wissen, zwang er die Mutter ein eine Normalität hinein, von der sie sich schon lange entfernt hatte. Plötzlich war sie eine Puppenspielerin, von deren Fäden ein echter Mensch davonlief." 73

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 13:14

Jeder dritte Satz hat ein großartiges Bild.

Ich finde das ok mit dem Blitz. Schließlich passiert es gar nicht so selten, man liest immer wieder davon.

Und den Übergang finde ich auch ok, es ist sehr interessant, dass aus dem Kind kein sympathischer Junger Mann wurde.

Es kommt jetzt sehr auf das Ende an.

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 13. März 2024 um 17:03

Wie es jetzt weiter geht, finde ich auch sehr wichtig. Ich bin sehr gespannt, ob aus August noch ein "Guter" wird oder er seine Vergangenheit in Lügen und Verbrechen verarbeitet. Vor allem bin ich gespannt, ob er mit Abstand und als Erwachsener betrachtet, ahnt, was in seiner Kindheit vielleicht passiert ist und seine Mutter konfrontiert?!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 13. März 2024 um 19:09

Genau! Bis jetzt gefällt es mir sehr, aber das Ende könnte entweder alles verderben oder das Bisherige krönen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
jasimaus123 kommentierte am 14. März 2024 um 17:35

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass August seine Mutter mit den Geschehnissen konfrontieren wird. Viel mehr hab ich das Gefühl, dass er sich erhofft, das Schicksal und der Zufall würde schon alles regeln, so wie ihn auch der Blitzschlag damals von der Mutter betreit hat. Ich bin aber durchaus sehr gespannt, was uns im dritten Abschnitt erwarten wird und ob August ein Happy End bekommt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
katzenminze kommentierte am 15. März 2024 um 09:33

Wie oder womit soll er sie denn konfrontieren? Er weiß doch gar nicht, was sie gemacht hat.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Kiki2705 kommentierte am 15. März 2024 um 17:48

Da hast du schon recht, aber mit Abstand und als Erwachsener hat man ja oft eine andere Sicht auf die Welt und könnte auch die Kindheit anders sehen. Daher war mein Gedanke, dass man vielleicht gewisse Geschehnisse beginnt zu hinterfragen.... Es geht ja nicht nur um die Kindheit, die er krank im Bett verbracht hat, sondern auch darum, dass sie ihn als Mutter nie vor den Schlägen des Vaters geschützt hat etc....

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 16. März 2024 um 00:26

Sehr richtig! Aber August ist den Kinderschuhen noch nicht sehr lange entwachsen, so weit ist er noch nicht. Er kam mit 17 in die Stadt und kann höchstens inzwischen 19 sein. Vllt sogar noch jünger. Den notwendigen Abstand hat er noch nicht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:45

August hinterfragt generell gar nichts. Er nimmt sein Leben einfach so hin. Schläge, dann Freiheit, dann ist er plötzlich todkrank. Dann wow, ein schöner Sommer im Süden, dann ein Blitzschlag, dann die große Stadt. Keine Frage nach dem Vater, nach der Mutter, nach Otto, der neuen Wohnung?...

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Rosmarin kommentierte am 18. März 2024 um 09:03

Bei der Vorgeschichte kann ich mir ein "normales" Leben für den armen August leider überhaupt nicht vorstellen! So eine Kindheit prägt ja, sowas wie Vertrauen kennt er vermutlich nicht, geschweige denn Liebe. Aber ich würde es ihm ehrlich wünschen! Wir sind gespannt!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
jasimaus123 kommentierte am 14. März 2024 um 17:45

Mir persönlich hat die Wendung mit dem Blitzschlag sehr gut gefallen. Natürlich ist es fraglich, wie realistisch es ist, vom Blitz getroffen zu werden, doch ich denke, es geht der Autorin hier vielmehr darum, ein gewisses Bild hervorzurufen. Wie dieses interpretiert wird, ist natürlich jedem Leser selbst überlassen, aber für mich ist dieser Schicksals"schlag" (Blitz"schlag"und schließlich "Schlag" gegen die Mutter) perfekt gewählt, um erneut zu zeigen, dass August stets das Opfer seiner Umwelt ist. Selbst als er in der Stadt ist, lässt er sich vom Leben treiben, träumt von Reichtum, hofft allerdings darauf, dass dieser durch das Lottospiel oder den Zufall zu ihm findet: "... denn er glaubte, dass aus dem Zufall die größte Hoffnungen wuchsen." (Zitat, S. 95).

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 14. März 2024 um 18:32

um erneut zu zeigen, dass August stets das Opfer seiner Umwelt ist dazu das von dir gewählte Zitat: so gut beobachtet.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
schatzye kommentierte am 22. März 2024 um 22:30

Das ist ein super passender Gedanke von dir, finde ich :) und klar ist es selten, dass man vom Blitz getroffen wird. Aber ich als Stadtkind kenne auch jemanden, der eine Freundin hat, die vom Blitz getroffen wurde. Und als Landkind, wie August es ist, kommt es vielleicht sogar häufiger vor :) ich denke, unwahrscheinlicher wäre es, wenn August in Italien von einem Hai angegriffen worden wäre xD

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 24. März 2024 um 15:55

Ich denke auch, dass die Änderung nur durch einen harten Schnitt erfolgen konnte. Da ist ein Blitzschlag irgendwie passend. Für mich rückt das Ereignis und die Beschreibung das Buch ein bisschen in die Nähe des Magischen Realismus'.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sonja_Sonnenschein kommentierte am 14. März 2024 um 06:50

Ich bin jetzt auch mit dem zweiten Abschnitt durch und sehr zwiegespalten. Wie hier schon geschrieben wurde, war der Anfang schön zu lesen, die Genesung, der Sommer, eine recht unbeschwerte Zeit für August. Ich fand auch krass, in Mangel an Tabletten und ähnlichem, dass die Mutter August die Treppe hinunterstossen wollte, damit er sich ein Bein bricht.

Und dann der Blitzschlag, der eine Wende im Leben Augusts herbeigeführt hat und sogar ohne größere Schäden. Aber was ist das für ein Leben? Trotz, dass wir jetzt viel über August erfahren haben, bringt mir das August als Person und Charakter nicht unbedingt näher. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
christiane Fi kommentierte am 19. März 2024 um 04:21

Ja, und wie krass, dass sie dann Beeren und Gräser in seinen Tee mischt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Himmelfarb kommentierte am 14. März 2024 um 09:15

Interessanterweise geht es mir mit diesem Abschnitt auch so, dass ich die Sommerfrische, die Erholung von der Bedrohung, als sehr entspannend und lebendig empfinde. Das Licht und das Leben im Süden stehen im krassen Gegensatz zu dem düsteren, morbiden Haus in der Heimat. August lebt, im wahrsten Sinne des Wortes auf, denn er hat nun auch einen ständigen Beschützer in der Person des Arztes. Das Ende des Sommers ist gleichzeitig die häusliche Fortsetzung des Martyriums. Schockierend ist die Reaktion des Arztes, als er Lillys Betrug entdeckt. Der Sprung ins Jetzt ist mir zu gewaltig und ich vermisse gewisse Entwicklungs- Elemente. Gegen die Erzählung aus Augusts Kindheit wirkt die Gegenwart trister, was auch das anfängliche Ambiente im Leichenschauhaus bewirkt. Alles in allem lässt mein Enthusiasmus nach...

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
jasimaus123 kommentierte am 14. März 2024 um 17:32

Mit Einsetzen von Teil 2 ist auch meine anfängliche Begeisterung über den Roman etwas gedämpft worden. Die Beschreibungen über Augusts neues Leben in der Stadt konnten mich nicht ganz mitreißen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:25

Mittlerweile finde ich deine Andeutung mit dem Märchen überhaupt nicht mehr abwegig. Es hat tatsächlich was von einem späteren, dunklen Märchen. Der Blitzschlag, die Rettung durch Otto, die Leichenhalle, die Bar...

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
jasimaus123 kommentierte am 14. März 2024 um 17:30

Die Beschreibungen über die Urlaubszeit im Süden erscheinen mir wie eine Parallelwelt. Zuerst bricht die Illusion von Lilly zusammen, doch sie hat sich recht rasch gefangen und alle drei erleben die Idylle, nach der sie sich schon so lange gesehnt haben. Erstaunlich, was ein Tapetenwechsel bewirken kann. Das zeigt wieder, was für einen enormen Einfluss unser räumliches Umfeld auf uns ausübt. Mittlerweile ist auch klarer, warum der Titel des Buches "Zitronen" ist, schließlich scheint die Frucht August durch sein Leben zu begleiten. Ich bin gespannt, ob sie auch noch im letzten Kapitel auftauchen werden.

Beim Beginn von Teil 2, Augusts Umzug in die Stadt, habe ich als eher stockend wahrgenommen. Es passiert nicht viel, die kühle Beschreibung seiner Jobs hat mich nicht sehr mitgerissen, muss ich leider sagen. Eindrucksvoller fand ich dann den sprichwörtlichen Schicksals-SCHLAG durch den Blitzschlag bzw. den Schlag gegen die Mutter. Dieser Moment weckt in ihm die Hoffnung auf mehr Zufallsmomente, die sein Leben ändern und ihn endlich zu einem glücklichen Menschen machen. Ich fürchte, dass er durch seine unglückliche Kindheit, in der er immer Opfer war, nicht in der Lage ist, sich selbst als Schaffner von Glück zu begreifen. Als "seines eigenen Glückes Schmied" wie man so schön sagt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 14. März 2024 um 18:34

Es gibt immer wieder solche Dazwischenbeschreibungen; mit ihnen geht die Autorin über das Schicksal von August hinaus in die allgemeine Gesellschaftskritik. Meistens beschreibt sie etwas, das kommt im 3. LA noch einmal extrem zum Ausdruck: ich finde das genial. Was V. Fritsch so alles in so einem schmaln  Büchlein unterbringt. Große Kunst!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
jasimaus123 kommentierte am 16. März 2024 um 07:49

Ich überlege gerade, ob das Buch bezüglich Gesellschaftskritik ein bestimmtes Thema aufgreift. Aber eigentlich deutet sie nur auf bestimmte Aspekte hin ohne sie näher zu beleuchten. Oder übersehe ich etwas? Ich finde schon, dass das Buch vor allem Augusts Schicksal in den Mittelpunkt stellt bzw. eine allgemeine "Tristesse" vermittelt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 16. März 2024 um 12:54

Nein, du übersiehst nichts. Die vorhandene Gesellschaftskritik ist wage und eher beliebig. 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
wandagreen kommentierte am 16. März 2024 um 23:32

so beliebig und vage ist sie nicht. Wenn ich z.B. an die Schilderung des Mob denke (wobei ich jetzt nicht mehr weiß, wo das vorkommt - wahrscheinlich doch gegen Ende hin) - beliebig im Sinne von, es besteht kein unmittelbarer Zusammenhang zu August Geschichte  -das stimmt. Aber muss doch auch nicht. Die Gesellschaftskritik findet sich in den Beschreibungen der Autorin. Sie ist zwischen den Zeilen. Sie ist nicht laut - man muss schon genau hinsehen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 17. März 2024 um 15:21

Zum Glück haben wir ja dich, die als einzige genau hinsieht. 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:31

Das ist keine Gesellschaftskritil, sondern Schrecken ohne Mehrwert. Sie wirft einfach random mit Schilderungen von Grausamkeiten um sich, lässt das dann aber einfach so stehen. Ordnet diese Szenen nicht ein, stellt sie in keinen Zusammenhang, gibt ihnen keinen Sinn. Es gibt soviel Gewalt gegen Kinder in diesem Buch. Soviel Gewalt gegen Frauen, Misogynie, Witze über Femizide. Klar kritisiert sie es dadurch auch, aber mir ist das viel zu dünn. Da macht sie es sich zu leicht.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:33

Genau das. Wage und beliebig, stimme dir zu. Und liefert mir absolut keinen Mehrwert. Sowas macht mich wütend.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Dajobama kommentierte am 15. März 2024 um 10:35

Nachdem der erste Teil mit Augusts Kindheit sehr begeistert hatte, war mir der Bruch zum Leben in der Stadt etwas zu heftig. Die Sprache mag ich nach wie vor sehr, nur habe ich durch den großen zeitlichen wie auch örtlichen Sprung, die mühsam aufgebaute Verbindung zum Kind August verloren. Der nun ja kein Kind mehr ist, sondern ein junger Mann und der sich leider auch nicht zum Positiven entwickelt hat. Aber das war zu erwarten, wie ich weiter oben schon kommentierte.

Die seitenlangen Beschreibungen der Stadt und Augusts neuen Lebens drücken für mich in erster Linie seine große Überforderung und Verlorenheit aus. Es ist laut und wuselig. Vor allen Dingen wurde auch hier sehr stark die allgegenwärtige Gewalt betont, die immer wieder etwas in August auslöst, allerdings eher sowas ähnliches wie Schockstarre. Er ist durch seine Kindheit traumatisiert und hat kaum Schulbildung, keine Familie oder Freunde. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was da jetzt noch im dritten Leseabschnitt kommen könnte. 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
brijo kommentierte am 17. März 2024 um 15:28

 

So der zweite Teil ist gelesen, aber ich kann mich mit dem Buch nicht anfreunden. Der Sommer war ganz OK, aber wieder zu Hause ist alles vergessen? Ich finde die Geschichte macht traurig und ich muss mich zwingen weiter zu lesen, es fällt mir sehr schwer. Auch an den Schreibstil kann ich mich irgendwie nicht gewöhnen. Schade, das hatte ich mir anders vorgestellt.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Rosmarin kommentierte am 18. März 2024 um 09:37

Der Arzt als Fluchthelfer? Das hätte ich dann doch nicht erwartet, nach alldem, was er zugelassen hat. Aber wie soll August denn jetzt überleben? 

Das Buch ist für mich die reinste Achterbahn der Gefühle. Kaum meint man, es könnte doch in die richtige Richtung gehen, da wird alles noch viel schlimmer. Was um Himmels Willen, kann man einem Menschen noch alles antun? Und wie furchtbar kann das Schicksal zuschlagen - ich denke an den Blitz, Glück im Unglück? Grausam. 

Zitronen, jetzt verstehe ich, wie sie ins Spiel kommen. Ich muß schon sagen, ein angenehmes Buch ist es nicht. Trotzdem übt es eine Faszination aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für August einen Weg in ein normales Erwachsenenleben geben kann, seine Psyche hat doch ganz sicher schon einen Knacks, grob gesagt. Diese unsägliche Kindheit lastet doch auf ihm. Ich bin gespannt, wie es für ihn weiter geht und was Valerie Fritsch sich für ihn ausgedacht hat. Kann man da ein Happy End überhaupt erwarten?

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
christiane Fi kommentierte am 19. März 2024 um 04:18

Mir gefiel der Urlaub ganz toll. Wie schlimm ist seine Mutter, bitte?

Mir war der Otto so symphatisch und deshalb war ich doppelt enttäuscht, dass er den Machenschaften der Mutter kein Ende setzte, als er die Wahreheit herausfand.

Am Ende hat er ihn ja dann erlöst, nur leider viel zu spät.

Wie traurig auch, dass August keinen Schulabschluss hat. Zumal er ja im jungen Kindesalter sehr gut in der Schule war.

Die Sprache ist noch immer wunderschön. Allerdings habe ich ab und zu das Gefühl in eine Art Manta zu fallen. Ich schweife dann mit m,einen Gedanken ab und muss ein weiteres Mal lesen.

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Leapunch kommentierte am 21. März 2024 um 05:36

August Leben ist in eine ganz andere Richtung verlaufen als ich es erwartet hätte. Die Arbeit im Leichenhaus macht die ganze Geschichte noch besonderer, als sie ohnehin schon ist. Mein Gesicht hätte ich gerne gesehen, als ich gelesen habe, dass er dort arbeitet ;D

Ich kann auf jeden Fall sehr gut nachvollziehen wie er sich hier fühlt und dass es nicht der richtige Job für ihn ist. 

Besonders toll fand ich den Sommerurlaub, da hat man nochmal eine ganz andere Seite seines Lebens kennengelernt und ich hätte ihm mehr solcher „unbeschwerter“ Zeiten gewünscht.

Der Blitz war auch ziemlich cool, ich finde es nicht übertrieben und finde die Mischung einfach klasse vor allem weil ich es eben niemals erwartet hätte.

Endlich kommt man dahinter welche Macht Lilly gegenüber August ausübt. Da habe ich richtig erleichtert ausgeatmet.

Ich bin so gespannt wie das Buch endet!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
LySch kommentierte am 21. März 2024 um 22:21

Puuh...ehrlich gesagt quäle ich mich seit Seite 91, also Teil 2, durch das Buch. Mittlerweile macht mich das, was mir davor so gut gefiel, fast schon sauer (haha, deswegen also der Titel?! :D)

Die Beschreibung des Sommers konnte mich noch mitreißen. Es war unglaublich schön zu lesen, wie August haarscharf an der Schwelle zu "es wird alles gut" stand und dann mit einem Ruck wieder von seiner Mutter zurückgezogen wird, kaum dass sie Zuhause sind. Ottos Verhalten fand ich unfassbar widerlich! Findet heraus, was die Mutter treibt und schaut weg. Genauso schaute auch schon die Mutter weg, als August vom Vater misshandelt wurde. Mich macht sowas richtig richtig wütend. Auch wenn es nur ein Buch ist, eine ausgedachte Geschichte; ich habe schon zuviel im Real Life gesehen und gelesen, um hier nicht betroffen zu sein, glaube ich...

Die Sprache ist mir mittlerweile definitiv ein paar Schippen drüber. Man muss wirklich nicht ALLES "vertonen", denn dann hört man die wirklich schönen Sätze gar nicht mehr heraus.
Zum Beispiel: "...klobige Apparate, die sich an der Ewigkeit abarbeiteten, bis sie eines Tages schwarz wurden. Die Satellitenschüsseln wuchsen hundertfach aus den bröckelnden Fassaden der Häuserblöcke wie fremdartige Pflanzen, Runde graue Blüten, die sich in den Himmel streckten und Signale direkt aus jener anderen Welt, der man irgendwann angehören wollte, empfingen." (S. 102 f.) Mich erschlägt das regelrecht, es ist definitiv zu viel des Guten.

Hui, und dann geht's mit einer Tätigkeit in der Leichenhalle weiter (really?), dann wird er Trickbetrüger in der Bar (OK, das nehm ich ihm ab), aber das alles nur, weil er vom Blitz getroffen wurde?? (ehrlich jetzt?) Es liest sich wie ein schräges Märchen im Moment, eines, das ich nicht sonderlich mag.
Irgendwie hatte ich mir etwas anderes erhofft, ehrlich gesagt. Mehr Innenschau, mehr Aufarbeitung vielleicht. Aber so ist es Schrecken ohne Mehrwert.
Genauso wie die grausamen Schilderungen, die Fritsch einfach so einwirft. Ohne sie in irgendeinen Kontext zu setzen. Das ärgert mich. Was bringt es mir zu wissen, dass da ein totes Baby in der Leichenhamme liegt? Wieso bekomme ich haarklein erzählt, dass in der Nachbarschaft Frauen geschlagen und psychisch misshandelt werden? Wenn daraus nichts folgt? Kein Kontext, keine Einordnung...? August liegt im Bett und hört zu, tut nichts. Dieses Nichtstun zieht sich durch das ganze Buch, jeder schaut nur weg.
Der Blitzschlag und Ottos Rettung finde ich ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Klaaar, der Stiefvater oder was auch immer bringt ihn in die Stadt und er hinterfragt genau gar nichts?! Kein Besuch von der Mutter, wo sie davor an ihm klebte und er unternimmt genau NICHTS? Hä?

Neee, also alles in allem, strange. Hat mich verloren. Ich bin gespannt auf Teil 3, aber da muss jetzt ordentlich was kommen.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Sursulapitschi kommentierte am 21. März 2024 um 23:39

Schöne Analyse, unterschreibe ich alles. Tolles Zitat. (So schlimm hatte ich es gar nicht mehr in Erinnerung.)

 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Himmelfarb kommentierte am 22. März 2024 um 08:16

Ich bin da ebenfalls ganz bei Dir! 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
her_favourite_books kommentierte am 22. März 2024 um 14:15

So Teil 2 hat mich überrascht bezüglich Augusts Erwachsenwerden. Für mich ist es ein riesiger Sprung bei der Handlung. Augusts Kindheit hat natürlich ihre Narben hinterlassen und langsam sehen wir, welche. Jetzt habe ich wirklich Angst vor dem dritten Teil, weil ich ehrlich gesagt etwas schlimmes erwarte. ich meine, wie schlimm kann es noch werden? Aber ich habe das Gefühl, dass irgendwelche erschütterte Wahrheit ins Licht kommt. Sprachlich finde ich den Roman mal wirklich schön und bildhaft, mal verwirrend. 
 

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
schatzye kommentierte am 22. März 2024 um 22:24

Ich schreibe wieder, ohne vorher andere Kommentare gelesen zu haben :) das kommt im Anschluss.

Meine Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt. Und ich sage das nicht als "werden wahrscheinlich nicht erfüllt werden", weil ich einfach dachte, die Geschichte handelt von den zugeführten Erkrankungen von August durch die Mutter.
Spätestens jetzt, wo er von zu Hause "geflohen" ist, ist das wohl vorbei.
Leider empfand ich den Mittelteil als noch schwächer als den Beginn.
Der Schreibstil mit keiner (oder kaum) wörtlichen Rede sagt mir in diesem Fall nicht zu. Außerdem greift bei mir die Stimmung nicht. Ja, August hatte bisher ein miserables Leben. Aber nimmt mich das mit? Nein.
Auch die Nebencharaktere erfüllen einfach ihre Rolle und sind sehr eindimensional. Die Mutter hat psychische Probleme und baut dadurch Mist, ist aber einfach in /mit ihrer Psyche gefangen. Otto ist der wohlwollende, dicke Mann, der August hilft, aber auch nicht wirklich eingreift. Der Vater war der Schatten eines bösen Mannes. Die Dorfbewohner verschließen die Türen vor den Problemen anderer.
Langweilig mMn. Schade!

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
cebra kommentierte am 23. März 2024 um 22:00

Wie leicht es dieser Autorin fällt, mit meinen Gefühlen zu spielen! Zu sehen, wie August im Urlaub aufblüht, hat mir das Herz geweitet. Und Hoffnung geschürt, dass sich nun alles ändern würde. Und dann ... Auch hier ist es ein Satz, der alles zusammen fasst: "Und wusste, auch wenn es nicht seine Signatur war, hatte er unterschrieben."(S. 87)

Mit dem Neuanfang in der Stadt tu ich mich ein bisschen schwer. Natürlich werden aus Kindern Erwachsene. Und aus Opfern oft Täter. Aber es tut mir weh, den geretteten Jungen als versehrten Mann zu sehen, dem Empathie fremd ist. Und ja, wo hätte er sie lernen sollen?

Dass er sich ganz widerstandslos von Otto in die Stadt, fort von seiner Mutter, hat bringen lassen, überrascht mich etwas. Das ließe sich eigentlich nur erklären damit, dass er doch ahnt, was sie ihm angetan hat, oder? 

In diesem Abschnitt haderte ich ein bisschen mit den Buch. Manchmal erschienen mir die wunderschönen Schilderungen als zu wenig handlungsorientiert und eher als Selbstzweck. Dieses Gefühl kam mir im ersten LA nie.

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 67 bis 115
Hobee77 kommentierte am 28. März 2024 um 14:50

In diesem Teil blicken wir weiterhin in die Abgründe der Familie. Ich finde immer noch, dass mir August zu nüchtern dargestellt wird, ich hätte mir mehr Emotionen gewünscht. Auch von der Mutter bekommt man wenig Emotionen mit, es wird relativ sachlich geschildert, wie sie vorgeht. 

Der Zeitsprung zu Augusts Jahren als erwachsener junger Mann, kam mir zu plötzlich.

Insgesamt hat mich das Buch noch nicht packen können, ich fühle mich eher so als teilnahmsloser Beobachter.