Rezension

Absolute Leseempfehlung

Nachts erzähle ich dir alles -

Nachts erzähle ich dir alles
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 5 Sternen

Léa führt eine kleine Patisserie mitten in München. Sie verlässt ihre Freundin Toni, weil die kein Interessa mehr an ihrer Beziehung zu haben scheint, Léa ist ihr zu wenig geworden. Um dem Schmerz zu entfliehen renoviert sie ihr Café in einem wilden Dschungel-Look, aber das reicht nicht. Deshalb fährt sie in ihr altes Familiendomizil an der Cote d`Azur, um sich zu sammeln und zu vergessen. 

Als erstes trifft sie Claire wieder, die alte Freundin ihrer Mutter. Sie essen, trinken und reden über die Vergangenheit des Hauses. Ihr Großvater, Biologe und Lebemann, der diesen Ort nutzte, um Partys zu feiern. Seine Frau, auch Biologin, die sich dem Nachwuchs, ihrer Tochter Brigitte verschrieb. Brigitte, die jung schwanger wurde und Léa allein gebar, denn erst da, war Léas Vater klar, dass er sich zu jung fühlte für ein Kind. Und so starben auch Brigittes Visionen an eine glorreiche Zukunft. Doch sie ließ sie gerne ziehen, im Tausch gegen das charmanteste, schönste Wesen auf dieser Welt, Léa. 

An Léas zweitem Abend hört sie Geräusche. Aus dem Gebüsch tritt eine junge Frau, sie ist vielleicht sechzehn. Sie kommen ins Gespräch, lernen sich ein wenig kennen. Léa genießt die Anwesenheit von Alice und sie verabreden sich für den nächsten Tag. Doch als Léa die Zutaten für den Pain un chocolat besorgt, den sie versprach zu backen, da war Alice schon tot, ertrunken in der Badewanne ihrer Eltern, das Kind, das sie trug acht Wochen alt.

Fazit: Ich mag die Geschichte sehr. Die Autorin hat mich auf verschiedene Arten bewegt. Anika Landsteiner ist eine spannende Liebesgeschichte gelungen. Ich habe mit den beiden ProatagonistInnen mitgefiebert, wollte unbedingt, dass sie, trotz aller Ängste zusammenkommen. Ich mag auch die Seite des Romans, der auf die Probleme von Frauen hinweist, die alleinige Macht über ihren Körper zu behalten. Es geht um den Umgang mit Abtreibung und den gesellschaftlichen Druck. Und es geht um Frauen, die ihre Karriere zugunsten ihrer Kinder an den Nagel hängen, was so selbstverständlich zu sein scheint. Ebenso um Frauen, die nach der Geburt von den Vätern ihrer Kinder verlassen werden. Und um Frauen, die Frauen lieben. Insofern ist es ein feministisches Buch, interessant zu lesen, durch einen intelligenten, attraktiven, feinsinnigen jungen Mann, der Léa begleitet und gefährlich nah kommt. Was kann man noch wollen, von einem perfekten Buch.

Ich war selbst an der Cote d´Azur, in Nizza, Monaco, Cannes und St. Tropés, während ich in der kleinen mitteralterlichen Stadt Éze gewohnt habe. Deshalb hat mich die Stimmung des Buches so gut abgeholt, der Duft der Orangen, des weichen warmen Brotes. Das weiche Wasser, das die Haut umschmeichelt. Es ist auch ein sinnliches Buch, weil die Autorin die richtigen Worte findet diese Eindrücke wiederzugeben. Absolute Leseempfehlung.