Rezension

Vielschichtiger Roman mit starken Figuren

Nachts erzähle ich dir alles -

Nachts erzähle ich dir alles
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 5 Sternen

Im Zentrum des Buches stehen drei starke Frauen: Léa, Brigitte und Claire. Léa, die Hauptfigur flüchtet nach einer Trennung in das Ferienhaus der Familie in Südfrankreich. Dort begegnet sie der jungen Alice, die kurz darauf stirbt. Alice Bruder Émile rekonstruiert die letzen Stunden seiner Schwester gemeinsam mit Léa. Die beiden kommen sich über all den Schmerz näher. Die zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden ist wundervoll erzählt. Lustig, traurig und völlig ohne Kitsch. Parallel erfährt der Leser mehr über die Vergangenheit von Léas Mutter Brigitte und deren bester Freundin Claire. Zwei Frauen, deren Leben so ganz anders verlief als sie es sich erträumten, die aber die Lust und Liebe zum Leben nie verloren haben und deren starke Freundschaft noch immer hält. Über allem steht die große Frage nach Mutterschaft, selbstbestimmten Entscheidungen und der Freiheit der Frau. Der Schreibstil ist sehr zeitgemäß, die Figuren könnten, bis auf Émile aus der eigenen Nachbarschaft kommen. Das wirkt sehr nahbar und ich kann mich gut in die Figuren hineinversetzen. Dazu der tolle Schauplatz Südfrankreich, der allerdings nicht emotional überladen sondern durchaus auch kritisch dargestellt wird. Ein starkes Buch mit starken Figuren.