Rezension

Am Ende steht eine neue Familie

Lied der Weite - Kent Haruf

Lied der Weite
von Kent Haruf

Bewertet mit 4 Sternen

Wie schon der erfolgreiche Roman „Unsere Seelen bei Nacht“ ist auch diese Geschichte des Autors, die im Original bereits 1999 erschienen ist, in der fiktiven Stadt Holt im amerikanischen Bundesstaat Colorado angesiedelt. Viel Handlung gibt es nicht. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Beziehungen und werden Impressionen von dem Leben in einer landwirtschaftlich geprägten Kleinstadt vermittelt. Sieben Romanfiguren stehen im Vordergrund – der Lehrer Tom Gruthie mit seinen neun und zehn Jahre alten Söhnen, seine Kollegin Maggie, die alten Viehzüchter und eingefleischten Junggesellen Harold und Raymond sowie die schwangere 17jährige Victoria. Letztere wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt und dank Maggie findet sie Aufnahme bei Harold und Raymond. Die Gruthies müssen sich gerade damit einrichten, dass die depressive Mutter sie verlassen hat. Alles wird in einer sehr ruhigen und beschaulichen Sprache erzählt. Da wörtliche Reden weder durch Anführungszeichen noch Spiegelstriche kenntlich gemacht werden, erfordert das Lesen eine gewisse Konzentration, um das Gesprochene den richtigen Personen zuordnen zu können. Es sind auch durchaus humorvolle Passagen eingearbeitet, vor allem soweit es um das Zusammenleben der alten Viehzüchter mit dem jungen Mädchen geht. Als etwas unpassend habe ich demgegenüber die Schilderung einiger grausamer Erlebnisse der beiden Gruthie-Jungen empfunden (wie das Auffinden einer verstorbenen Frau, die Beobachtung von Sexspielen unter Jugendlichen und der Obduktion eines Pferdes).

Das Buch hat mir recht gut gefallen.