Rezension

Der Pfau - wenn er blau sieht, sieht er rot

Der Pfau - Isabel Bogdan

Der Pfau
von Isabel Bogdan

~~Inhalt
Lord und Lady McIntosh bewohnen ein altes Herrenhaus in den schottischen Highlands. Die Kinder sind aus dem Haus und reichlich Platz vorhanden. Da der Betrieb des Gebäudes sehr viel Geld verschlingt, werden einige Zimmer an Feriengäste vermietet. Für ein verlängertes November-Wochenende kündigt sich nun die Investmentabteilung einer Londoner Privatbank für ein Teambuilding-Seminar an. Als der Lord in einem Anfall von Übermut fünf Pfauen erworben hatte, da ihm die Vorstellung gefiel, wie diese über seinen Rasen stolzieren, hat er nicht an die möglichen Folgen gedacht. Denn einer der Pfauenmänner hat eine Aversion gegen alles, was blau ist und glänzt. Zum Leidwesen des Lords beschädigt er den blau lackierten Wagen der Abteilungsleiterin. Aus lauter Sorge vor den Konsequenzen nimmt der Lord die Sache selber in die Hand und löst damit einigen Wirbel aus.

Meine Meinung
Isabel Bogdan hat mit ihrem Debüt ein wunderbar leichtes, aber dennoch nicht anspruchsloses, Buch geschrieben, welches mich köstlich unterhalten hat. Mit viel britischem Humor entführt sie den Leser in die schottischen Highlands  und lässt sofort Bilder im Kopf entstehen, die an Downtown Abbey oder Highland Sagas erinnern. Sie verzichtet auf billige Effekthascherei, ohne dabei langweilig zu werden und beschreibt ihre Protagonisten so facettenreich und liebevoll, das man mitten unter ihnen ist, mit ihnen friert, isst und Teambildung-Spiele spielt.

Eigentlich ist die Geschichte ziemlich unspektakulär und schnell erzählt. Ein Pfau mit einer ausgeprägten Blau-Aversion bereitet Probleme, was auch Lord und Lady McIntosh zu spüren bekommen, die auf ihrem Anwesen Ferienwohnungen vermieten. Mit der Pfauenbändigung haben beide ähnlich viel zu tun, wie mit der Gruppe von Investmentbankern, die den Landsitz für Teambuilding-Maßnahmen nutzen. Mit britischer Zurückhaltung und Ironie wird der Leser durch die Geschichte geführt, die von den Verwicklungen rund um den Verbleib des Pfaus, aber in der Folge auch einer Gans, leben. So beobachtet man aus der Ferne, wie die einzelnen Protagonisten mit gar keinem Wissen, Halbwissen oder auch Geheimnissen rund um das Wissen umgehen. Verwirrend? Ja, das soll es auch sein und warum sollte es dem Leser dieser Rezension anders gehen als dem Leser des Romans, der bis zu dem Ende der Geschichte auch nur mit Halbwissen versorgt wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass "Der Pfau" nicht jedermanns Geschmack treffen wird, da die Erzählung ruhig – vielleicht zu ruhig – daher kommt. Aber genau das hat mir gefallen. Es ist die perfekte Lektüre, um es sich auf dem Sofa mit einem Tee gemütlich zu machen und ja, es macht auch Lust eine Reise in die Schottischen Highlands zu buchen. Vielleicht nicht unbedingt auf das Anwesen von Lord und Lady McIntosh, aber wer weiß, wo es sonst noch Pfauen gibt, die den Aufenthalt interessanter gestalten …

Fazit
"Der Pfau" ist ein herrlicher Lesespaß, der mir wunderbare Stunden beschert hat. Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf, dann sollte es nur die sein, das Buch langsam zu lesen und so die amüsante Lektüre länger genießen zu können.