Rezension

Die 100

Die 100
von Kass Morgan

Bewertet mit 4 Sternen

Die Menschheit hat sich in Raumschiffe zurückgezogen, weil die Erde nach einer nuklearen Katastrophe nicht mehr bewohnbar war. Gut 300 Jahre später wird es notwendig, herauszufinden, ob überleben am Heimatplaneten wieder möglich ist. Dazu werden 100 jugendliche Straftäter auf die Erde entsandt, und der Versuch beginnt.

Hier hat mich sofort die Idee dahinter fasziniert. Die Menschheit wird auf Raumschiffe evakuiert, sitzt einige Jahrhunderte ab und schaut dann mal, was sich auf der Erde getan hat. Plots dieser Art liebe ich.

Und ich muss zugeben, ich wurde hier nicht enttäuscht. Die Handlung beginnt im gemäßigten Tempo. Da es auf eine mehrteilige Reihe hinausläuft, lernt man als Leser zuerst die Umgebung und eine Handvoll Protagonisten kennen, die man im Lauf der weiteren Geschichte höchstwahrscheinlich begleiten wird.

Die Figuren sind jugendliche Straftäter, die kurz vor der Vollendung ihres 17. Lebensjahrs stehen. Da sie ohnehin an ihrem nächsten Geburtstag exekutiert worden wären, setzt man sie kurzerhand in ein Raumschiff um die Erde zu erkunden, was ihnen vorerst das Leben rettet.

Ich denke, schon allein dadurch ist deutliches Konfliktpotential vorhanden. Immerhin muss man bedenken, dass diese 100 Jugendlichen keine unschuldigen Lämmer sind, sondern jeder einzelne von ihnen gegen das Gesetz verstoßen hat und dadurch im Grunde genommen für die anderen gefährlich sein könnte.

Im Vordergrund stehen die Charaktere Clarke, Wells und Bellamy auf der Erde, sowie Glass, die auf den Raumschiffen geblieben ist, und als Leser nimmt man abwechselnd die Perspektiven dieser Figuren ein.

Obwohl die Entwicklung der Protagonisten nicht uninteressant ist, bin ich in erster Linie von dem Setting und der Umgebung angetan. Durch Rückblenden wie auch durch Bellamys Sicht, kommt man dem Treiben auf den Raumschiffen näher und lernt so die Menschheit und dieses Gesellschaftssystem der interstellaren Zukunft kennen. Andrerseits treffen die Straftäter auf der Erde auf die Überbleibsel der einstigen Erdenbewohner und haben teilweise mit genetischen Mutationen aufgrund der jahrhundertelangen radioaktiven Strahlung zutun, die nicht nur verwirrend sondern vielleicht auch gefährlich für sie sein kann.

Bemerkenswert ist ein witziges Detail, dass die Autorin einfließen lässt. Zwischendurch ist immer wieder von altbekannten Märchen die Rede, die jedoch im Lauf der Jahrhunderte häufig beachtliche Veränderungen durchgemacht haben und mich in ihren neuen Versionen meistens zum Lächeln brachten. Denn wer wäre auf die Geschichte von Robin Hood, dem verbannten Prinzen und Medikamentendieb nicht neugierig?

Obwohl die Handlung selbst noch in den Startlöchern steht, hat mir dieser Reihenauftakt um die 100 Straftäter, die auf Erden ein neues Leben beginnen, gut gefallen und ich bin mir sicher, dass ich nach diesem gemeinen Cliffhanger rasch nach dem nächsten Band greifen werde.

Die-100-Reihe:
1) Die 100
2) Die 100. Tag 21
3) Die 100. Heimkehr

© NiWa