Rezension

Erwartungen enttäuscht, zu langatmig und zuviel Nebenhandlung, blasse Figuren

Dreizehn Tage - V. M. Giambanco

Dreizehn Tage
von V. M. Giambanco

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Krimi fängt recht spannend an: Die Detective Sergeants Alice Madison und ihr Partner werden mit dem Raubüberfall auf einen Laden durch ein obdachloses Mädchen konfrontiert, als sie von der Observation eines Studenten, der mordverdächtig ist, eine Pause einlegen wollen. So weit, so interessant, leider ist das alles aber nicht Thema des Krimis (auf Amazon sehr fatal, da hier die Leseprobe endet und der Leser ein völlig falsches Bild bekommt. Lediglich der Erzählstil kann hier beurteilt werden).

Das Thema des Krimis ist die Hinrichtung einer Familie, die mit anonymen Briefen und einem Ereignis in der Zukunft, welches in 13 Tagen (daher der Titel) zusammenzuhängen scheinen, sowie einer Entführung von Kindern in der Vergangenheit. Die Ermittler stehen somit unter Druck, innerhalb von 13 Tagen den Fall zu lösen, damit nicht irgendetwas Schlimmes passiert...

Vom Thema her ist der Krimi durchaus interessant und lesenswert, sowie die Ermittlungen bis zur Auflösung des Morfalls unterhaltsam und logisch nachvollziehbar.

Was mir leider den Lesespaß bis kurz vor dem zweiten Drittel des Krimis verdorben hat (danach wurde es nämlich sehr spannend), waren zum einen die häufigen Perspektivwechsel (manchmal innerhalb einer Seite), von unzähligen Figuren, die nicht unbedingt bedeutend für den Krimi waren, deren Geschichten und (noch schlimmer) der Alltag unbedingt miterzählt wurden. Das zog die eigentliche Krimihandlung unglaublich in die Länge und ließ sie teilweise stocken.

Zum anderen wird gerade die Krimihandlung zu kurz erzählt, teilweise, indem die Ermittler oder andere Personen angerufen werden oder neue Informationen im Nebensatz erwähnt werden, oder noch schlimmer, es zwar erzählt wird, dass die Ermittlerin in der Bibliothek recherchiert und auch etwas herausfindet, man als Leser aber noch mindestens 2 Kapitel hängen gelassen wird, bis man diese Information auch bekommt. In der Zwischenzeit wird man mit dem Alltag der Ermittler bombadiert, z. B. mit dem unappetitlichen Inhalt des Polizei-Kühlschrankes, mit langen Verhören oder Gerichtsverhandlungen oder eben den schon erwähnten Geschichten der Neben- und Randfiguren.

Hier hätten deutlich weniger Nebenhandlungen und mehr von der Haupthandlung wesentlich zur Steigerung des Erzähltempos beigetragen und auch die Spannung erhöht.

Dazu kommt, dass die Ermittler über 2/3 des Krimis auf der falschen Fährte sind, was man aber bereits nach dem 1. Drittel als Leser weiß. Das ist wirklich ärgerlich. Man kennt das mit der "falschen Fährte" ja auch diversen CSI-Krimi-Sendungen, daher finde ich die Methode an sich in Ordnung, aber nicht über einen Großteil des Buches. Das wird dann mit der Zeit einfach zu langweilig zum Lesen.

Der Erzählstil war okay, nicht das Gelbe vom Ei, aber durchaus lesbar und angemessen für den Krimi. Die Sätze waren relativ kurz (das soll aber laut Leserunde typisch amerikanisch sein, daher wohl okay) und es wurde viel wörtliche Rede benutzt.

Die Figuren, besonders die Hauptfiguren Alice und ihr Partner, blieben leider ziemlich blass. Man kam einfach nicht an sie heran, obwohl auch Sachen aus ihrer Kindheit erzählt wurden. Lediglich der Mörder bekam nach und nach Kontur, wobei jedoch bei ihm mir eine richtige Motivation für seine Taten fehlt.

Alles in allem ein Krimi, bei dem ich vom Klappentext und von der Leseprobe mir sehr viel erhofft hatte und dann doch ziemlich enttäuscht wurde. Daher kann ich ihn nur bedingt empfehlen. Statt der wenig aussagekräftigen Leseprobe im Netz und bei Amazon sollte man als potenzieller Käufer und Leser am besten im Buchladen das Buch mal hier und dort reinlesen und gucken, ob einem die Erzählweise, die Handung und die Figuren zusagen.