Rezension

Hatte ich mir anders vorgestellt

Zertrennlich - Saskia Sarginson

Zertrennlich
von Saskia Sarginson

Bewertet mit 3 Sternen

Zertrennlich

Ein ungewöhnliches, schwer einzuordnendes Buch hat Saskia Sarginson mit ihrem Erstling abgeliefert. 
Erzählt wird die Geschichte der Zwillinge Viola und Isolte, die Anfang der Siebzigerjahre mit ihrer Mutter Rose inmitten der Wälder von Suffolk ein Aussteigerleben führten und, obwohl frei von allen Konventionen trotzdem nicht unbeschwert aufwuchsen. Die zweite Erzählebene spielt in den achtziger Jahren. Viola leidet mittlerweile unter extremer Magersucht, Isolte hat sich ihren Weg als Modejournalistin erkämpft und steckt sowohl in einer beruflichen als auch einer privaten Krise.
Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt wild zwischen Vergangenheit und Gegenwart, von Isolte zu Viola hin und her. Das macht es zunächst schwer einen roten Faden zu finden und man weiß eigentlich gar nicht so recht, warum die Zwillinge sich so auseinander gelebt haben, Viola so schwer erkrankt ist oder die Mutter der Mädchen den Weg in den Selbstmord gewählt hat. Hier wäre es für den Leser hilfreich gewesen, wenn in der ersten Hälfte des Buches ab und zu Hinweise auf die alles auslösenden Ereignisse eingestreut worden wären.
Das dramatische, das Unglück auslösende Ereignis, wird erst im letzten Drittel des Romans beschrieben und bis dahin bleibt der Spannungsbogen leider recht flach. 
Dafür geht die Autorin bei der Beschreibung des schwierigen Verhältnis der Mädchen zu einander und zu den befreundeten Zwillingen John und Michael sehr in die Tiefe. So ist das zentrale Thema des Romans die Zwillingsproblematik. Einerseits die intensive Nähe, andererseits der Kampf um die Individualität, die beide Zwillingspaare jeweils auf dramatische Weise lösen. 

Fazit: Obwohl das Buch mir zu Anfang den Einstieg durch die irritierenden Wechsel von Zeiten und Personen, sowie den eher schwachen dramaturgischen Aufbau schwer gemacht hat, fand ich vor allem in der zweiten Hälfte des Buches die Personen und ihre Handlungen deutlich interessanter. 
Als positiv empfand ich den flotten, angenehmen Sprachstil, der das Buch aufwertet.