Rezension

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Definitiv kein Thriller, Drama würde eher passen

Zertrennlich - Saskia Sarginson

Zertrennlich
von Saskia Sarginson

Das Zwillingspaar Isolte und Viola haben eine alleinerziehende Mutter. Ihren Vater lernen sie nie kennen und sie erfahren auch nicht, wer es ist. Ihre Mutter ist leicht sprunghaft und autonom. Anfangs lebt sie mit den Kindern in einer Kommune mit allem was dazu gehört, dann zieht es sie plötzlich aufs Land, mitten in den Wald, um dort abgeschieden ein völlig autarkes Leben zu führen. Die Kinder genießen zwar die Zeit mit ihrer Mutter und das Leben in der Natur, aber in der örtlichen Umgebung und in der Schule bleiben sie immer Außenseiter. Die beiden Mädchen sind sich jedoch selbst genug, bis sie ein anderes Zwillingspärchen kennenlern, beides Jungen. Auch diese beiden Kinder kommen aus keinem einfachen Umfeld. Der Vater trinkt und schlägt, die Mutter schreitet nicht ein, die Jungen sind dementsprechend mehr als wild und schwänzen oft die Schule. Die unbeschwerte Kindheit wird jedoch später dramatisch getrübt und die Zwillingspärchen auseinandergerissen. Viola und Isolte verbringen den Rest der Kindheit und auch das spätere Leben in London. Sie wachsen fortan bei der älteren Schwester ihrer Mutter, Hettie auf. Schon im Teenageralter haben sich die Zwillinge voneinander entefernt. Isolte, die immer etwas emotional gefestigtere, fand Anschluß in der Schule, wollte nicht mehr die ewige Außenseiterin sein. Die Vergangenheit hat sie verdrängt, sie will auch mit Viola nicht mehr darüber reden, was im vorherigen Leben "im Wald" geschehen ist. Aber Viola, die empfindsamere, kapselt sich ab. Ihre Magersucht, die leider länger unbemerkt blieb, scheint ein Ventil für sie zu sein. Jetzt im Alter von Ende 20, steht es schlecht um Viola. Wieder einmal ist sie im Krankenhaus und es geht um Leben und Tod. Sie muß zwangsernährt werden und ist sehr schwach. In ihren Tagträumen denkt sie an die Kindheit im Wald zurück, läßt die damaligen Geschehnisse wieder aufleben und will gerne mit ihrer Schwester darüber reden. Doch Isolte läßt das damalige Geschehen nicht an sich heran. Sie ist mittlerweile eine erfolgreiche Modejournalistin und steht fest im Leben. Um Viola kümmert sie sich, aber sie findet nicht recht einen Zugang zu ihr. Aufgund beruflicher Veränderung, hat Isolte schließlich viel Zeit, Zeit zum Nachdenken und Zeit, Violas Wunsch nach einer Reise in die Vergangenheit, zu erfüllen. Isolte reist an den Ort ihrer Kindheit und muß sich dort nicht nur den Schatten der Vergangenheit und den längst verdrängten Schuldgefühlen stellen, sondern auch noch eine andere schockierende Nachricht erfahren, die sie Viola eigentlich lieber verheimlichen will. Aber Viola erfährt diese Wahrheit und es ist trotz aller Befürchtungen für sie ein Neuanfang und eine Chance zurück ins Leben zu finden.

Wenn auch kein hochspannender Thriller, so ist dieser Roman durchaus lesenswert. Er ist unheimlich geschickt und gut strukturiert aufgebaut. Die verschiedenen Erzählweisen, mal aus direkter Ich-Erzählweise von Viola, dann wieder unpersönlicher, in der 3. Person, machen es abwechslungsreich und spannend. Nach und nach erfährt man als Leser die Details aus der Kindheit im Wald und die Auslöser für das spätere Geschehen, unter dem die jetzt erwachsenen Zwillinge immer noch leiden. Eine dramatische Geschichte mit einem guten Ende, das Hoffnung auf ein Happy-End weckt.