Rezension

King - Überraschend gut

King - Er wird dich besitzen - T. M. Frazier

King - Er wird dich besitzen
von T. M. Frazier

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ausgangssituation ist recht interessant gestaltet. Ein Mädchen ohne Geld, ohne Klamotten, ohne Identität und ohne Gedächtnis. Sie ist nicht nur auf der Suche nach Erinnerungen und der Suche nach sich selbst, sondern vielmehr zunächst nach einem Dach über dem Kopf und etwas zu Essen. Ihr zur Seite steht eine Prostituierte zur Seite, eine zweifelhafte Freundin, die ihr den Rat gibt, sich einen Rocker zu suchen, der sie beschützt und sie im besten Fall für einige Tage bei sich aufnimmt. So lernen sie und King sich kennen.

Der erste Band der King-Reihe hat mir insgesamt gut gefallen. Die Gestaltung der Figuren finde ich gelungen. Über King vor seinem Gefängnisaufenthalt werden viele Andeutungen gemacht die davon ausgehen lassen, dass er sich das Prädikat "Bad Guy" mehr als verdient hat. Die (Ver-)Änderung hin zu einem grüblerischen Menschen, der sein eigenes Leben in Frage stellt, habe ich der Autorin durchaus abgenommen.
Die Vorstellung, an einem Ort aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, wer man ist und wo man herkommt, wie das eigene Leben vorher ausgehen haben mag - das ist für mich eine Horrorvorstellung. Ich war zunächst ein wenig skeptisch, wie die weibliche Figur zu einer starken Rolle wie King passen würde. Und ich war angenehm überrascht, denn die Autorin hat das gut gemeistert. Doe ist eine schöne Mischung aus Aufsässigkeit, Dickschädel und Verletzlichkeit. Die Art und Weise, wie beide zusammenwachsen und sich ihre Gefühle füreinander eingestehen, passt zu ihren jeweiligen Persönlichkeiten. Von aufwühlend und überrumpelnd bis hin zu roh, leidenschaftlich und mitunter sogar zärtlich zeigt sich eine recht große Palette. Das hätte ich so gar nicht erwartet und es hat mich wirklich positiv überrascht!

Zwischendurch hat mich das Hin und Her der beiden zwar etwas genervt und die ein oder andere Handlung war für mich auch nur schwer nachzuvollziehen. Auch den Strang um Kings Tochter finde ich eher zweifelhaft angelegt. Sein Verantwortungsgefühl für das kleine Mädchen ehrt ihn zwar sehr und es macht ihn noch etwas menschlicher - er ergibt aus meiner Sicht aber wenig Sinn, denn für das Kind ist ein fremder. Bei aller Romantik ist das für mich unlogisch.